Lindenfels. Von Lena Spilger
Lindenfels. Das Leben ist nicht immer einfach - vor allem dann nicht, wenn man weiß, dass es zu Ende geht. Fragen, Sorgen und vor allem Ängste können die Zeit vor dem Tod prägen und Sterbende enorm belasten. Der Hospizdienst Odenwald mit Sitz in Wald-Michelbach ist auch für die Stadt Lindenfels zuständig und bietet diesen Menschen Unterstützung an, besucht sie, spricht mit ihnen und berät sie bei anfallenden Aufgaben und Themen.
Felicia Schöner, Claudia Lenhardt und Fatma Bulut koordinieren insgesamt 37 ehrenamtliche Hospizbegleiter, die zuvor eine Ausbildung absolvierten. Im Jahr begleitet der Hospizdienst Odenwald ungefähr 40 Fälle.
Emotionaler Austausch
Nach dem Erstkontakt durch die Koordinatorin werden die Helfer eingeteilt. Dabei wird sorgfältig darüber nachgedacht, wer zu wem passt, denn in der bevorstehenden Zeit wird ein intensiver und emotionaler Austausch zwischen zwei Menschen stattfinden, die sich zuvor nicht kannten. „Das ist auch gut so. Es kommt nicht selten vor, dass Sterbende ihre Angehörigen nicht mit ihren Gedanken vorm Tod belasten wollen, umso wichtiger ist, dass sie trotzdem einen geschützten Raum finden, über ihre Gefühle zu sprechen - sofern sie das wollen“, sind sich die Koordinatorinnen einig. Sterbende können all ihre Sorgen und Ängste in die Hände der begleitenden Person legen, weinen, lachen, nachdenklich oder auch mal wütend sein.
„Vor dem Tod sind die unterschiedlichsten Emotionen zu beobachten“, berichtet Felicia Schöner. Jeder gehe damit anders um und dürfe damit auch so umgehen, wie er es möchte. Einfach da sein und den Menschen ein Ohr schenken, sei das Wichtigste bei der Arbeit als Hospizbegleiter, betonen die Koordinatorinnen. Natürlich sei auch das nicht immer leicht. Die Situationen, die während der Begleitungen vorgefunden werden, ließen einen nie kalt und auch man selbst müsse lernen, mit den eigenen Emotionen umzugehen, gerade wenn man doch die starke Schulter sein möchte.
„Gute Unterstützung leisten und eigene Gefühle in der Situation zulassen schließen sich nicht aus, das ist auch überhaupt nicht möglich und vor allem auch nicht notwendig“, erzählt Claudia Lenhardt. Es sei in Ordnung, eigene Gefühle zu haben, solange Professionalität dabei gewahrt bleibt. „Es sind Menschen wie wir alle, sie sind einfach näher am Tod“, so die Koordinatorin.
Als Hilfestellung gibt es Supervisionen unter den ehrenamtlichen Hospizbegleitern. Felicia Schöner betont: „Bei aller Schwere leisten wir eine gute und sinnvolle Arbeit.“ Die intensive Zusammenarbeit mit den Menschen gibt viel zurück, als angehender Hospizbegleiter habe man eine spannende Persönlichkeitsentwicklung vor sich.
„Wir werden alles tun, damit die Menschen nicht nur in Frieden sterben, sondern auch bis zuletzt leben können.“ In der Corona-Pandemie bedeutete das, jede kleine Möglichkeit zu nutzen, um trotz der Einschränkungen für die Menschen da zu sein, beispielsweise das eine oder andere Wort durch das Krankenhausfenster auszutauschen. „Die Hospizarbeit wurde in Coronazeiten enorm erschwert, eine tragische Situation, weil Sterbende teils ohne Angehörige und ohne Begleitung aus dem Leben gehen mussten“, erinnern sich die Koordinatorinnen.
Der Hospizdienst Odenwald arbeitet außerdem eng mit den Anstalten zusammen, beispielsweise mit Krankenhäusern und Altersheimen. Oft übernehmen die Ehrenamtlichen eine Arbeit, die die Pfleger gerne selbst machen würden, für die jedoch aufgrund des überlasteten Gesundheitssystems oft keine Zeit bleibt, weswegen die Hospizarbeit eine wichtige Ergänzung des Systems darstellt.
Unterstützung gesucht
Felicia Schöner ist dankbar für die ehrenamtliche Tätigkeit im Hospizdienst, „die Ehrenamtlichen sind das Herz unserer Arbeit“. Ohne diese Unterstützung könnte die so wichtige Begleitung nicht geleistet werden. Auch auf Spenden ist der Hospizdienst immer angewiesen. In diesem Jahr werden neue Hospizbegleiter ausgebildet. Am Freitag, 27. Januar, gibt es dazu ab 18 Uhr eine Informationsveranstaltung im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Wald-Michelbach.
Wichtig für die Hospizarbeit seien Einfühlungsvermögen, Reflexionsfähigkeit und Respekt vor anderen Lebensentwürfen und Wertvorstellungen. Neutral in die Situation zu gehen, sei enorm wichtig, betonen die Koordinatorinnen. Schafft man es, sich auf das Gegenüber einzulassen, habe man die Chance, kostbare Menschen zu erleben und sie in ihren letzten Tagen zu begleiten - und daran sei lange nicht alles traurig.
Der Hospizdienst Odenwald bietet auch eine Trauerbegleitung an. Das Trauercafé Lebenswege in Wald-Michelbach wird regelmäßig angeboten und ist ein geschützter Raum für all diejenigen, die einen wichtigen Menschen im Leben verloren haben oder verlieren werden. Termine werden in der Zeitung angekündigt.
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