Lindenfels/Rimbach. 20-mal schneller als aktuell soll das Internet bis zum Jahr 2030 in allen Haushalten im Bereich des interkommunalen Breitbandnetzes IKbit unterwegs sein. Gigabitausbau nennt sich das Projekt, bei dem bis an jeden einzelnen Hausanschluss, auf der sogenannten „letzten Meile“, eine Glasfaserverbindung gelegt wird – und über dessen Ausgestaltung aktuell die Gremien in den zehn Mitgliedskommunen beraten.
Zustimmung in Mörlenbach
Der Vorschlag, den der in Fürth ansässige Eigenbetrieb IKbit nach rund dreijähriger Planung vorgelegt hat, sieht einen Verkauf des Bestandsnetzes an den bisherigen Pächter Entega Medianet vor. Der Lindenfelser Finanzausschuss wird am Montag, 31. Januar, darüber beraten. Die Kollegen aus Rimbach haben vorgelegt und die Pläne gebilligt. Die Gemeindevertretung berät abschließend am 27. Januar. Vergangenen Dienstag hatte die Mörlenbacher Gemeindevertretung das Vorhaben einmütig gebilligt.
Die Zustimmung aller zehn Kommunen vorausgesetzt, würde der weitere Plan so aussehen: Die Entega Medianet kauft das IKbit-Netz und baut es dort aus, wo es für das Unternehmen wirtschaftlich sinnvoll ist. Das trifft laut IKbit-Betriebsleiter Jan Fischer auf rund 50 Prozent der Hausanschlüsse zu. Der Glasfaseranschluss der übrigen rund 10 000 Adresspunkte würde von den Kommunen im Rahmen des sogenannten Wirtschaftlichkeitslückenmodells mitfinanziert, wobei man von einer 90-prozentigen Kostendeckung über Landes- und Bundesförderungen ausgeht. Die dem zugrundeliegende Rechnung lautet, dass dies für die Gemeinden günstiger und mit weniger finanziellem Risiko verbunden ist als der Ausbau und die Vermarktung des von 2011 bis 2014 aufgebauten kommunalen Glasfasernetzes auf eigene Faust.
Auf Anregung von Marco Dölp (FWG) wurde in den Beschlussvorschlag für die Rimbacher Gemeindevertretung der Passus mit aufgenommen, dass für die IKbit-Gemeinden im Kaufvertrag mit der Entega Medianet ein Rückkaufsrecht formuliert werden soll, falls der Ausbau nicht wie erhofft erfolgt.
Anders als noch vor zehn Jahren hätten die Anbieter den Bedarf – und damit die wirtschaftlichen Perspektiven – in dieser Region erkannt, sagte Fischer. Nicht auszuschließen sei, dass ein Anbieter auf eigene Faust den Gigabitausbau in der Region angeht und das IKbit-Netz dann für die Kommunen nicht mehr zu vermarkten sei.
Fischer verdeutlichte: „Mit ,flächendeckendem Ausbau‘ ist tatsächlich jedes einzelne Haus gemeint.“ Aktuell sammle der Eigenbetrieb Erfahrungen beim Anschluss aller Schulen in seinem Bereich ans Glasfasernetz. Aus dieser Sicht sei es auch sinnvoll, den Gigabitausbau über IKbit abzuwickeln. Der Eigenbetrieb soll bis zum Abschluss des Projektes erhalten bleiben. Dies vereinfache auch die Ausschreibung für den geförderten Ausbau jener Bereiche, in denen dieser von der Entega Medianet nicht eigenwirtschaftlich umgesetzt wird. Dafür, erklärte Fischer, wird in einem öffentlichen Verfahren der Anbieter ermittelt, der dieses Projekt mit der geringsten Deckungslücke zulasten der Kommunen umsetzt.
„Das ist die Chance für einen Gigabitausbau, der mit geringen kommunalen Investitionen verbunden ist“, resümierte der Betriebsleiter. Er erinnerte daran, dass ohne die Eigeninitiative der Kommunen vor einer Dekade der Breitbandausbau im Weschnitztal und im Überwald nicht erfolgt wäre. „Was jetzt kommt, ist die nächste Stufe – und finanziell eine ganz andere Hausnummer.“ Allein die Entega Medianet plane für den eigenwirtschaftlichen Teilausbau mit mehr als der doppelten Investitionssumme, die für den Bau des jetzigen IKbit-Bestandsnetzes durch die Kommunen aufgebracht wurde. arn
Der Breitbandausbau im Odenwald
Am Interkommunalen Breitbandnetz IKbit sind Abtsteinach, Birkenau, Fürth, Gorxheimertal, Grasellenbach, Heppenheim, Lindenfels, Mörlenbach, Rimbach und Wald-Michelbach beteiligt. Der Eigenbetrieb sitzt bei der Fürther Verwaltung.
Das Netz wird von der Entega Medianet GmbH betrieben und inzwischen auch von der Telekom und der GGEW genutzt. Es erreicht bislang eine Leistung von 50 Mbit/s.
Nach dem Gigabitausbau bis 2030 soll die Leistung 1000 MBit/s betragen. Das wird durch die Verlegung von Glasfaserkabeln bis an jeden einzelnen Hausanschluss erreicht. Auf der sogenannten „letzten Meile“ zwischen den Verteilerkästen und den Haushalten liegen bislang Kupferkabel, welche die Leistung spürbar drosseln.
Nach Auskunft von Betriebsleiter Jan Fischer gibt es im IKbit-Bereich knapp 20 000 Adresspunkte – also Internetanschlüsse an Häusern.
Die Entega Medianet plant für den eigenwirtschaftlichen Ausbau von rund der Hälfte dieser Anschlüsse mit einem Investitionsvolumen von rund 45 Millionen Euro, so Fischer. Sie will diesen bis 2028 abgeschlossen haben. Der geförderte Ausbau bis zu den verbleibenden Hausanschlüssen soll bis 2030 abgeschlossen sein. Er kann zwar parallel ausgeführt werden, wird aber später beginnen, unter anderem wegen der vorgeschalteten Ausschreibung.
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