Konzert

Trachtenkapelle Lindenfels huldigte der Egerländer Blasmusik

Von 
Frederik Koch
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Die Trachtenkapelle Lindenfels spielte die Musik von Ernst Mosch. © Dirk Zengel

Lindenfels. Unter dem Motto „Wir machen Ernst“ lud die Trachtenkapelle Lindenfels zu einem Konzertabend ins Bürgerhaus ein. Anlass war der 100. Geburtstag von Ernst Mosch, dem legendären Gründer der Egerländer Musikanten, der mit seiner unverwechselbaren Musik Generationen geprägt und die Blasmusik wie kaum ein anderer beeinflusst hat. Rund 150 Gäste waren gekommen, um diesen Jubiläumsabend zu feiern und in die Klangwelt Moschs einzutauchen.

Ein erwartungsvolles Murmeln ging durch den Saal, bevor Dirigent Ralf Jost den Taktstock hob. Mit dem Egerländer Liedermarsch wurde das Programm eröffnet – und sofort war die unverkennbare Handschrift Ernst Moschs zu spüren: kraftvoll, klangschön, mit einem Hauch Sentimentalität. Es folgten Stücke wie „Goldene Trompeten“, „Verlorene Liebe“, „Rauschende Birken“, „Kinderaugen“ und „Mondschein an der Eger“ – allesamt Lieder, die das Herz der böhmischen Musik ausmachen.

Schon nach den ersten Takten war das Publikum gefangen von der Wärme des Klangs, dem Zusammenspiel der Register, der Mischung aus Melancholie und Lebensfreude. Wie in roter Faden zog sich schließlich der Walzer durch den Abend. Immer wieder erklangen die typischen Dreivierteltakte, mal schwungvoll, mal zart, mal in verträumter Ruhe.

Dirigent Ralf Jost erklärte: „Ernst Mosch hat unzählige Walzer geschrieben – und deswegen darf es heute ruhig ein bisschen walzerlastig werden.“ Das Publikum nahm es mit einem Schmunzeln auf, und bald wippten viele Besucher im Takt. Als einer der Musiker fröhlich rief: „Machen Sie mit, hier ist Platz zum Tanzen“, begannen sich die ersten Besucher, von den Stühlen zu erheben. Spätestens bei der „Vogelwiese“, die zu den beliebtesten Klassikern des Egerländer Repertoires zählt, stand der Saal schließlich Kopf.

Gefühlvolle Gesangseinlagen und heitere Anekdoten

Kaum erklangen die ersten Töne, erhob sich das Publikum, klatschte im Rhythmus, und einige Paare tanzten im Kreis. Ein weiterer Höhepunkt des Abends war die Löffelpolka. Die Musiker griffen dabei zu echten Löffeln und zeigten, dass Rhythmusgefühl und Humor bestens zusammenpassen. Das Publikum quittierte die außergewöhnliche Darbietung mit begeistertem Applaus und stehenden Ovationen.

Zwischen den Musikstücken sorgten Anekdoten über Ernst Mosch für Unterhaltung und herzhafte Lacher. Besonders eine Geschichte sorgte für Heiterkeit: Ernst Mosch sagte zum Musikmeister Fred Krämer: „Fred, bring mir einen guten Hornisten!“ Nach einiger Zeit stellte Krämer ihm einen sehr guten, technisch brillanten Musiker vor. Mosch hörte kurz zu, verzog keine Miene und sagte dann trocken: „Schick ihn wieder heim – der versteht mich nicht.“ Es war genau dieser Humor, gepaart mit hohen Ansprüchen an die Musik, der Ernst Mosch zeitlebens auszeichnete.

Auch die Gesangseinlagen trugen zur Atmosphäre des Abends bei. Roland Frodel und Beate Hoeppner ließen ihre Stimmen während des Konzerts in den Saal fließen – mal weich und gefühlvoll, mal kraftvoll und voller Lebensfreude. Besonders in Stücken wie „Ich hab die Sterne gefragt“ und „Eine stille Stunde“ zeigte sich, wie sehr das Publikum diese ruhigen Momente zu schätzen wusste. Zwischen den schwungvollen Polkas sorgten sie für tiefe Emotion.

Zu emotional sollte die Stimmung jedoch nicht werden, und so scherzte ein Musiker: „Das ist eine Geburtstagsfeier, da wird auch mal auf die Schenkel geklopft.“ Das Publikum antwortete mit Gelächter und Beifall. Für die Zuhörer war der Abend kein distanziertes Zuhören, sondern ein gemeinsames Erleben. Die Menschen im Saal waren Teil des Geschehens – sie klatschten, summten, schunkelten und ließen sich von der Musik tragen.

Viele hatten dabei sichtlich Erinnerungen an frühere Zeiten, an Feste und Abende, bei denen Ernst Moschs Musik ein fester Bestandteil war. Als der letzte Ton verklang, brandete lang anhaltender Applaus auf. Doch niemand wollte die Musiker schon gehen lassen, und so folgten mehrere Zugaben: „Die Kapelle hat gewonnen“, „Wir seh’n uns wieder“ und schließlich „Gute Nacht“.

Dirigent Ralf Jost und Vorsitzender Thomas Bauer nahmen den Applaus mit sichtlicher Freude entgegen. „Es ist schön zu sehen, dass die Musik von Ernst Mosch auch nach 100 Jahren nichts von ihrer Kraft verloren hat“, sagte Bauer. Obwohl dieses Konzert den Schlusspunkt der Saison der Lindenfelser Trachtenkapelle bildete, dürfen sich die Fans bereits auf den nächsten Auftritt freuen: Am 7. März gibt es im Bürgerhaus in Lindenfels das jährliche Wunschkonzert.

Freier Autor für den Bergsträßer Anzeiger – ressortübergreifend an der gesamten Bergstraße tätig.

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