Bauausschuss - Vertreter des Forstamts erläuterten die Möglichkeiten für geschützte Bereiche im Forst

Gebiete bei Seidenbuch eignen sich als Naturwald

Von 
Konrad Bülow
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Mehrere Lindenfelser Fraktionen sprechen sich dafür aus, geschützte Waldbereiche auszuweisen. Gebiete in Seidenbuch kämen dafür infrage. © Neu

Lindenfels. Ausgewiesene Waldstücke, in denen die Vegetation ungestört gedeihen kann und wo keine Bäume für den Holzverkauf gefällt werden – so lässt sich in etwa das zusammenfassen, was sich SPD, Grüne und FDP für die Natur um Lindenfels vorstellen. Das politische Vorhaben nimmt nun konkretere Formen an. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses informierten Ralf Schepp vom Forstamt in Lampertheim und der Lindenfelser Revierförster Robin Eiermann über die Möglichkeiten, solche besonders geschützten Bereiche einzurichten.

Ökopunkte-Konto als Nebeneffekt

Mit den Begrifflichkeiten ist es aber so eine Sache. Im ursprünglichen Antrag der drei Fraktionen ist davon die Rede, einen Bannwald auszuweisen. Daraus wird aber wohl nichts. „Im Waldgesetz ist unter einem Bannwald etwas anderes zu verstehen“, erläuterte Schepp. Ein Bannwald werde ausgewiesen, um das betreffende Gebiet gegen Rodungen bei größeren Baumaßnahmen abzusichern. Darum geht es in Lindenfels aber nicht. Zudem könnten Bannwälder auch bewirtschaftet werden, hob Schepp hervor.

Der Gast im Ausschuss hatte allerdings eine Alternative parat. Einige Bereiche des Lindenfelser Forstes ließen sich zu Naturwäldern erklären, erläuterte er. Schepp und Eiermann haben dabei vor allem bestimmte Gebiete im Wald bei Seidenbuch im Sinne, zusammen hätten sie eine Größe von annähernd 30 Hektar. Der Vorteil dabei: Sie erfüllen auch Kriterien, um sogenannte Ökopunkte zu generieren.

Kommunen können ein Konto an Ökopunkten aufbauen, wenn sie Naturwälder in Natura-2000-Schutzgebieten benennen – die Waldstücke bei Seidenbuch liegen in derartigen Gebieten. Ökopunkte können auch angerechnet werden, wenn es um die Schaffung von Ausgleichsflächen für Flächenversiegelung und andere Eingriffe für die Natur geht. Sie können verkauft werden und wären somit auch wirtschaftlich interessant.

Damit ein Naturwald Ökopunkte erzeugen kann, muss er bestimmte Voraussetzungen erfüllen, wie Schepp verdeutlichte – es muss etwa naturnaher Laubwald sein, der auch schon ein gewisses Alter erreicht hat. Die Seidenbucher Areale liegen außerdem im Stadtwald und sind nicht im Privatbesitz. All diese Merkmale weisen zwar auch andere zusammenhängende Bereiche im Lindenfelser Wald auf. Sie liegen jedoch nicht in einem Natura-2000-Gebiet und schieden daher zumindest für Ökopunkte aus, sagte der Forstmann.

Ein Gebiet am Schenkenberg, unweit des 100-Jahr-Brünnchens, würde aus demselben Grund zumindest als Schutzbereich mit Ökopunkten ebenfalls nicht infrage kommen, wie Schepp auf Nachfrage erläuterte. Generell rät er dazu, Gebiete auszuwählen, die gesund und stabil sind. Der Absterbeprozess, unter dem Teile des Lindenfelser Waldes seit einigen Jahren leiden, habe sich verlangsamt, gehe aber weiter: „Das reguliert sich auch nicht mehr von alleine.“

Fraktionen beraten intern

Unabhängig davon, wo der Naturwald ausgewiesen wird, müssten die Behörden immer noch Verkehrssicherung gewährleisten und kranke Bäume fällen lassen, die Passanten gefährden könnten – wie im normal bewirtschafteten Wald auch, mit dem Unterschied, dass das Totholz liegengelassen und nicht abtransportiert und verkauft wird. Allerdings seien in einem maroderen Wald mehr solcher Eingriffe erforderlich, als in einem Gebiet mit gesundem Bestand, gab Schepp zu bedenken.

Wie der Forstamtsleiter ausführte, ist die Einrichtung eines Naturwalds mit Ökopunkten auf unbestimmte Zeit bindend und kann nicht mehr so ohne weiteres wieder aufgehoben werden – die Stadtverordneten würden also eine Entscheidung treffen, mit denen kommende Generationen leben würden. 30 Hektar – etwa zehn Prozent des Lindenfelser Waldes – wären zumindest in den Augen von Bürgermeister Michael Helbig ein guter Anfang.

Eine Beschlussempfehlung gab der Bauausschuss aber erst einmal nicht ab. Die neuen Informationen sollen innerhalb der Fraktionen besprochen werden, bevor das Thema erneut in den städtischen Gremien aufgerufen wird.

Abwarten in Sachen Pflegeverband

Die Lindenfelser Stadtverordneten zögern mit einem Beitritt der Burgstadt zum neugegründeten Bergsträßer Landschaftspflegeverband. Im Finanzausschuss und im Bauausschuss gab es dafür diese Woche keine Mehrheit. Stattdessen sprachen sich die Gremien dafür aus, dass der Magistrat das Thema in zwei Jahren noch einmal zur Sprache bringt. Bis dahin soll die Arbeit des Pflegeverbands beobachtet werden – mit besonderem Augenmerk auf ihren möglichen Nutzen für Lindenfels.

Im Landschaftspflegeverband arbeiten Kommunen, Landwirte und Naturschütze gemeinsam am Erhalt der Kulturlandschaft. die Mitglieder zahlen Beiträge. Über die Hälfte der Bergsträßer Kommunen hat sich bereits angeschlossen, darunter auch Lautertal. Die meisten Lindenfelser Stadtverordneten sind sich aber nicht sicher, ob sich der Beitritt für Lindenfels lohnen würde. Einzig die Grünen enthielten sich, weil sie in einem Beitritt ein Signal für die Zukunft sehen.

Die Stadtverordnetenversammlung wird heute Abend noch einmal über das Thema und die Vorschläge aus den beiden Ausschüssen beraten. kbw

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