Tierschutzinitiative

Eine Zukunft auch für kranke Tiere

Die Vorsitzende der Tierschutzinitiative Odenwald, Stefanie Wiese, spricht über die Arbeit des Vereins, über Schutzverordnungen und über das Elend vor der Haustür.

Von 
Stephanie Kuntermann
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Stefanie Wiese und zwei neugierige getigerte Schützlinge. © Marco Schilling

Lautertal. Jack und Jones sind jetzt bereit für eine kurze Audienz: Sie holen sich ein angebotenes Leckerli aus der Hand der Besucher, lassen sich noch einmal kurz über das seidenweiche Fell streicheln und trollen sich dann. Nichts deutet darauf hin, dass ihr Leben zu Beginn unter keinem guten Stern stand, und trotzdem ist das Schicksal der Kater exemplarisch für die Arbeit der Tierschutzinitiative Odenwald (TSI).

„Ich habe ihre Mutter in trächtigem Zustand von einem Bauernhof in Hiltersklingen geholt“, sagt deren Vorsitzende Stefanie Wiese. Das Tier habe einen Geburtsstillstand gehabt, und weil am Freitagmittag niemand mehr Zeit hatte, fuhr sie bis nach Darmstadt, wo eine Tierärztin die Babys per Kaiserschnitt holte und die Mutter gleich kastrierte. Es war Rettung in letzter Minute, trotzdem schafften nicht alle vier Neugeborenen den Start ins Leben: Zwei starben – sie waren noch nicht voll ausgetragen.

Lebensfreude der Tiere

Solche Einsätze gehören zum Alltag des Vereins, erklärt Wiese. Er unterhalte kein Tierheim, verfüge aber über verschiedene Pflegestellen: Es gibt eine für Kaninchen und Meerschweinchen, drei für Hunde und sieben bis zehn für Katzen.

Bei den Katzen wird unterteilt in solche, auf denen Patenkatzen versorgt werden, und solche, die Katzenjunge oder trächtige Muttertiere aufnehmen. Im Fall von Jack und Jones kommt beides zusammen. Ihre Mutter zeigte kein Interesse an den Babys und so kamen sie in den Inkubator. „Unser Verein hat für solche Fälle zwei Brutkästen“, erklärt Wiese. Denn bis zu einem Alter von drei Wochen können die Tiere ihre Körpertemperatur noch nicht halten und würden ohne zusätzliche Wärme sterben. Sie fütterte die Kater stündlich, auch ihre Töchter halfen.

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Als es ans Laufenlernen ging, zeigte sich Jones’ Behinderung: „Seine Unterschenkelknochen waren extrem gebogen, die Kniescheiben lagen außerhalb der Gelenke.“ Und auch in diesem Fall hilft der Verein: Er finanziert Operationen, Hilfsmittel, Medikamente oder wirbt Spenden ein. So gibt es etwa die gelähmte Hündin Avelana, die wegen ihrer Inkontinenz Windeln braucht.

„Manche Leute fragen mich, warum man so ein Tier nicht einschläfert“, sagt Wiese. Doch sie weiß um die Lebensfreude der kleinen Hündin: „Sie kennt es nicht anders und genießt jeden Tag.“ Im Gegensatz zu anderen Organisationen holt die TSI keine Tiere aus dem Ausland: Das Tier-Elend, mit dem es die Mitglieder zu tun bekommen, spielt sich vor der Haustür ab – im wahrsten Sinne des Wortes.

An Futterstellen werden bis zu 120 Streuner betreut. Hin und wieder werden sie mit einer Wildkamera beobachtet, um Neuzugänge, kranke oder verletzte Tiere auszumachen. „So sehen wir auch, wenn eine Katze humpelt, und können sie einfangen“, erklärt die Vorsitzende. Solche Stellen gibt es sogar in den Großstädten, etwa in den Mannheimer Quadraten.

Tierfreunde werden erpresst

Zum anderen ist da der erbärmliche Zustand vieler Katzen auf Reiter- oder Bauernhöfen. Noch immer seien deren Betreiber oft der Ansicht, dass sie ihre Katzen nicht füttern müssen: „Aber ein Tier braucht zehn bis zwölf Mäuse am Tag, um seinen Energiebedarf zu decken.“

Und je mehr Jäger dort leben, umso prekärer wird ihre Lage. Manchmal werden die Tierfreunde erpresst, hören Ansagen wie: „Nehmt die Katzen mit, oder ich ersäufe sie.“ Und schließlich bekommen es die Tierschützer auch mit „Vermehrern“ zu tun. Leuten also, die immer neue Jungtiere unter verheerenden Bedingungen züchten, um sie dann möglichst teuer zu verkaufen.

In Corona-Zeiten hatten sie Hochkonjunktur, boten junge Katzen oder Hunde mit Würmern, Flöhen und ohne Impfungen an, die mit Vitamingaben „fitgespritzt“ wurden, um schnell Abnehmer zu finden. Aufsehen erregte unlängst ein Fall von Tierquälerei durch schlechte Haltung in Laudenbach, und Wiese sagt: „Wir hatten einen Verdacht, wer das ist. Er hat sehr viele Tiere über Ebay- Kleinanzeigen angeboten.“

Durch geänderte Vorschriften soll das bald nicht mehr möglich sein, hofft sie. Ansonsten treten schon mal Tierschützer in Kontakt mit den unseriösen Anbietern und geben vor, einen Vertrag mit ihnen zu schließen, um sie anschließend bei den Veterinärämtern anzuzeigen. In diesem Jahr hat der Verein drei Fälle erlebt: „Alle in Oberzent.“

Die TSI macht sich zudem für Katzenschutzverordnungen stark, wie sie beispielsweise in Oberzent oder Lampertheim gelten: Sie schreiben vor, dass eine Katze kastriert sein muss, bevor sie auf die Straße darf. Mannheim oder Fürth hätten keine solchen Vorschriften, bedauert sie: „Oft winden sich die Verantwortlichen da heraus.“

Viel Leid könnte verhindert werden, auch bei Jungtieren: So grassierte in diesem Jahr die Katzenseuche. Während sich ausgewachsene Tiere von einer Infektion erholen können, ist die Krankheit für Kätzchen zumeist tödlich: „Wir haben in diesem Jahr zwölf Junge verloren.“ Durch eine vorsorgliche Impfung schafften es die Helfer aber, einen ganzen Wurf zu retten.

Futtermangel und kein Platz

Weil viele Ukraine-Flüchtlinge ihre Tiere nicht in die Unterkünfte mitnehmen dürfen, wird es wieder eng in den Tierheimen. Und eng ist es oft auch in Sachen günstiges Futter, sagt Wiese: „Da sind die Regale im Discounter oft leer.“ Auch bei der TSI registriert man die Inflation, wurden doch die günstigen Futterdosen von 30 oder 40 Cent auf 60 verteuert: „Das macht viel aus bei den Mengen, die wir brauchen.“

Teurer wird es auch für den Gnadenhof, den der Verein unterstützt. Dort leben vor allem alte Hunde, aber auch Avelana. Jack und Jones sind bei Wiese in einer Pflegestelle. Für den kranken Jones ging es im vergangenen Jahr übrigens bergauf: Er begann, sich von der kräftezehrenden Operation zu erholen und in einem Folge-Eingriff wurden noch die stabilisierenden Metallplatten entfernt. Die Gelenke sind mittlerweile versteift, das merkt man, wenn Jones die Beine beim Sitzen abspreizt. Wenn er geht, ist noch eine kleine Unsicherheit spürbar. Aber nur eine winzige. Er bewegt sich beinahe so sicher wie ein gesundes Tier.

Die Initiative und die Flohmarkthalle

Die Tierschutzinitiative Odenwald hat 500 Mitglieder. Ihr Zuständigkeitsbereich umfasst Lautertal, Heppenheim, Birkenau und Oberzent. Ein Schwerpunkt ist im Weschnitztal, nicht zuletzt wegen der Flohmarkthalle in Krumbach. Sie spielt einen großen Teil des Geldes ein, das für die Arbeit gebraucht wird.

Leiterin ist Steffi Rat, deren Initiative es zu verdanken sei, dass die Halle heute „noch besser läuft als vorher“, wie Stefanie Wiese sagt. Regelmäßig gibt es Rabattaktionen, die über soziale Netzwerke angekündigt werden.

Zwölf Helfer kümmern sich um den Verkauf von Dekoartikeln, Gartenzubehör, Büchern, Tonträgern, Spielzeug, Handtaschen und Schmuck – alles Spenden, deren Erlös viele der TSI-Hilfen ermöglicht.

Die Flohmarkthalle ist in den Räumen der ehemaligen Gaststätte Rosenhöhe in der Reichelsheimer Straße. Geöffnet ist sie dienstags und samstags zwischen 10 und 14 Uhr. Wer etwas spenden möchte, vereinbart telefonisch einen Abgabetermin mit Steffi Rat unter 0160 / 96007796. Wer die Tierschütze anderweitig unterstützen will, kann auch die Amazon-Wunschliste des Vereins abrufen, wo ständig Dinge eingestellt werden, die die TSI braucht. red

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