Lindenfels. Das Stoewer-Museum in Wald-Michelbach wird demnächst den Odenwald verlassen und die Sammlung historischer Automobile, Nähmaschinen und Kleinkrafdräder ins polnische Stettin umziehen, in das Museum für Technik und Verkehr (wir haben berichtet).
Peter Woitge, ehemaliger Bürgermeister von Lindenfels und Vorsitzender des Vereins Deutsches Drachenmuseum, hat sich aus diesem Grund mit der Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs im Odenwald befasst, bei dem Stoewer-Busse eine wichtige Rolle spielten. Bei der Recherche habe er auf Unterlagen von Peter Bauer und Ludwig Beutel zurückgegriffen, sagt Woitge. Weitere Hinweise habe Manfried Bauer, Leiter des Museums in Wald-Michelbach beigesteuert.
Fahrzeuge für 31 200 Mark
Die Zeit der Postkutschen-Verbindung zwischen Lindenfels und Bensheim ging Anfang des 20. Jahrhunderts zu Ende, schreibt Woitge. Im Jahr 1900 kam die erste fahrplanmäßige Verbindung mit einem motorbetriebenen Fahrzeug der Marke „Bergmann“ zustande. Nach deren Einstellung 1903 war man in Lindenfels bestrebt, wieder eine regelmäßige Verbindung nach Bensheim zu ermöglichen.
Im Februar 1905 kam es demnach zur Gründung der „Motoromnibus-Gesellschaft Lindenfels-Bensheim GmbH“. Deren Bevollmächtigte, der Lindenfelser Bürgermeister Georg Schnellbächer und Karl Kreuzer (Firma Kreuzer & Böhringer), bestellten umgehend bei der Firma Mappes in Heidelberg zwei Motoromnibusse der Marke „Stoewer“ zum Preis von zusammen 31 200 Mark. Die beiden Busse konnten zehn beziehungsweise 16 Personen aufnehmen, dazu zwei Personen auf dem Fahrersitz.
Der regelmäßige Betrieb sei im Juli 1905 mit drei Fahrten täglich aufgenommen, erläutert Woitge. Die Gesellschaft wurde 1910 von der „Automobilverkehr Bensheim-Lindenfels“ übernommen, die die Linie mit den zwei „Stoewer“-Bussen bis 1919 betrieb. „Spätere Betreiber der Linie mit anderen Fahrzeugen waren die Reichspost und die Deutsche Post“, fügt der Ex-Bürgermeister hinzu.
Die Firma Stoewer bestand in Stettin von 1858 bis 1945. Zunächst wurden Nähmaschinen, Fahrräder und Schreibmaschinen hergestellt. Ab 1899 wurde die Auto-Produktion aufgenommen, womit die Firma Gebrüder Stoewer zu den Pionieren des Automobils gehörte. 1945 wurden die Werksanlagen demontiert und in die Sowjetunion gebracht.
Fotos im Heimatmuseum
Ein Stoewer-Oldtimertreffen in Bensheim mit einer Ausfahrt und Rast auf dem Parkplatz Kappstraße in Lindenfels fand anlässlich des 100-jährigen Bestehens von Stoewer Motorwagen im Jahr 1999 statt, an welchem Woitge als Vertreter der Stadt Lindenfels teilnahm. „Zu der Automarke Stoewer habe ich ein besonderes Verhältnis, da mein Vater Wolfgang Woitge einen Stoewer R140 Cabriolet in Rostock besessen hatte“, erklärt der Hobby-Historiker. Historische Fotos der Busse gebe es in der Bildergalerie des Lindenfelser Museums zu entdecken. red
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