Lindenfels-Festival

Matinee in Lindenfels: Corona macht den Abschied noch schwerer

Von 
Jutta Haas
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Lindenfels. Zu einer Gedenkmatinee war im Rahmen des Lindenfels-Festivals auf den Friedhof der Stadt eingeladen. Das Da-Ponte-Streichquartett aus Darmstadt gestaltete das Programm, durch das der Trauerredner Michael Müller führte. Müller ist in Lindenfels als Mitorganisator des Burg-Open-Airs bekannt.

„Mit dem Tod eines Angehörigen verliert der Mensch vieles, nur das Gedenken nicht“, sagte er in seiner Begrüßung. „Dieser musikalische Vormittag ist den Menschen gewidmet, die nicht mehr auf der Erde sind.“

Der Verlust eines nahen Menschen bedeutet für die Angehörigen nicht nur wegen des Todes eine schwere Zeit. Die Einschränkungen in der Corona-Pandemie erschweren das Abschiednehmen zusätzlich. Daher war für die Feier ein Programm mit klassischer Musik vorbereitet worden, das die Menschen berühren sollte.

„Gedenken bedeutet, sich auf Vergangenes zu besinnen, und es darf traurig sein. Doch auch die schönen und frohen Momente der Vergangenheit sollten nicht vergessen werden. Es gilt, den Tod eines lieben Menschen anzuerkennen, aber auch das eigene Leben zu wertschätzen“, sagte Michael Müller. Das Leben mit einem nahe stehenden Menschen und auch das Abschiednehmen hätten viele Facetten. Diese spiegelten sich in in zahlreichen Kompositionen wieder. Stücke von Franz Schubert, Wolfgang Amadeus Mozart und Felix Mendelssohn-Bartholdy wurden gespielt. Ganz bewusst sei klassische Musik „ohne Worte“ gewählt worden, so habe jeder Zuhörer die Möglichkeit, in das Gehörte seine eigenen Gedanken zu interpretieren.

Bräuche geben Halt

Michael Müller brachte zwischen den Musikstücken einige Gedanken zum Ausdruck, die an diejenigen gerichtet waren, die den Tod eines nahen Angehörigen verarbeiten müssen. „Dieser Vormittag soll wertvolle Impulse und auch eine Stärkung vermitteln. Wir wollen gemeinsam innehalten und einen sicheren und schönen Rahmen zum Abschied bieten. Wir möchten würdigen, wertschätzen und danken.“

Dazu diente dann schon das erste Musikstück. Es bildete das Chaos der Gedanken ab, dass Menschen in der Trauerphase erfahren: „Wer an ein Leben nach dem Tod glaubt, findet Trost.“

Wichtig seien Gespräche mit anderen Menschen, auch mit Trauerhelfern. Dabei könnten die Menschen lernen, wie wichtig es ist, Trauergefühle zuzulassen. Jede Trauer ist anders und dauert unterschiedlich lange. „Jeder Trauernde hat unterschiedliche Bedürfnisse“, weiß Michael Müller. „Es gibt keine in Stein gemeißelten Regeln.“

Jeder Mensch dürfe sich den Raum, die Art und Weise und die Zeit nehmen, die er dazu brauche, um die Trauer zu verarbeiten. Rituale und Bräuche spielten dabei erfahrungsgemäß eine wichtige Rolle. „Sie geben Sicherheit und Ruhe.“ Doch es sei auch möglich, andere Wege zu gehen. Das war in der Zeit der Corona-Pandemie dann sogar nötig. Das Abschiednehmen nur im kleinsten Familienkreis war zwar nicht für alle angenehm. Doch es zeigte sich auch, dass es manchen Angehörigen gutgetan hatte. Sie wollten in aller Ruhe Abschied nehmen. „Jetzt ist das auch in Ordnung, wenn anders getrauert wird“, stellte Michael Müller fest.

Das Leben in die Hand nehmen

Trauern bedeute nicht nur, traurig zu sein, es bedeute auch, ein Lächeln zuzulassen im Gedenken an den verstorbenen Menschen – und es bedeute, glücklich zu sein, „weil es ein Gestern gab“. Wichtig für die Hinterbliebenen sei, dass ihnen in der Zeit der Trauer bewusst werde, dass sie ein eigenes Leben hätten und das sie dieses nun selbst in die Hand nehmen müssten. „Dabei werden Sie die Verbundenheit mit dem Verstorbenen nicht verlieren“, so Müller.

Der Komponist Franz Schubert hat sich intensiv mit Tod, der Angst vor dem Tod sowie dem Wegschauen noch zu Lebzeiten auseinandergesetzt. „Wir wissen, dass wir alle Abschied nehmen müssen“, gab Michael Müller zu bedenken.

Noch intensiver war die Komposition von Felix Mendelssohn-Bartholdy, der sich mit dem Tod seiner Schwester auseinandersetzen musste, die ganz plötzlich starb. Das ganze Gefühlschaos kam zum Ausdruck. Mozarts Kompositionen zeigten, dass es eine Zeit der Trauer und eine Zeit danach gibt. Das letzte Stück war dann fröhlicher und lebensbejahender und ein guter Abschluss für die sonntägliche Matinee.

Premiere mit einem Jahr Verzögerung

Das erste Lindenfels-Festival (LiFe) stand unter dem Motto „Vom Ich zum Wir“. Musik und Kultur soll in der Gemeinschaft erlebt werden. Eine Gruppe junger Lindenfelser unter Federführung von Lennart Scheuren hatte die Veranstaltungen organisiert. Dabei sollte das Festival eigentlich schon im vorigen Jahr Premiere haben – was Corona dann verhinderte. Zu den Themen gehörten Judo, Pflanzendruck, Kunst-Workshops und auch Musik. „Das LiFe steht für Solidarität und Gemeinschaft“, ist auf der Internetseite lindenfels-festival.de zu lesen. jhs

Freie Autorin

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