Tradition

Kolmbacher Kerweredd: Paletten-Ballet und die Tücken der Technik

In bestem Odenwälder Dialekt präsentierten die beiden Kerweparrer Aaron Schreiber und Robert Knapp in ihrer Kerweredd närrische Geschichten aus Kolmbach.

Von 
Jutta Haas
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Kerweparrer Aaron Schreiber (links) und Robert Knapp haben für die Kerweredd die lustigsten Geschichten aus Kolmbach zusammengetragen. © Dirk Zengel

Kolmbach. „Wie jedes Joahr häwwe mer werre ordentlisch rechachiert, uns iwwe die Kolmesche gut informiert“, oben auf der Kerwekanzel hatten die Kerweparrer Aaron Schreiber und Robert Knapp Position bezogen und waren nach einem gelungenen Kerbzug durch Kolmbach nun bereit, die Kerweredd zu halten. „Heijed gut zu, wenn mer berischde, iwwe sou monsche närrische Gschischde“, begann die Redd in Reimform und in bestem Odenwälder Dialekt.

Sie startete mit einer geheimen Banksanierung. Ruhebänke rund um Kolmbachs Spazierwege sind in die Jahre gekommen, entweder sind sie kaputt oder sie sind schon abgeräumt worden. „Benke, des dud wai, dun do nemai so vell schaine stai“. Da bekanntermaßen das Geld in Stadtsäckel leer ist, ergriffen die Kolmbacher Eigeninitiative: „Wie kennde mer baue zwaa neije Boanke?“, so die Überlegung. Ein Spender wurde gefunden und zwei tolle Liegebänke gebaut.

„Zwaa schaine Plätz hot me ah schun parrad, sou häwwe die Kolmesche sicher er fraad.“ Als die Stadt über die Pläne informiert wurde, zeigten sich die Mitarbeiter so gar nicht begeistert. „Doan des macht Ärwwend, des kennt er vegesse, oan sou Sache häwwe mer koa Intresse“, so die Rückmeldung.

Also wurde eine Bank zu Hause geparkt und nur eine Bank auf der Schleichhöhe aufgestellt. Ein Genuss ist es, von dort oben gemütlich liegend in den Odenwald zu schauen. Doch dann der Schreck: „Die schai Boank – sie is fort.“

Verschwundene Ruhebank taucht plötzlich wieder auf

Überall wurde sie gesucht, in jedem Garten und dem Dieb Prügel angedroht. „Ah in de Noachber-Orte dud me die Vorgärte mol genaa bedroachde.“ Die Bank war und blieb fort. Bis eines Tages ein orangefarbenes Stadtauto durch Kolmbach fuhr. „Hinne uff de Britsch, es is net se glawwe, sieht me unse Boank erstrahle.“ Und die wurde zu allem Überfluss auch noch schwarz angestrichen zurückgebracht. „Voher woar die Bonk noch brou.“

Was unter „Oaldbier-Entsorgung“ zu verstehen ist, erfuhren die Kolmbacher ebenfalls bei der Redd. Bei einer Kolmbacher Familie stand ein Umzug an. Beim Ausräumen des Hauses fiel einiges an, was nicht mehr gebraucht wurde. Die Mülltonnen waren voll, der Rest wurde nebenan gestellt. Damit die Mitarbeiter der Müllabfuhr auch alles mitnehmen, stellte der Junior des Hauses zusätzlich zwei Flaschen eines guten Bieres aus Tschechien daneben. „Un owwends kimmt de Vater hoam, der doischkreuzt dem doan soin Plaon“, erfuhren die Zuhörer. Er tauschte die Bierflaschen gegen Bier aus dieser Gegend. Am nächsten Tag wurde der Müll geholt und auch die Bierflaschen waren weg. Der Junior freute sich, bekam aber alsbald Ärger von seinem Vater, der ihn darüber informierte, dass er die teuren Flaschen ausgetauscht hat. Da sagte sein Sohn: „Der is äwwe schun kloar, dass des Bier lengscht oabgelaafe woar.“

Von einem Paletten-Ballett wurde danach berichtet. Ein Kolmbacher Handwerker hat eine stattliche Werkstatt. „Die ist voll mit allerhoand Maschine, un die koann er a all bediene.“ Für eine größere Arbeit musste Platz geschaffen werden, also wurden mit dem Hubwagen Paletten umrangiert. „De Rest dud mit de Hoand vesetze, sou siehd men doisch die Weijkstatt fetze.“

Doch dann stolperte der Mann und das Unheil nahm seinen Lauf. Der Hubwagen hat ihm quasi ein Bein gestellt, sodass er auf eine Palette fiel, die noch auf dem Hubwagen war. Da dummerweise die Handbremse beim Wagen nicht angezogen war, begann er zu rollen. „Mim Kopp voraus un Bauch nooch unne, rolld er jetz die Weijkstatt nunne!“. Die Drehbank stoppte die unheimliche Fahrt des Kolmbachers. Passend dazu erklang „Highway to hell“ von AC/DC.

Regensensor beim Dachfenster vereitelt das Lüften

In Kolmbach gibt es auch ein „Hightech-Haus“. Ob das immer gut ist, wurde in der Redd hinterfragt. „Fenschde un Kiehlschroank alles elektisch vebunne, koarz gsoad e technisches Wunne. Rolläre, Loampe, Aussebeleichdung des is klar, die staijed me elektrisch ah.“

Gleich nach dem Einzug wollte die Dame des Hauses richtig gut kochen und brauchte dazu auch den Backofen. Was sie nicht bedacht hatte, war, dass die Schutzfolie noch im neuen Ofen war. Hitze und Plastik ergab einen fürchterlichen Qualm und Gestank. Jeder würde jetzt einfach mal die Fenster öffnen. „Die Dachfenschde gain elektrisch, me brauch sich net stregge orre bigge, nor wou is jetzt dover de Drigge.“ Nach einigem Suchen war es gelungen, die Steuerung zu finden und die Fenster zu öffnen.

Doch schon kam das nächste Problem auf: Draußen regnete es und im hochtechnisierten Haus gab es für die Dachfenster einen Regensensor. „Un schun im nuh, sin die Fensche werre zu.“

Auch die Baumpflanz-Challenge beschäftigte die Kolmbacher. „Mer sinn nominiert, sou hört mers rufe. Auf er Leid, schwingt eier Hufe.“ Schnell wurde ein Baum besorgt und alles gemäß den Vorgaben der Challenge richtig gemacht. Beim Baumpflanzen im Sommer gilt es aber einiges zu beachten, denn dann sollten die Bäume mit einem Wurzelballen besorgt und eingepflanzt werden. Und so wurde nur das traurige Lied „Mein Freund der Baum ist tot, er starb im frühen Morgenrot“ gespielt.

Mit fröhlichen Geschichten nahm die Kerweredd ihren Lauf und im Anschluss wurde in Kolmbach bei Kaffee und Kuchen und der Musik der Brass-Band „Gut druff“ gefeiert.

Freie Autorin

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