Lindenfels. Für eine gelungene Neuauflage von „Jazz im Kurgarten“ sorgte ein Quartett um den Schlierbacher Musiker Maurice Kuehn. Der Freundeskreis Moelan sur Mer – Lindenfels hatte unter dem Titel Jazz-Frühschoppen zur zweiten Veranstaltung dieser Form eingeladen.
Um den Kontrabassisten und Sänger Kuehn formierten sich Pianist Manuel Seng, Schlagzeuger Max Jentzen und Saxofonist Peter Klohmann. Die Bühne des Bürgerhauses, zum Kurgarten hin geöffnet, betraten vier Anzug tragende, sichtlich gut gelaunte Jazzer, die ansatzlos mit einem schnellen Swing loslegten. Nur die knappe Begrüßung „Willkommen zum zweiten jährlichen Jazz-Frühschoppen“ ging Kuehn noch eben über die Lippen, dann setzte er einen hurtigen Walking Bass in Gang.
Drummer Jentzen und Pianist Seng schnappten den Rhythmus auf und dickten ihn gehörig an. Darüber blies Klohmann freizügig ausgedehnte Phrasen. Es dauerte nicht lange, bis die Sakkos abgelegt und die Ärmel hochgekrempelt wurden.
Die Leidenschaft und das Spielvergnügen gingen schnell auf das Publikum über. Die Musiker lösten sich gegenseitig mit der Leadstimme ab, gaben sich Raum für kurze Breaks, Soli und Improvisationen. Die meiste Zeit überließ Kuehn seinem Saxofonisten das Feld, so dass dieser mit seinem hingebungsvollen, virtuosen Melodiespiel im Vordergrund stand.
Gesanglich kokettierte Kuehn durch seine Zurückhaltung: Seine honigweiche Tenorstimme hob er sich für eine handvoll erlesene Stücke auf. Darunter waren zärtlich gecroonte Balladen und Liebeslieder wie „It Had to Be You“ von Frank Sinatra und „L-O-V-E“ von Nat King Cole, aber auch einige Perlen der deutschen Hitparaden wie Dieter Thomas Kuhns „Sag mir quando, sag mir wann“ und „Hallo kleines Fräulein (Gisela)“ von den „3 Travellers“.
Band und Publikum brachten zusammen dem Geburtstagskind Herbert Katzenmeier ein Ständchen. Nicht nur Swing und Schlager kramten Kuehn und Co. für ihr mehrstündiges Programm aus ihrem reichhaltigen Repertoire, sondern auch ein paar lateinamerikanisch angehauchte und karibische Titel sowie „Die Moritat von Mackie Messer“ aus der Dreigroschenoper von Kurt Weill und Bertolt Brecht. Doch egal welchen Ursprungs, der Vollprofi Kuehn und seine kongenialen Mitstreiter nahmen, was ihnen gefällt, warfen es in ihren glühend heißen Schmelztiegel eigener Prägung und vergoldeten es zu einem Jazz, der frisch und urwüchsig daherkommt.
Erlös für die Jugendarbeit
Die Musik des Quartetts belohnte aufmerksames Zuhören durch Spielfreude und Kreativität, war aber keineswegs aufdringlich und konnte so auch als stimmungsvolle Kulisse für das Zusammensitzen, Plaudern, Essen und Trinken dienen. Die Band verteilte ihr Programm auf drei Abschnitte mit Pausen und unterhielt die Besucher so bis in den Nachmittag hinein. Um die Bewirtung kümmerten sich die Mitglieder des Freundeskreises. Es gab Bratwurst, Brezeln, Fassbier und andere kalte Getränke. Die Erlöse kommen der Jugendarbeit des Vereins zugute, dessen Nachwuchs momentan zum jährlichen Austausch in der bretonischen Partnerstadt ist.
Für den Fall schlechten Wetters waren die Organisatoren darauf vorbereitet, auf den Saal des Bürgerhauses auszuweichen. Dafür hätten die Musiker lediglich ihre Instrumente umdrehen müssen. Doch nach den schweren Gewittern in der vorherigen Nacht blieb es trocken – und die Besucher also draußen. Dass das Wetter keine Rolle spielt, erhöht wohl die Chancen, dass es mit dem Jazz-Frühschoppen weitergeht. Zumal die Stadt die Veranstaltung ausdrücklich unterstützt: Die Eröffnung hatte Bürgermeister Michael Helbig übernommen. Er sprach von einer guten Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis und deutete an, dass die Konzertreihe sich nun „vielleicht auf Dauer etablieren“ könnte. Schon im vorigen Jahr hatten Kuehn und Band auf Einladung des Freundeskreises im Kurgarten gespielt. Anlass war seinerzeit das 50-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft gewesen. In diesem Jahr ging der Verein für das Konzert eine Kooperation mit der Stadt ein. Helbig sah es als passenden Auftakt für das Burg- und Trachtenfest am kommenden Wochenende.
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