Glattbach. „Die Leid im Doal sin a all froh, die Glabbesche Kerb is do.“ Für eine Kerweredd fanden Kerweparrer Luca Rettig und Mundschenk Luise Bitsch genügend Geschichten bei den Glattbachern. Im Ort wurde ausgiebig Kerb gefeiert und nach einem fantasievollen und gelungenen Umzug trafen sich alle Kerwefans bei der Festzeltüberdachung.
Die Geschichten sollten sich mit mit Missgeschicken beim Gärtnern, im Berufsalltag, beim Hobby und in der heimischen Küche beschäftigen. Die Zuhörer durften also gespannt sein. „Vergniegd eisch bei uns, er Oalde un Junge, isch hoff es wird noch fleisisch gedonzt un gsunge“, begrüßten die Symbolfiguren der Kerb die Zuschauer.
Glattbacherinnen waren beschwipst vom Muschelkochen
Doch zunächst wurde erst einmal die Kerweredd zum Besten gegeben. Sie startete mit dem Gärtnern in einem Hochbeet. „Sie häwwe Paprika gsetzt, un Raddischen ausgeseht, Salot und Spinot häwwe a net gfehlt.“ Es hat im Beet somit an nichts gefehlt und schnell stellte sich auch das Unkraut ein. Nun wollte der Ehemann seiner Frau etwas Gutes tun, er nahm sich deshalb das Beet vor. „Er hot gehäkelt un gezopt, un dodebei die Paprika mit ausgerobbt.“ Dass der Haussegen anschließend etwas schief hing, kann jeder verstehen. Nachdem sich alles wieder beruhigt hatte, fand sich für die noch stehenden Brennnesseln eine Verwendung als Entwässerungstee.
Nach diesem gärtnerischen Missgeschick wurde es für einen Angestellten des Bauhofes etwas unangenehm. Die Mitarbeiter waren unterwegs, um die Straßengräben zu säubern. „Sie häwwe de Raase gemäht, die Milltonne geleehrt, die Hecke gestutzt un die Stroaß gekehrt.“ Am Ende galt es, den Anhänger mit Werkzeug und Abfall wieder an das Auto zu hängen. Der Glattbacher Mitarbeiter übernahm diese Aufgabe und als er dachte, der Anhänger sei am Auto, ist er losgefahren. „Noch zwanzig Mede hoare es mol in de Spiggel geguggt.“ Da war der Schreck groß, denn der Hänger war nicht mehr zu sehen. Das automatische Einklinken hatte wohl nicht geklappt und dank fehlender Kontrolle ist der Hänger allein weitergefahren – dummerweise in das Kellerfenster eines Hauses.
In Glattbach gibt es einen Mann, der seine Freude am Verbrennen von Reisig hat. „On Nochschub fehltsem net, des is jo kloar, don soi Oabstbeem liwwern es Matrial es goanze Joar“, erfuhren die Zuhörer. Nun gab es im Mai einen aufmerksamen Glattbacher, der in der Landschaft die Flammen und den Qualm entdeckte und schnell die Feuerwehr rief. Also große Aufregung und heulende Sirenen. Zum Glück brannte kein Haus und keine Scheune und der Glattbacher hat die Feuerwehr mit den Worten „Ich habe doch nur mein Reisig verbrannt“ empfangen.
Nur Kaffeekochen wollte ein anderer Glattbacher Bürger zur Frühstückszeit. Das ist zwar die Aufgabe der Hausfrau, doch er dachte sich, das mal selbst zu übernehmen. So hat er angefangen, den Frühstückstisch zu decken. „Es woar alles do, Gelee, Käs un Worscht, woas noch gfehlt hot, woar ebbs fair de Dorscht.“ Nun, Kaffee kochen dürfte ja nicht schwierig sein. „Wasse un Pulve is a schun drin, jetzt muss nur noch es Knäppsche gedriggt wän.“ Schon war die Arbeit erledigt und der Senior widmete sich im Nebenraum seiner Morgenzeitung. Bald zog leckerer Kaffeegeruch durchs Haus. Als er in die Küche geht, kommt der Schreck: „Er wäits net glawwe, es kimmt em de Kaffee schun entgaie gelaafe.“ Dummerweise hatte der Kaffeekocher nicht daran gedacht, die Kaffeekanne unter den Filter zu stellen.
Auch am Abend sind Glattbacher in der Küche vor Missgeschicken nicht sicher. Nun ging es ums Kochen von Muscheln. Wie diese richtig zubereitet werden, davon hatten sie wenig Ahnung. Gewiss war nur, dass die Muscheln mit Wein besonders lecker sind. „Bloaß mit de Meng vum Woi woarnse sisch net so goanz sische.“ Nach einigen Überlegungen landete der Inhalt einer ganzen Flasche Wein im Kochtopf. „Die Muscheln häwwe gschmagt, sie woarn gut gelunge, die Stimmung is gestehe, sie häwwe a noch gsunge.“ Nun wurde den Damen bewusst, dass sie an diesem Abend besser kein Auto mehr fahren sollten, denn beide waren am Ende doch etwas beschwipst.
Die misslungene Fahrt mit dem Hühnerhaus
Eine letzte Geschichte handelte von der misslungenen Fahrt mit einem Hühnerhaus, das sein Ziel in Glattbach nicht erreichte. Ein Glattbacher hat seine Freude an der Hühnerzucht. Nun wurde der Platz doch etwas eng und es musste eine Lösung her. So erhielt er den Tipp, dass in Lindenfels ein leeres Hühnerhaus steht, das einen neuen Besitzer sucht. Mit zwei Kumpels ging es hinauf ins Burgstädtchen. Schon beim Aufladen fällt die Instabilität des Ganzen auf. „Bis zum Kaffeberg sinnse gut kumme, a des steile häwwe se iwwewunne. Doch on de Kleebrick hoats ordentlisch gekracht.“ Nun lag das Häuschen auf der Straße und war zu nichts mehr zu gebrauchen. Somit lautet die Moral von dieser Geschichte: „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er etwas erleben.“
Nach dieser gelungenen Kerweredd zog es die Besucher der Kerb an die Kuchentheke, wo sie noch einen fröhlichen Nachmittag miteinander erlebten.
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