Weschnitztal. Es gibt nicht oft Dinge, die sozusagen gleichzeitig in allen drei Weschnitztal-Gemeinden „aufschlagen“. Doch was das Thema illegaler Müll betrifft, so ist ein paralleles Auftreten des Problems unübersehbar: Da gibt es Beschwerden in Fürth und in Mörlenbach, und bei der Sitzung des Ortsbeirats Mörlenbach-Mitte standen unlängst die Themen „Erscheinungsbild“, „Kleider- und Glascontainer“ sowie „Container Brückenacker 6“ auf der Tagesordnung. Nun äußern sich die Gemeinden – zu „Brennpunkten“, zu Müllmengen, zu Kosten der Beseitigung und auch dazu, ob sich die Problematik in jüngster Zeit verschärft hat.
Fürth: „Die DRK-Container sind die schlimmsten“, sagt Bürgermeister Volker Oehlenschläger. Die Gemeinde vermeldet deshalb: „In den letzten Monaten musste das Bauhofteam der Gemeinde Fürth leider wieder verstärkt Fälle von illegalem Müllabladen verzeichnen. Auf öffentlichen Plätzen, Parkplätzen, vor Glas- und Altkleidercontainern oder in der Natur entsorgen Menschen Unrat aller Art. Dabei sind Autoreifen, Elektroschrott, altes Geschirr oder alte Möbel keine Seltenheit.“
Überwachungskameras zur Identifizierung nicht zulässig
Der Rathauschef ist überzeugt, dass die meisten, die ihre Abfälle in der Landschaft entsorgen, mit dem Auto unterwegs sind. SPD-Gemeindevertreter Hans-Georg Respondek fragte deshalb, ob es nicht möglich sei, an neuralgischen Punkten Kameras zu installieren, um Autonummern oder Ähnliches zu sichern, doch Oehlenschläger winkt ab: „Die Überwachung des öffentlichen Raums ist nicht zulässig.“
Der Sozialdemokrat hat kürzlich den Bereich vor den Kröckelbacher Glascontainern fotografiert. Er komme nicht oft dort vorbei, sagt er. Doch der Anblick eines funktionsfähigen Schreibtischstuhls, der neben einem Berg Pappkartons abgestellt war, empört ihn dann doch: „Wer wirft denn so etwas weg?“
Das weiß auch im Rathaus niemand, doch heißt es dort: „Illegale Müllentsorgung ist nicht nur ein lokales Problem, sondern stellt deutschlandweit eine große Herausforderung dar. Laut einer Studie des Bundesumweltamtes entstehen allein in Deutschland jährlich Schäden von rund 700 Millionen Euro durch das illegale Abladen von Müll.“
Mögliche Zeuginnen und Zeugen können sich per Mail an das Ordnungsamt wenden
Diese Form der Umweltkriminalität nimmt seit 30 Jahren kontinuierlich zu. So hat sich die Menge illegal entsorgten Sperrmülls in vielen Regionen nahezu verdoppelt, besonders in ländlichen Gegenden und an schwer einsehbaren Plätzen. Doch sei für die Gemeinde klar, dass man illegale Müllentsorgung nicht toleriere, sondern streng verfolge, und Oehlenschläger bemerkt: „Es geht nicht nur um den Umweltschutz, sondern auch darum, das Lebensumfeld unserer Bürger sauber und lebenswert zu erhalten.“
Weshalb er mögliche Zeuginnen und Zeugen auffordert, sich an das Ordnungsamt zu wenden per E-Mail an ordnungsamt@gemeinde-fuerth.de. Ansonsten muss der Bauhof immer wieder ausrücken, den Unrat aufladen und entsorgen. Wie groß die Mengen sind und wie teuer ihre Beseitigung kommt, kann er nicht beziffern: „Die Leute leeren die Eimer und nehmen das mit, was dort noch herumsteht.“
Bauschutt, Chemikalien, Schrott statt Altreifen und Haushaltsgeräte
Was man im Ordnungsamt aber weiß, ist, dass es in puncto „Müllart“ eine Veränderung gegeben hat: Wurden vor 40 Jahren noch vorwiegend Altreifen und Haushaltsgeräte in die Landschaft geworfen, so sind mittlerweile auch Bauabfälle, gefährliche Chemikalien und Elektroschrott dazugekommen. „Mit dem wachsenden Konsumverhalten und steigenden Kosten für legale Entsorgungsmethoden nehmen viele Menschen den illegalen Weg, was sich negativ auf Natur und Gesundheit auswirkt.“
Rimbach: „Es ist bei uns nicht mehr, aber auch nicht weniger geworden als in früheren Jahren“, sagt Bürgermeister Holger Schmitt. Was die Schwerpunkte angeht, so sind das für ihn alle Sammelstellen für Altglas und Kleidercontainer, wo immer wieder „Bauschutt, Restmüll und Sperrmüll abgelagert“ werden. Schon seit einigen Jahren fahren die Bauhof-Mitarbeiter die öffentlichen Mülleimer doppelt so häufig an wie früher, ergänzt der Rathauschef.
Auch Vandalismus an öffentlichen Rastplätzen ist ein Thema
Für ihn gehört auch der Bereich Vandalismus hierher. Er erinnert an den Zustand eines arg ramponierten Bushäuschens. Die Holzhütte am Kreisel vor dem Ortseingang war schwer beschädigt worden und wurde später abgebaut.
Doch beklagt die Verwaltung daneben immer wieder Beschädigungen an öffentlichen Rastplätzen: Da werden Tische an Sitzgruppen beschmiert, angezündet oder die Platten werden durch Grillfeuer in Brand gesteckt.
Zurück zum Müll: Essenspackungen, Zigaretten und Taschentücher werden vom Bauhof neben Straßen, Geh- und Radwegen aufgelesen, in der Landschaft finden sich Farbeimer, Tapetenreste und Überbleibsel von Renovierungen. Ein fast tägliches Ärgernis sind gefüllte Hundekotbeutel, die einfach im Gras liegen gelassen werden.
„Die illegale Form der Entsorgung wird immer selbstverständlicher“, ärgert sich der Rimbacher Bürgermeister und ergänzt, dass die Müllentsorgung mittlerweile „ein Schwerpunkt im Aufgabenbereich des Bauhofs“ sei: In den vergangenen Jahren ist die aufgewendete Zeit von zwölf auf 30 Stunden pro Woche gestiegen – schon deshalb, weil oft zwei Personen gebraucht werden, um schwere Gegenstände wegzuschleppen.
Beseitigung von Gefahrstoffen ist aufwendig und teuer
Möbel, Elektrogeräte oder Matratzen kommen zum Wertstoffsammelhof des Zweckverbands Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße (ZAKB). Die Beseitigung von Gefahrstoffen ist aufwendig und teuer: Sie werden in Spezialbehältern gesammelt und von einer Fachfirma entsorgt. Schmitt schätzt, dass alles mit mehreren zehntausend Euro pro Jahr zu Buche schlägt.
Von den Bauhof-Mitarbeitern werden bei jedem Einsatz Bilder gemacht, bevor die „Bescherung“ beseitigt wird: Da sieht man achtlos durcheinandergeworfene Elektrogeräte, Teppichrollen, Matratzen und andere sperrige Gegenstände, die vermutlich bei Nacht und Nebel fortgeschafft wurden.
Mörlenbach: Die Zustände an öffentlichen Plätzen waren unlängst Gegenstand der Ortsbeiratssitzung von Mörlenbach-Mitte, das dem Thema den Tagesordnungspunkt „Erscheinungsbild“ gewidmet hatte. Kleider- und Glascontainer würden immer wieder zu Schwerpunkten, gerade auch wenn sie am „Überlaufen“ seien, hieß es damals. Tobias Czech vom Rathaus-Geschäftsbereich Bauen und Umwelt erklärte, dass die Gemeinde im Gespräch mit den Betreibern von Containern sei und immer nur auf die Leerungen hinweisen könne.
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