Porträt - Die Künstlerin Jeanne Kloepfer gestaltet in ihrem Atelier in Winterkasten Grafiken für Verlage und Werbeagenturen

"Ich will gute Sachen machen"

Von 
Janina Stengel
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Lindenfels. Zu Tusche und Feder greift sie eher selten. Ihre Grafiken entstehen meist am Computer - dafür aber eingebettet zwischen den grünen Hügeln des Nibelungenlandes. Jeanne Kloepfer zeichnet. Sie airbrusht, sandstrahlt und entwirft. Die Kunst der Grafikdesignerin und Illustratorin aus Winterkasten ist ebenso vielfältig wie ihre Arbeitsmethoden. Und genauso bunt.

Kloepfer lacht viel, und wenn sie erzählt, dann merkt man ihr die Begeisterung für ihre Kunst an. Eine Kunst, die sie zum Beruf gemacht hat. "Das ist für mich mehr Berufung als Beruf, außerdem wüsste ich nicht, was ich sonst machen sollte."

Das Zeichnen war schon immer ein wichtiger Bestandteil in ihrem Leben. In der Kindheit in Freibug gehörten Stift und Papier zu ihren wichtigsten Spielzeugen. Ebenso die bunten Helden auf Papier: Lucky Luke oder Tim und Struppi. Die Figuren mussten abgezeichnet werden, weil sie es genauso können wollte. Für Kloepfer und ihre Geschwister gab es im Keller einen Tisch, an dem sie "Sauerei machen" konnten. "Bei uns waren immer Stifte und Papier da." Doch es blieb nicht bei den Zeichnungen im Keller. Langweilige Matheaufgaben in der Schule wurden verziert und mit kunstvollen Kritzeleien geschmückt. Die Mitschüler fanden das lustig, vor allen Dingen, wenn es im Tausch gegen ungeliebte Lateinaufgaben eine Zeichnung für Kunst gab.

Bereits früh wusste Jeanne Kloepfer, dass nur ein künstlerischer Beruf für sie infrage kam, deswegen das Grafikdesign-Studium in Mannheim. "Ich habe schon immer viel gemacht. Wenn ich mich dazu hätte zwingen müssen, dann wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin."

"Man muss mit der Zeit gehen"

Jetzt - das ist die erfolgreiche Selbstständigkeit. Sie pendelt zwischen Schreibtisch und Pferdekoppel, zwischen Grafiktablett und der malerischen Heimat der Drachentöter, die sich weitläufig hinter ihrem Haus erstreckt. Schnell und flüssig aus dem Handgelenk entstehen Jeanette Kloepfers Zeichnungen am Computer. "Man muss mit der Zeit gehen", hat sie bereits früh erkannt.

Dennoch: "Der Computer übernimmt nicht meinen Job, man muss darauf achten, dass man sich fit macht und mit der neuen Technik klarkommt." Was früher noch in mühevoller Arbeit mit Stiften, Papier und Aquarell aufgetragen wurde, entsteht heute am Bildschirm.

Ihre Zeichnungen sind gefragt. Sie illustriert und entwirft für die Werbebranche und Verlage. Angestellt war sie noch nie, Kloepfer ist lieber ihr eigener Herr. Es biete mehr Konzentration und die Möglichkeit, sich die Zeit selbst einzuteilen. "Ich kann keine acht Stunden am Stück kreativ sein. Ich habe das Glück, dass es bei mir schon immer gut läuft. Ich arbeite vielseitig und will gute Sachen machen", erklärt sie ihre Entscheidung.

Die Vielseitigkeit ist auch in ihrem Haus sichtbar. Die Wände schmücken ihre Bilder, die Glastüren sind von ihrem Lebensgefährten, dem Glaser Peter Hermans, nach ihren Entwürfen gestaltet. Sie liebt die Herausforderung, egal in welchem Bereich. "Visualisieren von komplexen Vorgängen, sie so vereinfachen, dass es der Laie versteht, das finde ich faszinierend", so Kloepfer.

Das Innere des ehemaligen Stalls und Ateliers neben ihrem Haus hat sie selbst ausgebaut. Dahinter wartet Kloepfers Kontrastprogramm zum Kunstalltag: Zwei Pferde, zwei Rinder und ein Hund. Natur und Tiere helfen beim Abschalten. Aus ihrer langjährigen Erfahrung im Umgang mit Pferden kann Jeanne Kloepfer auch bei ihrer Arbeit profitieren.

Ob es auch etwas gibt, was sie nicht kann? "Architektur mache ich nicht und 3D-Animationen. Das hat aber mehr mit der technischen Finesse zu tun", bekennt die 46-Jährige. Bild: oh

Ein alter Stoff in neuer Form

Die Nibelungensage ist ebenso alt wie kompliziert und Fassungen gibt es viele. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit als Grafikstudentin hat Jeanne Kloepfer die Sage neu erzählt - als Comic. Dass Mittelalterepos und witzige Grafiken gut zusammen passen, beweist die Illustratorin in bunten Bildern mit humorvollen Details.

Ein Semester Zeit hatte sie, um den Comic anzufertigen. Eine aufwendige Arbeit, die viel Vorbereitung forderte. Zunächst einmal musste sie sich in die verschiedenen Fassungen der Sage einlesen und entscheiden, welche Inhalte sie übernehmen wollte. "Ich habe erst einmal alles gelesen, dann für mich zusammengefasst und ein Drehbuch daraus gemacht", so Kloepfer.

Zu den Stiften griff sie erst, als das Drehbuch stand und sie die vorgegebenen 43 Seiten eingeteilt hatte. "Eigentlich macht man ja etwas Gescheites als Diplomarbeit", witzelt Kloepfer über ihr Projekt, das nun neu aufgelegt wurde. Damals, vor 21 Jahren, fand sich kein Verleger. Jetzt ist der Comic im Jedermann-Verlag erschienen.

Die Arbeit stellte die Illustratorin vor einige Herausforderungen. Nachts fertigte sie die Skizzen, mittags kopierte sie ihre Grafiken in einem Copyshop. Sie versuchte, den Comic so anzulegen, dass ein Ortswechsel farblich zueinander passte und musste gewichten, welche Szenen verwendet wurden. "Von der Sage her ist alles korrekt in dem Comic. Je besser etwas durchdacht ist, desto mehr Spaß macht es auch", sagt Jeanne Kloepfer. Dass Comics nicht nur etwas für Kinder sind, beweist der mittelalterliche Stoff. "Kinder finden das Ganze einfach lustig, während die Erwachsenen auch viele Andeutungen erkennen."

In ihrer Version der Nibelungensage ist Siegfried gar kein Held. "Er ist ziemlich ungehobelt. Aber es darf einem am Ende ja nicht so arg leid tun, wenn Siegfried stirbt", erklärt Kloepfer die Anlegung des blonden Königs.

Einen zweiten Teil wird Jeanne Kloepfer nicht mehr zeichnen. "Da bringen sie sich ja alle nur noch um, da geht's nur noch um Mord und Totschlag." ste

Freie Autorin

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