Natur

Kleinod an der Lindenfelser Burg: der Klappergarten

Von 
Philipp Kriegbaum
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Jeden Mittwoch arbeiten Helfer ehrenamtlich im Heilpflanzengarten. Jetzt erhielten sie Besuch von Bürgermeister Maximilian Klöss (Dritter von rechts). © Philipp Kriegbaum

Lindenfels. Lindenfels hat ein Kleinod, das viele Einwohner nicht kennen: Der Heilpflanzengarten, angelegt vor 25 Jahren direkt unterhalb der Burgmauer. Dort, wo die Ritter einst bei Schwertkämpfen ihre Kräfte maßen. Weil die Kampfgeräusche unten im Städtchen als Klappern wahrgenommen wurden, tauften die Lindenfelser die Fläche „Klappergarten“ und nennen ihn noch heute so. Die Pharmazeutin und Astrologin Inge Morckel und ihre Mitstreiter haben dort über 100 Heilpflanzen angebaut und halten die Anlage in Schuss. Jetzt führten sie und Dieter Adolph Bürgermeister Maximilian Klöss durch die Anlage.

Zur Blütezeit der Kurstadt Lindenfels Mitte des vergangenen Jahrhunderts, so Morckel, habe sich auf dem Gelände ein attraktiver Ziergarten befunden. „Wir hatten diesen Garten 30 Jahre aus den Augen verloren“, sagte Adolph. In den 90er Jahren sei er deshalb recht trist dahergekommen.

Inge Morckel wollte das ändern: Heilpflanzen, die im Europäischen Arzneibuch beschrieben sind, sollten künftig dort wachsen. Als Stadtverordnete der FDP brachte sie ihre Idee im Jahr 2000 in die Stadtverordnetenversammlung ein. Die Lokalpolitiker genehmigten den Plan unter der Bedingung, dass auch öffentliche Gelder fließen müssen. Tatsächlich schaffte es Morckel, einen Landeszuschuss von 1.000 Mark (rund 500 Euro) locker zu machen. Er wurde zum Bau einer Bewässerungsanlage verwendet. Zwei Jahre später erblühte im Klappergarten das erste Beet.

Ihr Parteifreund Dieter Adolph stand Morckel beim Anlegen des Heilpflanzengartens ebenso zur Seite wie später bei der Pflege. Über 100 Heilpflanzen sind dort mittlerweile zu finden, von der ältesten Rosenart „Rosa Gallica“ über einen von der Deutschen Homöopathie-Union gestifteten Gingko-Baum bis zum gelben Enzian, der im Gegensatz zu blauen Variante für die Heilkunde Verwendung finde, so Adolph. In den Boden gesteckte Täfelchen informieren die Besucher über Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten. Inge Morckel hat die meisten von ihnen selbst angefertigt.

Über 500 Arbeitsstunden fallen pro Jahr an

Auf einer Bank am oberen Ausgang des Gartens ließen die ehrenamtlichen Gärtner jeden Mittwoch ihren Arbeitseinsatz ausklingen, erzählen Morckel und Adolph. Die Helfer kommen aus Biblis, Ladenburg, Linnenbach, Lörzenbach und Rimbach, um den Heilpflanzengarten zu pflegen und für die Besucher herauszuputzen.

Über 500 Arbeitsstunden haben sie im vorigen Jahr geleistet. In diesem Jahr wurde diese Zahl bereits im Juli erreicht. Sie haben festgestellt, dass die Pflanzen in diesem Jahr deutlich kürzer blühen als üblich, so erzählt Dieter Adolph. Als Grund hat er die Hitzeperiode zu Beginn des Sommers ausgemacht.

Der Bürgermeister erfuhr, dass eigens ein Beet mit Lein (Flachs) angelegt wurde, um die Fasern zum Spinnen von Garn zu gewinnen, damit bei den Brauchtumstagen im Herbst ehrenamtliche Helferinnen des Heimatmuseums das alte Handwerk mit dem Spinnrad vorführen können.

Der Baum, der dem Städtchen seinen Namen gab, steht ebenfalls im Heilpflanzengarten. Die Linde dürfte (Einschätzung Dieter Adolph) über 300 Jahre alt sein und wirkt ein wenig mitgenommen. Förster Kai Elsäßer, so der Wunsch der Heilpflanzengärtner, soll den Baum einmal genauer unter die Lupe nehmen. Vielleicht schafft es die Linde ja, sich von innen zu verjüngen. Schließlich sagt der Volksmund: „300 Jahre kommt sie, 300 Jahre bleibt sie, 300 Jahre geht sie“.

Zum Abschluss des Rundgangs baten Morckel und Adolph den Bürgermeister bei Kaffee und Kuchen auf die Ruhebank, auf der sie Woche für Woche ihren Arbeitseinsatz ausklingen lassen, direkt vor einem Baldriangewächs. Die beruhigende Wirkung des Gartens nutzt der noch neue Verwaltungschef nach eigenem Bekunden auch im Alltag. Gerne gehe er die paar Schritte vom Rathaus in den Klappergarten, um in der Mittagspause ein wenig abzuschalten.

Freier Autor Schwerpunkte: Lokales Lindenfels / Lautertal, Chorgesang, Vereine, Hintergründe.

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