Lindenfels-Festival

Frauen lernen auf der Burg Lindenfels kämpfen wie Bruce Lee

Von 
Gisela Grünwald
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Julian Schwab und Nico Humbert führten Laura Beutel und Eva Böhme in die Kunst des Wing Tsun ein. © Gutschalk

Lindenfels. Im Rahmen des Lindenfels-Festivals wurde auf der Burg Lindenfels ein Wing-Tsun-Workshop angeboten. Kinder und Jugendliche erschienen nicht zur Schnupperstunde, dafür aber zwei Frauen aus Winterkasten. Laura Beutel und Eva Böhme spielen Fußball. Sie wollten wissen, was Wing Tsun ist.

Nico Humbert, Lehrer und Leiter der Wing-Tsun-Schule in Wald-Michelbach erklärte: „Wir üben reine Selbstverteidigung für den Notfall. Es ist keine Kampfkunst wie Karate oder Judo, deshalb gibt es auch keine Wettkämpfe, bei denen man sich messen kann.“

Wing Tsun stammt aus China und wurde vor 300 Jahren von einer Frau entwickelt, die sich gegen Angriffe von Männern wehren wollte. Nico Humbert ist zwei Meter groß und wiegt 110 Kilo. Sein Schüler Julian Schwab ebenso. Lena und Eva, die Teilnehmerinnen aus Winterkasten konnten sich schon nach kurzer Zeit die Herren vom Leib halten.

Nico Humbert ist Lehrer für Religion und Mathematik am Überwald-Gymnasium in Wald-Michelbach. In seiner Schulzeit hat er Wing Tsun für sich entdeckt. Während des Studiums in Frankfurt hat er eine Ausbildung zum Wing-Tsun-Lehrer absolviert und anschließend die Schule eröffnet.

Die Kampfkunst helfe Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, ihr Selbstbewusstsein und ihr Körpergefühl zu stärken. Nico Humbert betonte immer wieder: Es geht nicht darum, den Gegner zu schädigen, sondern darum, sich zu verteidigen. Um beispielsweise flüchten zu können. Das bedeutet, mit Tritten und Schubsern den Angreifer abzuwehren. Dazu muss der eigene Körper unter Spannung stehen und wird dann nach vorne geschoben.

Die ersten Übungen sind dem richtigen Stand, dem Aufbau von Körperspannung und der Haltung der Hände gewidmet. Die zwei Teilnehmerinnen lernten schnell: Wer nur auf dem hinteren Bein steht, drückt seinen Körper nach oben, aber nicht nach vorne und kann sich daher nicht so gut verteidigen.

Erfinderin war eine Nonne

Wing Tsun hält körperlich und geistig fit. Je länger der Workshop dauerte, umso mehr wurde deutlich. Wing Tsun ist ein Tanz mit dem Gegner wie beim Boxen.

Nico Humberts ältester Schüler ist 58 Jahre alt, ein zuckerkranker Mann, der nach einem Jahr Training jetzt beste Blutwerte habe, wie der Trainer berichtete. Humbert findet diese Art der Selbstverteidigung aber auch für Schüler bestens geeignet. Bei Rangeleien und Schubsereien auf dem Schulhof lernen können sie sich auf intelligente Art wehren. Schon das Wissen, dass man sich zu helfen weiß, sich verteidigen kann, verändere die Körperhaltung so, dass man nicht mehr so leicht zum Opfer werde, sagte Nico Humbert. Dies helfe auch Frauen bei unangenehmen Begegnungen.

Auf der Burg übten die zwei Winterkästerinnen, sich zu wehren, aus der Situation zu befreien: wenn sie jemand festhält, schubst, oder in den Schwitzkasten nimmt.

Entwickelt wurde die chinesischen Selbstverteidigung, die übersetzt „Schöner Frühling“ heißt, von der Nonne Ng Mui. Der Meister der Wing-Tsun-Schule von Nico Humbert ist 73 Jahre alt und trainiert und lehrt die Form der Selbstverteidigung immer noch. Einer der bekanntesten Meister der Kampfkunst war Bruce Lee. Seine Filme sorgten in den 70er Jahren für einen wahren „Kung-Fu-Boom“ in aller Welt.

Hinter der Selbstverteidigung steckt fernöstliche Philosophie: Wer weiß, dass er sich verteidigen kann, muss es gar nicht mehr tun. Laura Beutel, Eva Böhme ließen sich schnell auf ihre Gegner ein. „Es hat Spaß gemacht“, meinten beide nach zwei Stunden Training.

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