Lindenfels. Nach fast 40 Jahren im Pfarrdienst geht Jutta Grimm-Helbig, die langjährige Pfarrerin der evangelischen Gemeinde Lindenfels, in den Ruhestand. Die Starkenburger Pröpstin Karin Held wird sie morgen (Sonntag) verabschieden und von ihrem Amt entpflichten.
Zwölfeinhalb Jahre lang war Jutta Grimm-Helbig Pfarrerin in Lindenfels – so lange wie in keiner anderen Pfarrstelle. „Diese Gemeinde passt zu mir“, sagt die 65-Jährige, die auch in Rheinhessen, Frankfurt, Heppenheim und Seeheim tätig war.
„Ich dachte immer, es macht mir nichts aus, mein Amt niederzulegen, aber jetzt spüre ich, wie viel mir dieser Beruf bedeutet.“ Einerseits freue sie sich darauf, keinen Termindruck und mehr freie Zeit zu haben. Andererseits seien im Pfarrdienst das Private und das Berufliche eng miteinander verknüpft. Der Ruhestand bedeute einen tiefen Einschnitt. Immerhin: ihre beiden erwachsenen Töchter seien voller freudiger Erwartung. „Endlich mal ein Weihnachten ohne Stress“, haben sie ihrer Mutter bereits mitgeteilt.
Seelsorge sei in Lindenfels mit seinem hohen Anteil älterer Gemeindemitglieder besonders wichtig. Auch in den Senioreneinrichtungen habe sie viele Ältere begleitet. Zugleich nimmt Jutta Grimm-Helbig für sich und ihre Gemeinde in Anspruch, öffentlich Stellung zu gesellschaftlichen Problemen und Herausforderungen zu beziehen. „Wir müssen unseren Glauben in dieser Welt leben“, sagt sie und verweist auf das Engagement ihrer Gemeinde zum Beispiel für Flüchtlinge.
Einsatz für Flüchtlinge
„Für mich ist es wichtig, dass wir nicht abstrakt über Flucht reden, sondern, dass Flüchtlinge auch Gesicht zeigen können und als Menschen wahrgenommen werden.“ So wurden Geflüchtete in die Gemeinde eingeladen und mit ihnen Aktivitäten entwickelt. Diese Arbeit liege ihr weiterhin am Herzen, betont Grimm-Helbig. Hier möchte sie auch im Ruhestand ehrenamtlich arbeiten.
Die vergangenen Monate stellten Jutta Grimm-Helbig vor neue Herausforderungen. Sie habe sich nicht vorstellen können, Online-Gottesdienste zu feiern. Doch in der Corona-Pandemie richtete die Gemeinde einen Youtube-Kanal ein und entwickelte viel Fantasie, damit sie Menschen weiterhin erreichen konnte. Aktivitäten seien ins Freie verlagert worden, etwa beim Hoffnungsgarten zu Pfingsten. Auch mit den Konfirmanden sei sie oft draußen unterwegs gewesen.
Die Pfarrerin würdigt die ökumenische Gemeinschaft. Frauen- und Seniorenarbeit, Kirchenchor, Kinderbibeltage oder Krippenspiel – mit der katholischen Gemeinde werde vieles gemeinsam gemacht.
Vertreterin kommt aus Fürth
„Aus Abneigung gegen Null-Acht-Fünfzehn-Gottesdienste bereite ich Predigten sorgfältig vor, ganz gleich, wie viele Menschen kommen“, betont Jutta Grimm-Helbig, die vor Überraschungen aber nicht gefeit ist. So erschienen während des Erntedank-Gottesdienstes plötzlich die Kinder der evangelischen Kita in der Kirche, sangen ein Lied und überreichten ihrer Pfarrerin zum Abschied einen Wunsch-Baum. „Mich hat das sehr gefreut und so gerührt, dass ich mich auf der Kanzel erst einmal sammeln musste, bevor ich mit der Predigt beginnen konnte.“
Zu ihren Plänen für den Ruhestand gehört das Reisen. „Ich verreise sehr gern und hoffe, dass meine Gesundheit dies auch zulässt“, sagt die Pfarrerin, die an Morbus Parkinson erkrankt ist. In die Gemeindearbeit wolle sie sich nicht einmischen.
Nach Grimm-Helbigs Ausscheiden zum 1. Dezember ist die Pfarrstelle zunächst vakant. Die Vertretung übernimmt die Fürther Pfarrerin Bettina Nicklas-Bergmann.
Abschiedsfeier folgt noch
Da das Hygienekonzept der Kirche nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern zulässt, können an dem Gottesdienst und dem anschließenden Empfang im Albert-Schweitzer-Haus morgen nur geladene oder bereits angemeldete Gäste teilnehmen.
Pfarrerin Jutta Grimm-Helbig wird noch die Gottesdienste am Ewigkeitssonntag, 21. November, und am ersten Advent, 28. November, halten.
Für den ersten Advent lädt der Kirchenvorstand die Gemeinde im Anschluss zu einer kurzen Gemeindeversammlung und einer Abschiedsfeier ein.
Dazu wird um Anmeldung im Pfarrbüro gebeten (Tel.: 06255 / 512, E-Mail: buero@kirche-lindenfels.de).
Bei allen Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen gilt die 3 G-Regel. Bei Ungeimpften darf der Corona-Test nicht älter als 24 Stunden sein.
Morgen Vormittag ist in der Kirche kein Gottesdienst. red
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