Burg- und Trachtenfest

Der Trachtenumzug krönte das Burgfest-Jubiläum in Lindenfels

Das Burg- und Trachtenfest feiert in diesem Jahr sein 120-jähriges Bestehen. Der Höhepunkt der Veranstaltung war der Festzug am Sonntag, bei dem eine Odenwälder Bauernhochzeit um 1900 nachgestellt wurde.

Von 
Jutta Haas
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Lindenfels. Einen Eindruck, wie eine Odenwälder Bauernhochzeit um 1900 gefeiert wurde, erhielten die zahlreichen Zuschauer am Straßenrand, als durch Lindenfels der Umzug im Rahmen des diesjährigen Burgfestes rollte.

Alljährlich öffnet das Lindenfelser Museum seine großen Tore und vieles, was im Laufe eines Jahres dort besichtigt werden kann (derzeit ist das Museum wegen Bauarbeiten geschlossen), wird auf Hochglanz gebracht und hervorgeholt. Die Menschen auf den Wagen und bei den Fußgruppen hatten sich in ihrer schönsten Tracht herausgeputzt. Sogar die Pferde, die an die Wagen gespannt wurden, hatten zum Umzug ein besonderes Geschirr und Schmuck bekommen.

Zukunftspläne werden beim „Baum im Odenwald“ geschmiedet

Somit entstand wieder ein eindrucksvolles und lebendiges Heimatmuseum, das entlang der Nibelungenstraße vom Stadteingang von Reichelsheim kommend zum Ortsausgang in Richtung Bensheim zog. Gedreht wurde auf dem Busparkplatz der Firma Schmidt-Omnibusreisen, dann ging es zurück und abschließend bog der Umzug in die Burgstraße ein.

Den Anfang zum Umzug machte die Fahnengruppe, gezeigt wurden die Stadt- und Landesfahnen. Die Stadt- und Burgwache mit Bürgermeister Michael Helbig folgte in der Tracht von Lindenfels. Musikalisch führte die Feuerwehrkapelle Mörlenbach diesen Umzug an, weitere sollten folgen.

In einem Wäschekorb trugen die Freundinnen der Braut das Gothekissen, das prall gefüllt ist mit Federn und Kinderwäsche. © Thomas Neu

Nun wurde die Spinnstube gezeigt. Während sich die Spinnräder drehen, werden an den Winterabenden nicht nur Geschichten erzählt, wird nicht nur getanzt und gesungen. Jungen und Mädchen können sich kennenlernen, vielleicht sogar etwas näherkommen. Es folgte der „Baum im Odenwald“, wo sich das Paar mal ganz allein treffen und Zukunftspläne schmieden kann. Dann kommen die Eltern ins Spiel: Ein weiterer Wagen zeigte, wie die Eltern vor dem Ortsschultheißen den Ehevertrag aushandeln.

Dann ist geschafft, der Hochzeit steht nun nichts mehr im Weg. Dem bunten Blumenbogen und Hochzeitskranz folgte das Brautpaar, vertreten in diesem Jahr durch Maximilian Klöss und seiner Ehefrau Anna. Die beiden hatten auch im wirklichen Leben vor Kurzem geheiratet, so war ihre Teilnahme am Umzug für sie etwas Besonderes. Dem Brautpaar folgten die Eltern und Paten, die Freundinnen der Braut trugen das Gothekissen in einem Wäschekorb.

Erst nach dem Kirchgang durfte das Brautpaar zusammen laufen

„Vor dem Kirchgang wurde der Bräutigam von den Vätern geleitet und die Braut von ledigen Brautführern. Letztmals trug der Bräutigam dabei den Dreispitz mit der Spitze nach vorn zu seinem schwarzen Festrock. Die Braut war ebenfalls in schwarz gekleidet, ihre Schürze war mit Blumen geschmückt und sie trug ein weißes Perlenhäubchen. Nach dem Kirchgang waren sie verheiratet und durften nun gemeinsam laufen, gefolgt von der ganzen Hochzeitsschar mit Eltern, Verwandtschaft und Freunden. Alle waren in ihrer hübschen Festtagstracht gekleidet und trugen bunte Sträuße. Die Kinder wurden in historischen Kinderwagen gefahren oder im Bollerwagen. Diese Gruppe wurde von der Trachtengruppe Lindenfels dargestellt. Das Akkordeon-Orchester der Trachtengruppe spielte dabei, ebenso die Tanz- und Musikgruppe.

In der Postkutsche wurden die Gäste aus Bensheim zur Hochzeit gefahren. Die histo-rische Kutsche wurde extra für den Umzug aus dem Museum geholt. © Thomas Neu

Der Nachtwächter sorgte auch bei einer Hochzeit für Ordnung

Im Umzug waren außerdem zwei Geißen mit ihren Hirten. Der Frauenkreis Winterkasten hatte sich um die Erntekrone und um die geernteten Früchte der Jahreszeit gekümmert. Unter den Gästen war auch der Verband für Heimat und Brauchtumspflege Rheinland-Pfalz. Die Trachtenkapelle Lindenfels sorgte für Musik. Danach folgten die Trachtenträger aus Reichenbach. Die Trachtengruppe im Verschönerungsverein Reichenbach hatte zudem eine Kutsche dabei, mit der weitere Teilnehmer mitfahren konnten.

Dann hörten die Zuschauer das Posthorn. Hoch oben auf der gelben Kutsche saßen die Postillione. In der Kutsche wurden die Gäste aus dem fernen Bensheim zur Hochzeit gefahren und sie winkten aus den Fenstern – natürlich in Tracht. Für Musik sorgte sodann der Spielmannzug der Freiwilligen Feuerwehr Winterkasten.

Zu einer Odenwälder Hochzeit gehört ebenso die Aussteuer, die im folgenden Kammerwagen gezeigt wurde. Hier waren die Betten mit Kissen und Decken mit dicken Daunenfedern aufgebaut, ein Kinderbett war ebenfalls dabei. Der Nachtwächter hatte auch bei einer Hochzeit für Ordnung zu sorgen und war nun selbstverständlich beim Umzug mit seinem Nachwuchs dabei.

Jugendwehr spritzte Zuschauer mit der Johannispumpe nass

Im zweiten Teil des Umzugs wurden die Handwerker dargestellt, die in dieser Zeit in Lindenfels wirkten. Hier war das Museum erneut eine Fundgrube. Gezeigt wurden die Apfelweinherstellung und eine Schnitzbank. Musikalisch spielte dazwischen die „Katholische Kirchenmusik“, eine Blaskapelle aus dem benachbarten Fürth.

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In der Nagelschmiede erklang der Hammer auf dem Amboss. Es folgte eine große Gruppe an Zimmerleuten. Im Umzug zeigten sie, wie eine Grubensäge funktioniert. Im nächsten Wagen wurde die Bearbeitung von Flachs gezeigt. Dann gab es noch einmal Musik, diesmal von den Odenwälder Jagdhornbläsern, den „Schloßwaldjägern“.

Die Jugendwehr sorgte mit der Johannispumpe für Spaß. Sie simulierten einen historischen Feuerwehreinsatz. Anstelle eines Martinshorns wurde die Trillerpfeife benutzt.Zum Betätigen der Pumpe brauchte man noch viel Kraft. Nun erlaubten sich die Nachwuchsbrandschützer, die Zuschauer nass zu spritzen. Der Abschluss dieses kurzweiligen Umzugs waren dann die heutigen Rettungswagen und Einsatzwagen der Feuerwehr.

Freie Autorin

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