Lindenfelser Sportschützen - Ausgerechnet im Jubiläumsjahr fand das Vereinsleben nur eingeschränkt statt / Auftakt zu einer Artikelserie von den Gründungsjahren bis heute

In einer Holzbaracke fing alles an

Von 
Wolfgang Feustel
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Das Vogelschießen erfreute sich in den ersten Jahren der Sportschützen Lindenfels großer Beliebtheit. © Wolfgang Feustel

Lindenfels. Zeitweiliger absoluter Stillstand im Jubiläumsjahr, das hätten sich wohl die wenigsten Mitglieder der Sportschützen Lindenfels im 50. Jahr ihres Bestehens vorstellen können. Ausgerechnet in jenem Jahr 2020, in dem auf fünf Jahrzehnte mit vielen Höhen und manchen Tiefen zurückgeblickt wurde, fand wegen der Corona-Krise seit Anfang März der sportliche Betrieb im Schützenhaus im Buchwald wenn überhaupt nur sehr eingeschränkt statt. Von gesellschaftlichen und festlichen Ereignissen ganz zu schweigen.

Eine allzu üppige Feier sollte ohnehin nicht stattfinden, denken die Verantwortlichen doch an die Zeiten in den 1980er und 1990er Jahren zurück, als nach dem Brand des ursprünglichen Schützenhauses mit dem Neubau der jetzigen Vereinsstätte ein gewaltiger Rucksack zu schultern war, der für den Verein mehr als eine Zerreißprobe war. Bei aller wirtschaftlichen Vernunft sollte trotz allem in geselligem Rahmen gefeiert werden, doch Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Der Zeitpunkt ist allerdings günstig, innezuhalten und sich an wechselvolle 50 Jahre sowohl im Verein zurück zu denken.

Die Chronik über fünf Jahrzehnte wie auch der anschließende Ausblick sollen Anlass für manche Erinnerung und Anekdote geben aber auch Diskussionsstoff für anstehende Aufgaben. In einer Artikelserie wird diese Zeitung auf Geschichte der Lindenfelser Sportschützen bis zum Jubiläumsjahr zurückblicken.

Startschuss im September 1969

Vom Startschuss, der am 27. September 1969 erfolgte und der offiziellen Gründung am 1. Januar 1970 bis heute haben die Sportschützen Lindenfels viele Höhen erlebt aber auch Rückschläge, die von schicksalhafter Bedeutung waren. In den 50 Jahren, die der Verein und seine Mitglieder erlebten, wurde die Entwicklung von einem kleinen Verein aus einer der kleinsten Gemeinden des Landkreises Bergstraße zu einem etablierten Verein innerhalb des früheren Schützenkreises Bergstraße und jetzigen Schützenbezirks Starkenburg erreicht. Mehr als ein halbes Dutzend aktive Schützen erreichte immerhin die deutschen Meisterschaften und mit Steffen Trautmann wurde ein Schütze hervorgebracht, der in den späten 80er und frühen 90er Jahren in der Luftgewehr-Bundesliga startete und im Nationalkader Armbrust die internationale Wettkampfbühne betrat.

Die etwa 130 Mitglieder können auf Bewährtem aufbauen aber auch manches weiterentwickeln oder gute Ansätze aus der Vergangenheit wieder aufnehmen und etablieren. Auf Sicht bleibt die Zusammenstellung einer neuen Nachwuchsabteilung, die in früheren Jahren für Erfolge sorgte, alternativlos.

Die Entstehungsgeschichte des Schießsports in Lindenfels reicht vor das Gründungsjahr 1970 zurück, als einige Lindenfelser noch in den Reihen des SV Schlierbachtal ihre Übungen mit Kimme und Korn betrieben und im Bereich des Hotels Darmstädter Hof ihr erstes Domizil in Lindenfels fanden.

Am Samstag, 27. September 1969 konstituierten sich die Schießsportbegeisterten aus der Kurstadt im ehemaligen Gasthaus „Zur Post“, um den Verein aus der Taufe zu heben.

Unter den 14 Gründungsmitgliedern bildeten neben dem ersten Vorsitzenden Otto Höbel die Mitglieder Heini Meyer (zweiter Vorsitzender), Helmut Höbel (Schriftführer), Manfred Höbel (Kassenwart) sowie Adam Bitsch, Hermann Sommer und Hans Bitsch (Beisitzer) den ersten Vorstand.

Zum 1. Januar 1970 erfolgte die Eintragung im Vereinsregister des Amtsgerichts Fürth sowie beim Hessischen Schützenverband und beim Landessportbund Hessen. Es dauerte nur wenige Monate und die Mitglieder des noch jungen Vereins erwarben oberhalb der Firma Kreuzer & Böhringer in der Nähe des stillgelegten Steinbruchs im Buchwald das heutige Vereinsgelände von der Stadt Lindenfels auf Erbpachtbasis. Dort wurde auf festem Fundament aus Teilen einer früheren Holzbaracke in mühsamer Kleinarbeit das erste Schützenhaus errichtet. Acht 10-Meter-Stände für Luftdruckwaffen, in denen die Schießscheiben noch mit Handkurbeln transportiert wurden, waren die erste Sportstätte. Dazu gab es einen kleinen Aufenthaltsraum mit einem alten Ölofen und die dazugehörenden Toilettenanlagen.

Anfangs befand sich ein kleines Toilettenhäuschen im angrenzenden Waldgelände, ehe die richtige Toilette stand. In der kleinen aber gemütlichen Bleibe des jungen Vereins wurde mancher Feierabend mit offenem Ende verlängert. Veranstaltungen wie der Grillabend und das Lindenfelser Bürger- und Vereineschießen waren die Höhepunkte im Vereinsleben und gehörten lange Zeit zum festen Bestandteil des örtlichen Veranstaltungskalenders.

Zu dieser Zeit erfreute sich auch das Vogelschießen großer Beliebtheit. Die neugegründete Luftgewehrmannschaft startete furios und wurde ungeschlagen Meister.

Nach dem Weggang des damaligen Leistungsträgers Hermann Sommer lief der Motor in den darauffolgenden Jahren nicht mehr richtig rund. Im Jahr 1974 kam es zu einem vorübergehenden Stillstand bei den Aktiven wie auch im Vereinsleben. Otto Höbel trat von seinem Amt zurück. Kurz darauf verstarb er.

Steigende Mitgliederzahl

Mit Herbert Feustel übernahm 1974 ein Vorsitzender die Geschicke des Vereins, der großen Wert auf gute Jugendarbeit legte und zusammen mit anderen engagierten Vorstandsmitgliedern kontinuierlich den Ausbau des damaligen Schützenhauses und den Aufbau des Aktivenbereichs vorantrieb. In seiner Ära, die 16 Jahre dauern sollte, wuchs die Mitgliederzahl von 30 auf etwas über 120.

Schon bald stellten sich sportliche Erfolge durch die neu aufgestellte Luftgewehrmannschaft ein, die Ende der 70er Jahre zwei Rundenkampfsiege feierte und sich kontinuierlich nach oben arbeitete. Die Jugendabteilung unter Adam Maurer sorgte rasch für Zuwachs im Aktivenbereich. Fahrten nach Österreich und an die Nordsee sind noch heute den ehemaligen Nachwuchsschützen in angenehmer Erinnerung.

1977 kam noch die Luftpistolen-Abteilung dazu, die es ungleich schwerer hatte und erst im dritten Jahr ihres Bestehens ihren ersten Sieg feiern durfte. Der Umgang mit den Sportwaffen bedurfte im Gegensatz zu heute angesichts der Spannhebel und der Kippläufe auch noch körperlicher Arbeit und im Bezug auf ihr Outfit erinnerten die aktiven Schützen, die in ihrer Freizeitkleidung zu den Wettkämpfen gingen, auch noch nicht an Leistungsschützen im heutigen Sinne.

Erste Erfolge

Die Mannschaften der Lindenfelser Sportschützen schnitten im ersten Jahrzehnt nach der Vereinsgründung unterschiedlich ab.

Die Luftgewehrmannschaft wurde gleich im Gründungsjahr 1970 ungeschlagener Meister. Auch 1976/77 und 1978/79 holten sie den Titel. So feierten die Schützen drei Aufstiege in den 70er Jahren.

Die Luftpistole-Mannschaft hatte einen schwierigeren Start. Nach zwei sieglosen Saisons wurde 1979/80 der erste Sieg überhaupt eingefahren.

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