Lindenfels/Weschnitztal. Bettina Noll ist beeindruckt: Die Mörlenbacher Alla-hopp-Anlage ist „bombig gepflegt“, stellte die Polizeihauptkommissarin fest – saubere Wege und Plätze sowie graffitifreie Fassaden. Und dennoch war das Areal erste Station einer Ortsbegehung der Vertreterin der Abteilung Prävention beim Polizeipräsidium Südhessen mit Bürgermeister Erik Kadesch, Sebastian Hien vom Ordnungsamt und Jörg Gaulrapp von der Ordnungspolizei Weschnitztal.
Denn die Freizeitanlage steht ganz oben auf der Liste der Plätze, an denen sich Menschen in der Gemeinde unsicher fühlen. Das ist das Ergebnis der Bürgerbefragung im Zuge des Präventionsprogramms Kompass.
Im Februar 2022 war die Kompass-Region Weschnitztal gegründet worden. Die Stadt Lindenfels sowie die Gemeinden Fürth, Rimbach, Mörlenbach und Birkenau haben damit eine Vorreiterfunktion eingenommen. Es ist der erste Zusammenschluss mehrerer Gemeinden im Zuge dieser Initiative in Südhessen. In ganz Hessen gibt es insgesamt erst drei Kompass-Regionen – sonst ist das Programm jeweils auf eine Kommune beschränkt.
Morgen Sicherheitskonferenz
In allen Gemeinden gab es inzwischen die obligatorische Bürgerbefragung. Deren Ergebnisse werden morgen (Mittwoch) bei der ersten Weschnitztaler Sicherheitskonferenz ab 18 Uhr im Bürgerhaus in Mörlenbach präsentiert. 122 Menschen ab 14 Jahren haben teilgenommen. Es zeigt sich, dass außer dem Thema Verkehr vor allem Müll, „dunkle Ecken“ und „pöbelnde Menschengruppen“ die Bürger beschäftigen. Außer der Alla-hopp-Anlage tauchen unter anderem der Waldsee und der Bahnhof oben auf der Liste auf.
Ortsbegehungen gab es inzwischen in allen fünf Kommunen der Kompass-Region Weschnitztal. Ziel ist es, erste Ansätze zur Stärkung des Sicherheitsgefühls zu finden. Dass dabei nicht immer der Schlüssel in der Beleuchtung liegt, wurde auf der Alla-hopp-Anlage deutlich. Der Pavillon im hinteren Teil dient Jugendlichen als abendlicher und nächtlicher Treffpunkt. Das betrifft Anwohner in diesem Bereich, zu dem auch ein Seniorenzentrum gehört. „Dieses Areal auszuleuchten, könnte dazu führen, dass noch mehr Menschen angelockt werden“, erklärte Noll.
Überhaupt ist das Thema ambivalent. „Irgendwo müssen die Jugendlichen ja hin“, so Noll. Bürgermeister Kadesch hofft, bei der Neugestaltung des Innenorts auch Treffpunkte für junge Menschen schaffen zu können. Dafür soll zunächst der Dialog gesucht werden. Das ist nicht immer einfach, wie Sebastian Hien erklärt: Sowohl bei der Kompass-Bürgerbefragung als auch beim Städtebaulichen Entwicklungskonzept seien die Rückmeldungen und die Beteiligung aus der jüngeren Generation überschaubar gewesen.
Ihren Platz soll die Jugend jedenfalls in den Präventionsräten haben, die für die Kompass-Initiative gegründet werden – einer für jede Gemeinde und zusätzlich ein übergeordneter für das ganze Weschnitztal. Diese Gremien fungieren als Bindeglied zwischen Bürgerschaft, Verwaltung und Polizei, sollen Entwicklungen und Sorgen in der Gemeinde erkennen und reagieren. Entsprechend werden sich idealerweise alle Gesellschaftsschichten darin wiederfinden, wie Erik Kadesch erklärte.
„Die Zusammenarbeit im Weschnitztal macht Sinn“, ist er überzeugt. Durch die Bahn sind alle Kommunen verbunden, die Probleme gleichen sich. Durch den gemeinsamen Ordnungsbehördenbezirk sind die Kommunen bei der Sicherheit längst vernetzt. Das bestätigt dessen stellvertretender Leiter Jörg Gaulrapp: „Bei den Bürgerbefragungen kam nichts zutage, was uns überrascht hätte.“ Die neuralgischen Stellen sind bekannt. Wie beim Ordnungsbehördenbezirk liegt auch bei der Kompass-Region die Federführung im Mörlenbacher Rathaus. arn
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