Carl-Orff-Schule

Märchen-Oper in Lindenfels: Aschenputtel als Naschkatze

Von 
Gisela Grünwald
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Die Tournee-Oper Mannheim gastierte mit einem Märchen-Musical an der Carl-Orff-Schule in Lindenfels. © Gutschalk

Lindenfels. Die Tournee-Oper Mannheim war zum zweiten Mal zu Gast an der Carl-Orff-Grundschule in Lindenfels. Vor zwei Jahren spielte das Ensemble „Aida und der magische Zaubertrank“. Diesmal entführte es die 120 Schüler der Grundschule in die Märchenwelt der Brüder Grimm.

Die Kinderoper „Es war einmal“ ermöglicht den Schülern eine Begegnung mit sechs Märchenfiguren. Die Hauptfigur Professor Zacharias Zauberkobel hat etwas besonders erfunden: ein Märchenexplorationsbuch. Das heißt: jeden Abend sitzt er vor seinem Buch, kann seine Lieblingsmärchen lesen und sehen wie in einem Kinofilm.

Eines Tages aber macht sich eine Märchenfigur aus dem Buch selbstständig und landet bei ihm im Wohnzimmer. Es ist der Gestiefelte Kater – bei der Tournee-Oper ist es eine Katze. Sie erzählt dem Professor, das Märchenland sei in Gefahr wegen der bösen Hexe Davina Diabolo. Die habe den zerbrochenen Spiegel aus dem Märchen von der Schneekönigin repariert und nun alle guten Märchen in böse verwandelt.

Zeit bis zum Sonnenuntergang

Die Kätzin bittet den Professor, in die Märchenwelt zu reisen und das Problem zu lösen. Ein giftgrüner Zaubertrank ermöglichte den Zugang, aber der Professor hatte nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Zeit. Sollte er es in dieser Zeit nicht schaffen, werde er in einen Frosch verwandelt, kündigte die Katze an.

Zacharias Zauberkobel überlegt kurz, bevor er seine Zusage gab. Denn Märchen müssen seiner Meinung nach gut enden. Mit Latzhose, Lupe und Sherlock-Holmes-Mütze auf dem Kopf reiste er also ins Märchenland, um seinen Auftrag zu erfüllen.

Die Grundschüler erkannten sofort, dass der Professor zunächst im Märchen vom Aschenputtel landete. Die hatte gerade in der Küche mit Hilfe der Tauben die Erbsen sortiert. Nun könnte sie zum Ball gehen, um den Prinzen kennenzulernen. Professor Zacharias muss Aschenputtel überreden: „Zieh Dein Ballkleid an, hier sind Deine Schuhe.“ Doch Aschenputtel zögert. Sein Hinweis, dass es auf dem Ball Erdbeertörtchen gibt, lässt sie schließlich ihre Müdigkeit ganz vergessen; Sie geht zum Ball und heiratet danach den Prinzen.

Der Professor schaffte es auch, Dornröschen aus dem Schlaf zu wecken und dass Gretel ihren Bruder Hänsel wiedererkennt und der bösen Hexe nicht mehr hilft. Die hatte Kinder in Lebkuchen verwandelt. Gretel lockte diese Kinder mit einer Pizza im Pappkarton an.

Zum Lied „Brüderchen komm tanz mit mir durften die die Kinder zwar wegen Corona nicht singen – aber tanzen. Der Professor gab das Zeichen. Vier Kinder in Lebkuchen-Pullovern in der ersten Reihe drehten sich und hoben die Füße.

Die Märchen waren so gut erzählt, dass bei den Grundschülern keine Langeweile aufkam. Und nebenbei hörten sie bekannte Opernarien, lernten, wie man mit der Stimme in die Höhe und die Tiefe gehen kann.

Premiere war im September

Der Opernsänger Frederik Baldus, der den Professor Zacharias Zauberkobel spielte, wusste die Schüler mitzunehmen. Die Sopranistin Lana Hartmann bildete eine ideale Ergänzung. Hinter dem Bühnenbild wechselten die zwei immer wieder die Kostüme. Lana Hartmann war so schnell, dass die Schüler es kaum glauben konnten.

Die Kinderoper „Es war einmal“ wurde von Tanja Hemleh und Klaus-Dieter Köhler geschrieben und entstand erst in diesem Jahr. Premiere war am 20. September. Die märchenhafte Oper gibt den Kindern die Gelegenheit, mit dem Coronavirus umzugehen. „Es ist ein komisches Jahr“, meinte Frederik Baldus zu den Kindern.

Nach der Vorstellung durften die Schüler die Darsteller alles fragen, was ihnen auf dem Herzen lag. Die Kinder meldeten sich und wurden aufgerufen. „Ich mache das sehr gerne“, berichtete Frederik Baldus dabei. Der Spaß sei auch nach mehr als 200 Vorstellungen mit der Tournee-Oper zwischen Berlin und dem Bodensee noch nicht verschwunden. Woher stammt die grüne Farbe vom Zaubertrank, wollten die Kinder unter anderem wissen und erfuhren: Es ist Lebensmittelfarbe.

Auch wie man eigentlich Opernsänger wird, interessierte das junge Publikum. Man studiert sechs Jahren an einer Musikhochschule und dann übt man– und zwar oft und viel. Frederik Baldus und Lana Hartmann haben aber schon als Kinder im Chor gesungen.

Das Bühnenbild, ein aufklappbares Märchenbuch, haben die beiden Schauspieler aber nicht selbst gebaut. Das seien die Bühnenbildner gewesen, berichtete Baldus und Hartmann.

Für die Kinder war es ein gelungener Vormittag in der Schule – auch wenn sie nicht ins Opernhaus gefahren sind, sondern die Oper zu ihnen in die Grundschule gekommen ist. Für die Künstler wiederum bietet die Tournee-Oper eine Möglichkeit, nach dem Corona-Lockdown wieder aufzutreten. Bezahlt wurde der Auftritt an der Carl-Orff-Schule von den Eltern.

Freie Autorin

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