Rimbach. Seit Kurzem hat auch Rimbach einen „Fairteiler“, wie die Aufbewahrungsorte für gerettete Lebensmittel ganz offiziell heißen. Zu seiner Einweihung sind die Spender, die Erbauer, Bürgermeister Holger Schmitt und auch diejenigen gekommen, die sich künftig um die Befüllung und Sauberhaltung kümmern werden. Gerade als Schmitt zu seiner Begrüßung ansetzt, läuten die Kirchenglocken – der Rathauschef sieht das als gutes Omen.
Auf dem Parkplatz vor der Alten Schule hat der Schrank einen zentralen Platz gefunden, auf halbem Weg zur Martin-Luther-Schule, in direkter Nähe zu den beiden Kirchen, und Schmitt ist überzeugt, dass so sehr viele Menschen auf ihn aufmerksam werden. Kurz erklärt er, worum es geht: „Fairteiler“ dienen dazu, Lebensmittel anzubieten, die sonst im Müll gelandet wären. Jeder darf sich daraus bedienen und jeder darf auch etwas hineinstellen.
Essen wird vor der Biotonne gerettet
In den Nachbargemeinden Mörlenbach und Fürth gibt es bereits „Fairteiler“. Doch Schmitt erklärt: „Für uns ist das etwas ganz Neues.“ Für die Sparkassenstiftung nicht, sagt Vorstandsmitglied Bruno Klemm: „Es ist unser dritter im Verbreitungsgebiet.“ Denn das Gremium hat bereits Schränke in Heppenheim und unlängst in Gorxheimertal gesponsert. Er ist voll des Lobes für die Lebensmittelretter: „Es ist unglaublich, was da alles gerettet wird und nicht in die Biotonne fliegt.“
Die Stiftung plant, insgesamt zehn Schränke im Verbreitungsgebiet aufzustellen, und Klemm hofft, dass der Schrank in Rimbach gut angenommen wird. Stiftungsleiterin Andrea Haaf hat den Inhalt mehrerer Kartons in den Schrank gestellt –es sind Gläschen mit „Stiftungshonig“. „Wir haben insgesamt zehn Völker“, bemerkt sie. Wer schnell ist, bekommt noch eine Kostprobe, aber es muss auch grundsätzlich niemand leer ausgehen: Zur Einweihung sind die Regale gefüllt mit frischen Paprika, Äpfeln und Kartoffeln, in den Kisten stehen Packungen mit Nudeln, Mehl oder Backmischungen, außerdem bekommt man auch gluten- oder laktosefreie Sachen. Vieles ist in Bio-Qualität, und einiges ist innerhalb weniger Stunden weg, weiß Haaf: „Das spricht sich schnell herum.“
Die Gemeinde hängt ein Schild mit den „Fairteiler“-Regeln auf, verteilt Flugblätter, „guckt“ regelmäßig nach dem Schrank, aber Haaf betont: „Das ist keine Einbahnstraße. So ein Schrank ist etwas von Bürgern, mit Bürgern und für Bürger.“ Und wäre ohne Mitwirkung der Kommune nicht zustande gekommen.
Solarbetriebene Lüftung hält Lebensmittel länger frisch
„Ich war am Anfang skeptisch“, gesteht Schmitt, ist aber erleichtert, dass Haaf „nicht lockergelassen“ habe. Er sieht im „Fairteiler“ eine sinnvolle Ergänzung zur Tafel und freut sich über die gute Zusammenarbeit von Tafel und Lebensmittelrettern. Er ist froh, etwas gegen Lebensmittelverschwendung tun zu können, ist aber noch vorsichtig: „Denn das ist auch ein gesellschaftliches Experiment.“ Nämlich ob es gelingt, den Schrank pfleglich zu behandeln, ohne Vandalismus oder Diebstähle – erst kürzlich nahmen Unbefugte aus dem Fürther „Fairteiler“ die Plastikkisten mit, obwohl sie zum Inventar gehören und dort bleiben sollen.
Doch sind die Ehrenamtlichen jeden Tag vor Ort und schauen nach dem Rechten. Zur Eröffnung sind „Foodsaver“-Botschafterinnen Gabriele Kuch und Nicole Müller gekommen, die ihre Mitstreiter vertreten. „Wir haben 90 Betreuer und 43 laufende Kooperationen“, sagt Kuch, und Müller ergänzt: „Bisher haben wir 750 000 Kilo Lebensmittel gerettet.“ Sie meint, seit die Gruppe 2019 ihre Arbeit im Bereich „Odenwald-Nordwest“ aufnahm und Essbares, das in Bäckereien oder Supermärkten übrig war, vor dem Mülleimer bewahrt hat. Kuch bittet Spender, die größere Mengen Lebensmittel bringen wollen, vorher anzurufen, und erinnert an einen Mann, der „stapelweise“ Pralinen zu verschenken hatte: „Wir haben das dann aber hinbekommen.“
Applaus gibt es bei der Einweihung auch für die Konstrukteure, Khalil Sepehrnia und seinen Kollegen Ruwen Kredel von der Weinheimer Lern-Praxiswerkstatt von Job Central. Werkstattleiter Sepehrnia erklärt, dass die Gruppe zunächst mit einfachen Konstruktionen anfing, die immer weiter verfeinert wurden.
Dieser Schrank, das neueste Modell, besteht außen aus witterungsbeständigem, massivem Lärchenholz und hat ein Schieferdach mit Zinkplatte. Eine solarbetriebene Lüftung sorgt im Sommer dafür, dass die Lebensmittel länger frisch bleiben, engmaschige Metallgitter halten Insekten fern. Der Innenkorpus besteht aus Siebdruckplatten mit einer umlaufenden Dichtung, und die Türen, ebenfalls zweischalig, haben Magnetschließen.
Die Konstruktion aus Holz, Alu und Stahl ist wetterfest
„Der Schrank ist wetterfest“, sagt der Fachmann. Das Lärchenholz wurde mit Öl behandelt, das Stahlgestell, auf dem der Schrank steht, ist lackiert. Belastbar ist auch die Konstruktion der Regale: Es sind Ablagebleche aus Alu, die lackiert und mit Holzleisten belegt wurden. „Unsere Schränke werden vom Veterinäramt abgenommen“, erklärt Sepehrnia weiter, während Haaf noch mit Schmitt einen Punkt verhandelt, der ebenfalls wichtig ist: Die Benutzer sollen nämlich noch die Möglichkeit bekommen, etwas in einen Mülleimer werfen zu können. Der Bürgermeister verspricht: „Da sind wir dran.“ stk
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