Evangelische Kirche

Konzert in Winterkasten: Als der Pfarrer im Wasserfass versank

Von 
Gisela Grünwald
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Andreas Schäfer (links) und Christian Gärtner vor der Orgel der Waldhufenkirche in Winterkasten © gg

Winterkasten. Ein kleines Konzert mit Wintermelodien ist Tradition in der evangelischen Waldhufenkirche in Winterkasten. Die beiden Organisten Christian Gärtner und Andreas Schäfer spielen ihre Lieblingsmelodien auf der Orgel und auf dem Klavier. Obwohl es in der Nacht zuvor ordentlich geschneit hatte, war die Kirche gut besucht. „Echte Musikliebhaber lassen sich von so einem bisschen Schnee nicht abschrecken“, meinte eine Besucherin.

Ein Mann war mit seinem Enkel, ein Konfirmand, aus Schlierbach gekommen. „Endlich mal ein Gottesdienst, der Spaß macht“, sagte der Jugendliche. Nachdem die Kirchenglocken ihr Geläut beendet hatten, spielte Andreas Schäfer zum Auftakt auf dem Klavier die Petersburger Schlittenfahrt von Richard Ellenberg. Der hatte die „Schlittenfahrt“ im späten 19. Jahrhundert komponiert. Sie gehört zu den beliebtesten Orchesterwerken winterlicher Kompositionen.

Im Anschluss begrüßte Pfarrer Sebastian Hesselmann die Konzertbesucher. „Ich freue mich, dass so viele den Weg nach Winterkasten gefunden haben, dafür habe ich gerne Schnee geschippt.“

Mit Solveigs Lied aus der Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg ging der Reigen winterlicher Melodien weiter. Grieg (1843 bis 1907), ein norwegischer Pianist und Komponist der Romantik, war deutlich beeinflusst von der Volksmusik seiner Heimat. Christian Gärtner spielte Highland Cathedral, die inoffizielle schottische Nationalhymne auf der Orgel. Vor dem inneren Auge der Zuhörer marschierten Dudelsackspieler auf und ab.

Pfarrer Sebastian Hesselmann erzählte dem Publikum Odenwälder Schnurren. In allen drei Kurzgeschichten ging es um Pfarrer, die früher nicht von der Kirche bezahlt wurden. Sie bekamen Geld von den Bürgern, zum Beispiel für Trauerreden. Dazu erhielten sie Naturalien von den Bauern, zum Beispiel Holz und Getreide.

Für eine kurze Trauerrede nahm der Neunkircher Pfarrer drei Taler, die lange Version kostete fünf Taler, berichtete Hesselmann. Ein Bauer überredete den Pfarrer, die lange Rede für vier Taler zu halten; da seine verstorbene Lisbeth die in der Rede vorkommenden Hirsche so gerne gemocht habe.

Vivaldi musste ausfallen

Eine Geschichte erklärte, warum ein Ort keine Kirche hat. Die Dorfbewohner hätten gerne eine gebaut. Zum Gottesdienst stellte sich der Pfarrer auf ein mit Wasser gefülltes Holzfass, das sie in schwarze Tücher gehüllt hatten. Darauf lagen Holzbretter als Boden. Um der Predigt Ausdruckskraft zu verleihen, trat der junge Geistliche fest mit den Füßen auf. Der Holzboden brach, und der Pfarrer versank vor den Augen der Gläubigen im Wasser. Daraufhin wurde dort keine Kirche gebaut.

Christian Gärtner wollte eigentlich „Der Winter“ aus Antonio Vivaldis Konzert „Die vier Jahreszeiten“ vortragen. Am Tag vor dem Konzert war er allerdings ausgerutscht und auf die linke Hand gefallen. Statt Vivaldi gab es daher „Eine Hand voll Erde“ aus dem neuen evangelischen Gesangbuch.

Für Heiterkeit sorgte der Winter-Walzer, ein Lied der Sängerin Nicole, bevor es in einer kurzen Pause Orangensaft und Sekt für die Konzertbesucher gab. „Jetzt kann man noch auf das neue Jahr anstoßen“, sagte Pfarrer Sebastian Hesselmann. Danach ging es weiter mit der Orgel: Andreas Schäfer spielte das geistliche Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“. Das unter dem Titel bekannte Stück ist eigentlich die vierte Strophe des geistlichen Liedes „Für dich sei ganz mein Herz und Leben“. Dessen Text schrieb der pietistische Prediger Gerhard Tersteegen im Jahr 1750.

Wiederholung im Internet

Der Walzer „Die Schlittschuhläufer“ von Emile Waldteufel, einem Straßburger Komponisten, begeisterte das Publikum. Doch bei dem Konzert gab es auch Melodien der Kirchenkomponisten Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel. Von Bach wurde das Präludium in C-Dur gespielt. Von Händel gab es die Sarabande aus der Suite d-Moll zu hören.

Pfarrer Sebastian Hesselmann trug den „Januarpsalm“ vom deutschen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch vor. Hüsch lebte von 1925 bis 2005 und war sehr erfolgreich mit seinem literarischen Kabarett. Zum Abschluss sang Bariton Christian Gärtner „Anker in der Zeit“ von Albert Frey aus dem neuen evangelischen Gesangbuch. Frey ist Sänger, Songwriter und Musikproduzent christlicher Popmusik.

Damit endete das kleine Konzert im Januar, das am 26. Februar ab 10 Uhr noch einmal auf You Tube im Internet gezeigt wird.

Freie Autorin

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