Freundschaftliche Verbindungen aus dem Odenwald nach Oberschlesien

Seit nunmehr 25 Jahren ist die Stadt Lindenfels mit Pawlowiczki verschwistert. In den kommenden Tagen wird nun diese „Silberhochzeit“ gefeiert. Fast 50 Lindenfelser werden dazu nach Polen reisen.

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Die oberschlesische Gemeinde bereitet derzeit alles für die Ankunft der Gäste vor. Erste Kontakte zwischen beiden Gemeinden gab es bereits vor der offiziellen Verschwisterung im Jahr 1998. Es fanden gegenseitige Besuche statt, um sich kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen.

Die ersten Kontakte hatte seinerzeit Raimund Janik aus Glattbach hergestellt, der ursprünglich aus einem Ortsteil von Pawlowiczki stammt. Die offizielle Urkunde zur Partnerschaft unterschrieben dann am 25. Juli 1998 die beiden Bürgermeister Winfried Mleczko und Peter C. Woitge. Während Mleczko bereits verstorben ist, wird Woitge an den Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen der Verbindung in Polen teilnehmen.

Die Gemeinde Pawlowiczki besteht aus mehreren Dörfern und hat etwa 8500 Einwohner. Die Gemeinde liegt im südlichen Teil der Woiwodschaft Oppeln und nicht weit von der tschechischen Grenze entfernt. Dort hat Pawlowiczki ebenfalls eine Partnerstadt: Velke Heraltice. Pawlowiczki ist von Landwirtschaft geprägt, die Böden sind erstklassig und die besten in der gesamten Woiwodschaft. Es werden Getreide, Raps und Zuckerrüben angebaut, größere Industriebetriebe gibt es nicht.

Es gibt 14 Feuerwehren im Gemeindegebiet, sechs Grundschulen und zwei Gymnasien, sowie fünf Kindergärten. Kulturhäuser spielen eine wichtige Rolle im Leben der Bevölkerung. In Pawlowiczki wird Fußball gespielt, es gibt fünf Sportvereine, aber auch der Radsport ist in der oberschlesischen Gemeinde populär.

Die medizinische Grundversorgung leisten in Pawlowiczki mehrere Praxen und ein Gesundheitszentrum. Es gibt mehrere archäologische Stätten auf dem Gemeindegebiet.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges musste eine Vielzahl der Menschen ihre dortigen Heimatorte verlassen. Sie ließen sich in Deutschland nieder. An ihrer Stelle kamen zahlreiche Bewohner aus dem Ostgrenzgebiet, das Polen an die Sowjetunion abgeben musste. Heute lebt und arbeitet die Gemeindegesellschaft friedfertig miteinander, ehrt die jeweiligen Ideale und nationalen Unterschiede.

Ein solch übereinstimmendes Zusammenleben spiegelt sich unter anderem in der Verteilung der Stimmen im Gemeinderat, im Engagement in die Arbeit der freiwilligen Feuerwehren, der Sportvereine und Kulturgruppen.

Pawlowiczki, das frühere Gnadenfeld, wurde 1782 als kleine Siedlung gegründet. Es gab Handwerksbetriebe mit Gerberei, Schreiberei, Töpferei, Bäckerei, Schmiede, Brauerei, Schlosserei, Schuhmacher und Schneiderei, aber auch ein Hotel, sowie Schulen für Jungen und Mädchen, später sogar ein Priesterseminar und ein Krankenhaus.

Es gibt viele Feste im Jahresreigen der Partnerstadt, wobei das Erntedankfest mit den zahlreichen kunstvoll gestalteten Erntekronen, sicherlich das schönste ist. Erntedank wird Reihum in einem der jeweiligen Ortsteile gefeiert. Die jeweilige Dorfgemeinschaft packt tüchtig mit an und erhält einen Anteil aus dem Erlös des Festes. Dieses Geld kann dann für Projekte im Ort verwendet werden.

Vom Anfang der Partnerschaft an kümmerten sich Menschen in beiden Gemeinden um die gegenseitigen Beziehungen. Viele Lindenfelser haben inzwischen Pawlowiczki besucht, und viele Bewohner aus Pawlowiczki kommen regelmäßig zu Festlichkeiten in die Burgstadt. Es gibt interessante Begegnungen mit Jugendlichen aus beiden Kommunen, aus denen Freundschaften entstanden, die bis in die Gegenwart bestehen.

Als im vergangenen Jahr der Krieg in der Ukraine ausbrach und Polen von ukrainischen Flüchtlingen überrannt wurde, organisierte der Lindenfelser Freundeskreis innerhalb weniger Tage einen Hilfstransport für die polnische Partnergemeinde mit dringend benötigten Sachspenden. Die Lindenfelser Bevölkerung half gerne, Spenden wurden teilweise im Minutentakt gebracht, und das eigens eingerichtete Spendenkonto war bald gut gefüllt. Das Geld wurde der Feuerwehr in Pawlowiczki zur Verfügung gestellt. Der bis unters Dach beladene Transporter wurde von Udo Pfeil und Peter Kurfürst unter Begleitung von Feuerwehrmännern aus Lindenfels nach Polen gefahren und dort noch am gleichen Tag zum Weitertransport in die Ukraine verladen. Pawlowiczki hat eine Partnerstadt in dem umkämpften Land.

Auch die Lindenfelser Feuerwehren hatten zahlreiche Ausrüstungsgegenstände beigesteuert, die die ukrainischen Feuerwehren allesamt gut gebrauchen konnten und halfen beim Verladen der vielen Sachspenden.

Wenn die Lindenfelser Delegation über Fronleichnam nach Polen fährt, hat die Partnerstadt bereits ein Programm für die Gäste vorbereitet. Dazu zählt auch ein Besuch bei der Feuerwehr. Auch diesmal werden etliche Burgstädter dabei sein, die noch nie in der Partnerstadt waren.

Der Partnerschaftsverein Pawlowiczki / Gnadenfeld wird im Jubiläumsjahr von Claudia Schmitt aus Kolmbach geführt. Vor kurzem wurde das 100. Mitglied im Verein begrüßt. Der Freundeskreis hatte zuletzt beim Oster- und Weihnachtsmarkt in Lindenfels die Bewirtung der Marktbesucher mit Kaffee und Kuchen übernommen und kümmert sich regelmäßig um die Betreuung der Gäste aus Polen, wenn diese nach Lindenfels kommen.

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