Musik

Vom Odenwald ins „Punk-Mekka“

Mit einem Paukenschlag haben sich die White Sparrows zurückgemeldet. Die Punkband mit Wurzeln im Weschnitztal veröffentlichte mit „Zwischen Liebe, Hass und Suff" im November ihr drittes Studioalbum.

Von 
Philipp Schaab
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Weschnitztal. Mit einem Paukenschlag haben sich die White Sparrows zurückgemeldet. Die Punkband mit Wurzeln im Weschnitztal veröffentlichte mit „Zwischen Liebe, Hass und Suff“ im November ihr drittes Studioalbum und bereitet sich auf ein arbeitsreiches Jahr 2023 mit vielen Konzerten vor. Grund genug, sich mit Frontmann Nico Klein aus Erlenbach über die aktuellen Entwicklungen in und um die Band zu unterhalten.

Gerade bastelt er an neuen T-Shirt-Designs und kümmert sich um die Organisation der kommenden Tour. „Wir starten mit Radiointerviews, machen Promotion und kümmern uns um das Merchandise, schließlich müssen die neuen Shirts, Aufkleber und Mützen fertig sein, wenn es im Mai wieder losgehen soll mit Live-Auftritten.“ Dann werden die Sparrows auch ihre neuen Songs präsentieren, so wie kürzlich beim traditionellen Jahresabschlusskonzert im Weinheimer Café Central, gemeinsam mit den 0,5 Bullets und den Paraberries.

„Heftig“ seien die Reaktionen auf den neuen Tonträger gewesen, so Nico Klein. „Das Album wurde in allen möglichen Fanzines, Magazinen und Blogs besprochen, und es gab nicht eine einzige negative Rückmeldung, das hatten wir so noch nie.“ Der neue Tonträger ist abwechslungsreicher als das Vorgängeralbum geworden, findet Nico Klein. „Es sind sehr harte Songs dabei, aber auch eine Klavierballade. Streicher sind genauso zu hören wie eine Westerngitarre und eine Orgel. Der Sound ist sehr Oldschool, mit einer gehörigen Portion Rock 'n' Roll drin.“

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Was den Leadsänger und Bassisten der White Sparrows besonders freut: Der Titelsong „Zwischen Liebe, Hass und Suff“ erinnerte manchen Hörer gar an den Sound seiner Lieblingsband Social Distortion. „Das ist schon eine Riesenehre“, sagt er. Die Songs der Band, zu der außer Nico Klein die Gitarristen Martin Schäfer und Dominic Lasic sowie Schlagzeuger Max Jung-Poppe gehören, entstünden ganz intuitiv. „Es gibt kein Konzept, die einzelnen Songs sind sehr verschieden“, erklärt Nico Klein. „Kartell der Verlierer“ klingt mit seinen krachenden Gitarrenriffs zum Beispiel sehr metallastig, Nico Klein sieht Parallelen zum Sound der britischen Heavy-Metall-Ikonen Iron Maiden.

„Früher standen die White Sparrows primär für vier Akkorde und Vollgas, jetzt gibt es bei uns eine größere klangliche Vielfalt zu entdecken, wir sind stilistisch in viele Richtungen unterwegs.“ Das Intro erinnert mit seinem Akkordeon-Sound an ein Polka-Stück. Im Text ziehen die Punkmusiker Politiker der AfD wie Bernd Höcke und Alice Weidel durch den Kakao.

Geschrieben wurden Texte und Musik überwiegend von Nico Klein, aber auch Martin Schäfer war, wie bei den vorherigen Alben, am Songwriting beteiligt. Die so entstandenen Lieder seien aber eher Rohfassungen, so Nico Klein. „Im Proberaum gibt jeder Musiker seine eigene Note dazu.“ Besonders wichtig sind ihm politische Songs wie „Erst wenn es brennt“, in der die Band die Gleichgültigkeit in der Gesellschaft gegenüber dem Leid der Flüchtlinge und der Zerstörung der Umwelt beklagt.

Auch als Schallplatte

Nico Klein ärgert es, wenn Menschen eine Scheißegal-Einstellung haben. „Sprüche wie: Nach mir die Sintflut! habe ich sogar schon von Leuten gehört, die Kinder haben. Dabei sollten sie doch ein besonderes Interesse daran haben, dass die nächste Generation nicht in einer vom Klimawandel verwüsteten Welt leben muss.“

Neben der Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Themen spielt auch das Partyleben der Band in vielen Songs eine große Rolle. Das kennt man von den vorherigen Alben, aber der Ton ist persönlicher, nachdenklicher und reifer geworden.

Zur großen Freude der White Sparrows erscheint das neue Album nicht nur digital und als CD, sondern auch als Schallplatte. Das hat die Band auch ihrem neuen Label zu verdanken. Mittlerweile sind die vier Jungs von den White Sparrows bei SBÄM Records unter Vertrag. „Wir hatten mehrere Angebote und das Glück, uns das Label aussuchen zu können“, erklärt Nico Klein. „Unsere Band ist in der Szene mittlerweile bekannt.“

Den neuen Vertragspartner bezeichnet Nico Klein als das „Punk-Mekka“ in Europa. „Dort sind viele amerikanische Punkbands unter Vertrag, wir sind die einzige deutschsprachige Gruppe.“ Das Label habe Kontakte zu weltweit führenden Bands der Punkszene.

Ein renommiertes Label

„Der Besitzer von SBÄM Records ist ausgebildeter Grafik-Designer und hat für Bands wie Green Day, Blink 182, NOFX und Pennywise das Artwork gemacht.“ Das Label sei eine Institution. „Die Leute glauben oft gar nicht, dass eine kleine Band wie wir aus dem Odenwald bereits den dritten Plattenvertrag in der Tasche hat.“

Durch die Corona-Pandemie hat die Band es also unbeschadet geschafft. „Die White Sparrows sind keine Band zum Geldverdienen, das tun wir mit anderen Projekten. Wir haben den Luxus, dass wir unsere Einnahmen komplett in die Band reinvestieren können.“ Während der Pandemie nicht auf Tour gehen zu können, sei nicht einfach gewesen, aber man habe die Zeit produktiv genutzt.

Im Frühjahr wollen die White Sparrows live wieder durchstarten, dann wird die Band auch im europäischen Ausland, etwa in Polen und Tschechien, gastieren. Für Nico Klein und seine Bandkollegen kein Problem, schließlich haben sie auch englischsprachige Songs im Repertoire. Bereits im kommenden Winter soll es wieder ins Studio gehen, wenn genügend neue Songs vorhanden sind, so der White-Sparrows-Sänger.

Ein „positiver Druck“

Ein hohes Arbeitspensum also, das die vier Punkmusiker aber nicht schreckt. „Das ist ein positiver Druck, es macht mir Spaß, neue Texte zu schreiben. Wenn es bis Ende 2023 nicht klappt, ist es aber auch nicht tragisch. Aber wir freuen uns schon darauf.“ Alle zwei Jahre sollte eine Band wie die White Sparrows einen Tonträger veröffentlichen, erklärt der Punkmusiker. „Nach der Platte ist vor der Platte.“

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