Medizin

Sprung in die Selbstständigkeit sicherte Arztversorgung in Lindenfels

Die SPD-Landtagsabgeordnete Josefine Koebe besuchte die neue Hausarztpraxis von Susan Winkler.

Von 
Philipp Kriegbaum
Lesedauer: 
SPD-Landtagsabgeordnete Josefine Koebe (Zweite von rechts) besuchte zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Kristina Höly (rechts), Bürgermeister Maximilian Klöss (Mitte) und SPD-Ortsvorsitzendem Ingo Thaidigsmann (Dritter von rechts) die Hausarztpraxis von Susan Winkler (Dritte von links). © Thomas Zelinger

Lindenfels. „Wenn der Patient im Gespräch mit mir vergisst, was ihm weh tut, dann habe ich alles richtig gemacht“, sagte die seit Anfang des Jahres selbstständig in Lindenfels praktizierende Ärztin Susan Winkler. Im Gespräch mit der SPD-Landtagsabgeordneten Josefine Koebe wurde deutlich, dass der Arztberuf für sie Berufung ist und nicht nur ein Beruf. „Ich bin nie wegen des Geldes arbeiten gegangen“, betonte Winkler.

Mit viel Bürokratie und Versicherungen konfrontiert

Susan Winkler will den Menschen helfen. Das bekam auch Koebe zu spüren, die samt Bürgermeister Maximilian Klöss, SPD-Ortsvorsitzendem Ingo Thaidigsmann, Koebes Mitarbeiterin Kristina Höly und dem Praktikanten Leo Gebauer eine halbe Stunde auf den Beginn des Gesprächs warten musste, weil Winkler noch Patienten behandelte. Als die Besucher aber an der Reihe waren, galt ihnen die ungeteilte Aufmerksamkeit der Ärztin bei Kaffee und süßen Teilchen im eigens vorbereiteten Aufenthaltsraum. Ihr Stethoskop hatte sie auch dabei stets griffbereit.

Zu Beginn dieses Jahres wagte die Internistin den sprichwörtlichen Sprung ins kalte Wasser der Selbstständigkeit. Von Beginn an habe sie die „ganz furchtbare Bürokratie“ in Deutschland kennengelernt. Die Kassenärztliche Vereinigung genehmigte erst Anfang Dezember 2024 ihren Arztsitz, obwohl die Schließung des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) des Kreiskrankenhauses im Burgstädtchen zum 31. Dezember bereits Ende August bekannt gegeben worden war. Wenige Wochen später ging Winkler mit ihrem Team an den Start. „Da ist uns allen ein riesen Stein vom Herzen gefallen“, kommentierte Bürgermeister Klöss.

Die Ärztin betont, dass sie den Schritt nicht bereue, denn sie sei „von ganzem Herzen Ärztin“. Sie sagte aber mit Blick auf die vielen Formalitäten auch: „Ich würde es kein zweites Mal machen.“ Mit der Vielzahl von Versicherungen, die sie nun abschließen musste, sei sie in ihren 14 Jahren als Klinikärztin nicht konfrontiert worden. Auch die Rolle als Arbeitgeberin war neu für sie. Geschafft habe sie den Neustart dank der Unterstützung ihrer gesamtenFamilie. Dazu gehören Ehemann Mohammad Zubair sowie drei Töchter und drei Söhne im Alter von zwei bis 20 Jahren.

Der Ehemann ist neben den beiden Arzthelferinnen Daniela Heßmer und Sonja Schepula sowie einer Reinigungskraft ihr vierter Angestellter. Er kümmert sich um alle technischen Belange im Klinikablauf. Eine von künstlicher Intelligenz (KI) gesteuerte Telefonanlage habe er bereits eingeführt, an den Voraussetzungen für den Einsatz von Telemedizin arbeite er gerade – neben seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der islamischen Hilfsorganisation Humanity First Deutschland.

Elektronische Patientenakte ist laut Winkler zu intransparent

Winkler bedauert, dass die Einführung der elektronischen Patientenakte schleppend und für viele Beteiligte intransparent laufe. Sie schätze, dass „höchstens fünf Prozent“ ihrer Patienten überhaupt wisse, wie diese funktioniert.

Sie wünsche sich, dass den Hausärzten mehr Entscheidungsspielräume gelassen werden, antwortete sie auf die entsprechende Frage der Besucherin aus dem Landtag. „Wir Hausärzte könnten noch viel mehr tun“, sagt sie und führt als Beispiel eine Ohrspülung an. Diese dürfe nur von einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt durchgeführt werden, obwohl jeder Hausarzt dazu in der Lage wäre.

Susan Winkler stammt aus Cottbus, studierte in Lübeck, arbeitete am Klinikum Wiesbaden und legte an der Universität Mainz ihr Staatsexamen ab. Sie bezeichnet sich als tief gläubig und konvertierte 2008 zum Islam. 14 Jahre war sie Ärztin in der Kreisklinik Groß-Umstadt, bevor sie 2022 in das MVZ nach Lindenfels wechselte. Dort erhielt sie im Herbst 2024 die betriebsbedingte Kündigung, obwohl sie erst im Juni einen unbefristeten Arbeitsvertrag unterschrieben hatte.

Freier Autor Schwerpunkte: Lokales Lindenfels / Lautertal, Chorgesang, Vereine, Hintergründe.

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke

Thema : Burgfest Lindenfels

  • Lindenfels Kinder verlegten den „Wilden Westen“ nach Lindenfels

    Der traditionelle Kindernachmittag beim Lindenfelser Burgfest ist der Höhepunkt für viele Familien aus der ganzen Umgebung. Über 180 Kinder zog es in den „Wilden Westen“, den Simone Spielmann und ihr Team vorbereitet hatten. An acht Stationen testeten die Kinder ab drei Jahren ihre Geschicklichkeit. Alle Spiele waren kostenlos. An der Burgschänke stand Simone Spielmann und verteilte die Laufzettel. An jeder der acht Stationen erhielten die Kinder einen Stempel. Wer alle absolviert hatte, durfte sich ein kleines Geschenk aus einer großen Kiste aussuchen. Die Aufgaben waren bunt gemischt. Unter den Augen von Simone Spielmann musste man in drei geschlossene Eimer greifen und Spinnentiere aus dem Wasser holen. Dann ging es weiter zum Hufeisenwerfen. Geschickt warfen die Jungen und Mädchen echte Hufeisen an eine Stange. Das Zielwerfen mit viel Gefühl lag manchen Mädchen mehr als den Jungen. An zwei Tischen vor der Burgschänke war eine Schürfstelle für die Goldgräber: Nicht unter Tage im Schacht, sondern in Badewannen voller Spielsand mussten Goldnuggets gesucht werden. „Ich habe ihn, ich habe ihn“ rief ein blondes Mädchen. Die „Nuggets“ durften die Kinder mit nach Hause nehmen. In der Burgschänke bastelten Kinder aller Altersklassen unter der Aufsicht von Stefan Lauterbach Halsketten und Armbänder. „Als Indianer braucht man ein Armband.“ Cowboys auf dem SteckenpferdAuf halber Höhe auf dem Weg zur Burg gab es Pfeilwerfen. Für die Älteren hing eine Dartscheibe an einem Baum, für die Jüngeren gab es eine Scheibe mit Bildern. Neben dem Zielen mit Pfeilen lag eine Station, bei der Schaukelpferde mit einem Lasso gezogen werden mussten. Über eine kurze Distanz mussten die Kinder die Schaukelpferde ziehen. Manche machten es mit viel Kraft und roher Gewalt. Zwei Stationen waren rechts und links neben dem Burgtor. Auf der rechten Seite gab es „Hobby-Horsing für Cowboys, die sich nur ein Steckenpferd leisten können“. Jedes Kind durfte sich ein Steckenpferd aussuchen, und los ging es mit dem Westernturnier. Westernpferde müssen wendig und schnell sein, um den Kühen oder Pferden hinterherzujagen. Slalom und Geschwindigkeit spielten eine Rolle auf der Strecke um eine Tonne herum. Auf der linken Seite vom Burgtor probierten die Kinder aus, wie gut sie sich lautlos bewegen können. Ein Muss für Indianer, die sich an den Gegner anschleichen. Ein Geflecht von Schnüren, an denen Glocken und Musikinstrumente hingen, musste überwunden oder unterklettert werden. Ein Mädchen aus Gadernheim hatte den Einfall: „Warum über die Schnüre krabbeln, warum nicht unten drunter durchrobben?“. Sie war die Schnellste und klopfte sich anschließend den Dreck ab. Schon bald gab es keine Laufkarten mehr, aber die Kinder konnten an allen Stationen weiter ihre Fähigkeiten testen. Sie testeten auch das Klettern und Schwingen an den Ästen des jungen Bäumchens gegenüber der Burgschänke. Der junge Baum ertrug die Kletterer mit Ruhe und Gelassenheit.

    Mehr erfahren
  • Lindenfels Trachtenkapelle: Polka-Klänge am Fuß der Burg Lindenfels

    Die Musiker der Lindenfelser Trachtenkapelle stimmten sich mit einer öffentlichen Probe schon einmal auf das anstehende Burgfest ein.

    Mehr erfahren
  • Lautertal Viele Termine sollen Besucher in den Odenwald locken

    Der Veranstaltungskalender der TAG präsentiert Events wie das Lindenfelser Burgfest und kulturelle Höhepunkte. Eine spannende Einladung, den Vorderen Odenwald zu entdecken.

    Mehr erfahren

Thema : Lindenfels-Festival

  • Lindenfels Ein Konzert in Lindenfels zum Mitmachen

    Elisha Mbukwa und seine Band begeisterten bei ihrem Auftritt die rund hundert Besucher.

    Mehr erfahren
  • Life 2023 13-jährige Ausnahmekünstlerin beim Lindenfels-Festival

    Musik ist Franziska Trilligs Leidenschaft. Mit nur sieben Jahren begann sie, Gitarre zu spielen. Heute komponiert die jetzt 13-Jährige eigene Songs. Ihr ganzes Können zeigte sie nun auch bei einem Konzert beim Life-Festival.

    Mehr erfahren
  • Lindenfels-Festival Lindenfels-Festival: Über 100 Besucher beim Klassik-Konzert

    Sopranistin Emma Kindinger, Pianist Mathieu Bech und Klangregisseur Lennart Scheuren zeigten beim Klassik-Konzert ihr ganzes Können

    Mehr erfahren