Lindenfels

Lindenfelser Pfarrerin Grimm-Helbig nimmt Abschied

Von 
Christa Flasche
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Jutta Grimm-Helbig, evangelische Pfarrerin in Lindenfels seit 2009, hat beim jüngsten Entpflichtung von Pröbstin Karin Held (rechts) ihre Entpflichtungsurkunde entgegengenommen. Zum Jahresende geht sie in den Ruhestand. © Thomas Neu

Lindenfels. Den Gottesdienst, den Pfarrerin Jutta Grimm-Helbig anlässlich ihrer am 1. Dezember endenden Amtszeit hielt, gestaltete sie sehr persönlich. Sie verlässt dann zwar als Pfarrerin die Gemeinde, möchte dem Odenwald allerdings treu bleiben. „Wie wird mein Leben künftig aussehen?“, fragte sich die Pfarrerin. Welche Strukturen werde es geben?

Grimm-Helbig blickte zurück auf viele Jahrzehnte, die sie erfüllten und ebenso forderten. Über fast 40 Jahre war sie im Pfarrdienst tätig und seit 2009 in Lindenfels. Hier haben sich eine Pfarrerin und Gemeinde gefunden, die sich wohl gesucht hätten, hieß es von Kirchenseite. Als sie 1984 Briefmarken anlässlich ihrer Ordination kaufte, fragte eine ältere Frau, ob sie die für die Hochzeitseinladungen benötige, erzählte Grimm-Helbig über die Anfänge. Am Ende eines bewegten Berufslebens erhielt die beliebte Pfarrerin im Rahmen des Gottesdienstes nun ihre Entpflichtungsurkunde.

Eigentlich hatte Jutta Grimm-Helbig einmal geplant, einen medizinischen Beruf zu erlernen. Pfarrerin zu werden, das kam ihr relativ spät in den Sinn. Anfangs hatte noch Zweifel, ob sie denn „fromm genug“ sei. Doch sie nahm ein Vollstudium mit dem Schwerpunkt Altes und Neues Testament auf. Eine Promotion kam für sie nicht in Frage, denn sie wollte das echte Leben kennenlernen.

Ihre erste Stelle umfasste drei Kirchengemeinden: Planig, Biebelsheim und Ippesheim. Das hieß viel Arbeit. Nach Ihrer Zeit in Frankfurt (1990) folgten 1994 Beedenkirchen und 2009 Lindenfels. Zwischendurch hatte sie zudem als Klinikseelsorgerin in Heppenheim gearbeitet und immer wieder nahm sie Weiterbildungsmöglichkeiten wahr.

Suche nach neuen Strukturen

Als Pfarrerin hatte sie besondere Arbeitszeiten, sagte sie. Für ihre Familie, und vor allem die beiden Töchter, sei das nicht immer einfach gewesen. Andere hatten frei, doch Mama musste arbeiten. Nach all den Jahren und vielen Weihnachtsgottesdiensten werde sich auch das künftig ändern. Jetzt gehe es jedoch darum, die geschenkte Zeit sinnvoll zu füllen und neue Strukturen zu finden, ergänzte sie.

Kraft, Liebe und Besonnenheit, diese drei Worte begleiteten die Pfarrerin seit ihrer Ordination, erzählte sie. Manchmal habe sie sich vor allem mit der Besonnenheit etwas schwerer getan, sagte sie. Viel Kraft brauchte die Pfarrerin auch öfters privat. Doch sie gab nie auf und ließ sich hier von Gott leiten, erfuhren die Besucher des Gottesdienstes. Ihr Beruf habe ihr immer sehr viel Freude gemacht, erwähnte sie, selbst wenn es nicht immer Zeiten des Sonnenscheins gab.

Veränderungen erlebte sie noch vor nicht allzu langer Zeit, als auch die zweite der beiden erwachsenen Töchter auszog. Doch da war ja noch Balu, ihr Mischlingsrüde, der sein Frauchen zudem fit hielt.

Engagiert für Flüchtlinge

In Lindenfels engagierte sich die Pfarrerin seit 2015 für die Flüchtlinge und funktionierte den Gemeindesaal zum Klassenzimmer für den Deutschunterricht um. Sie engagierte sich weiterhin im Rahmen von Vermittlungen zu Anwälten und Beratungsstellen. Auf diese Weise entstanden zwischen ihr und einigen der Flüchtlinge sogar Freundschaften, die bis heute halten.

Grimm-Helbig ist eine Frau, die in ihren Beruf als Pfarrerin auch immer wieder zu aktuellen Themen Stellung bezogen hat. Krieg und Frieden, Respekt, Achtsamkeit sowie Konflikte und Toleranz beträfen beide Seiten, die weltliche und die kirchliche. Genau an diesen Schnittpunkten, hat sie in ihrer Funktion nicht geschwiegen.

Die Gemeinde und die Kirchenvertreter lobten die Pfarrerin für die vielen Jahre, die sie in Lindenfels ihren Dienst tat und ihr Ohr nah an den Menschen hatte. Die Chemie zwischen Gemeinde und Pfarrerin habe absolut gestimmt und auch das habe man hier nicht vergessen, hieß es von offizieller Kirchenseite. Kirchenvorsteher Jochen Ruoff konnte sich den lobenden und anerkennenden Worte nur anschließen, bevor sich die Gäste von der Kirche aus zum Albert-Schweitzer-Haus aufmachten, um den Nachmittag ausklingen zu lassen.

Genau wie Grimm-Helbig wird es auch für die Kirchengemeinde eine Veränderung geben, die Neues bringt. Doch auch hier gilt es, die neuen Dinge anzunehmen, so wie es Jutta Grimm-Helbig tat, als sie am 1. Juli 2009 in Lindenfels begann. Nach ihrem Ausscheiden im Dezember wird zunächst Bettina Nicklas-Bergmann die Vertretung übernehmen.

Freie Autorin

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