Lindenfels. Mit betrügerischen Anrufen verdienen sich Kriminelle ihr Geld. Deshalb ist es wichtig, wenn unbekannte Personen anrufen und mit liebevollen Stimmen etwas erzählen, misstrauisch zu werden und den gesunden Menschenverstand einzuschalten. Genau so hat sich der Lindenfelser Claus Richter verhalten, als ihm eine nette Frau via Bandansprache erklärte, sie sei eine Amazon-Mitarbeiterin und das Unternehmen habe ihm zu viel Geld abgebucht.
Den Fehler wollten sie korrigieren, und deshalb solle er jetzt die Nummer eins drücken und seine persönlichen Daten und auch die Bankdaten bekanntgeben. Claus Richter hat das einzig Richtige getan: Er hat aufgelegt, die Polizei und seine Bank angerufen und um Auskunft gebeten. Auf seinen Konten war alles in Ordnung. Somit war klar, dass es sich um einen Betrugsversuch handelte. Bestätigt wurde dies, als nur 20 Minuten später wieder das Telefon klingelte und dieselbe nette Stimme mit denselben Worten die Geschichte erzählte. „Da hatte ich wieder nicht auf das Display vom Telefon geschaut“, sagt Richter
Dieser zweite Anruf hat Methode, sagt Sebastian Trapmann, Mitarbeiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Südhessen. „Mit mehreren hintereinander folgenden Anrufen wird psychischer Druck aufgebaut.“ Aus der Praxis weiß er: „Kriminelle werden nie müde, und die Kriminalität kennt keine Grenzen“.
Die Polizei informieren und sich bei der Bank erkundigen
Die „Amazon-Anruf-Masche“ ist der Polizei bekannt. Es gibt in dieser Art weitere Anrufe, einige kommen angeblich sogar von der Bank. Immer ist es das Ziel, an Daten und damit letztlich an Geld der Opfer zu kommen. Besonders belastend sind Schock-Anrufe, die etwas von Unfall oder Tod erzählen und eine Kaution in den Raum stellen, um einem nahestehenden Menschen zu helfen.
„Keine Polizei ruft bei Angehörigen an und verlangt eine Kaution“, betont Sebastian Trapmann. Auch werde die Polizei nicht bei Menschen anrufen mit dem Hinweis, Schmuck und Wertgegenstände sicherstellen zu wollen. Immer wenn Anrufe von fremden Personen mit solchen Hinweisen kommen, gebe es nur einen sicheren Weg: Sofort den Hörer auflegen, Luft holen und den Anruf überprüfen.
Dann sollte man die Polizei informieren. Hier kann man wertvolle Tipps und weitere Hilfe bekommen. Außerdem kann, wie im Fall von Claus Richter, die Bank Auskunft geben, ob wirklich ein Mitarbeiter angerufen hat. In der Regel wird dies nicht der Fall sein. Geht es bei dem Anruf um ein angebliches Missgeschick von Angehörigen, so ist ein Anruf bei denen oder deren Nächsten eine gute Idee.
Sebastian Trapmann berichtet, dass sich solche Anrufe regional häufen. Kürzlich seien aus Ober-Ramstadt innerhalb kürzester Zeit 20 Anrufe gemeldet worden. Über eine ähnliche Häufung in Lindenfels hatte er keine Information. „Die Anrufe kommen in Wellen, es zeichnen sich dann Hotspots ab.“
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