Bergstraße. „Alt ist man erst, wenn einem Bürgermeister gratulieren“, zitierte Christian Engelhardt augenzwinkernd einen Kommentar, den er vor einigen Tagen zu hören bekam. Dass ihm zu seinem 50. Geburtstag die Hälfte der Bergsträßer Rathauschefs die Hand geschüttelt hat, nahm er gelassen hin. Schließlich handelte es sich dabei nicht um die amtliche Würdigung eines fortgeschrittenen Altersjubiläums, sondern um den Ehrentag eines Verwaltungsleiters, der am 1. Oktober 1972 in Leonberg geboren und 2015 zum Landrat des Kreises Bergstraße gewählt wurde.
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Dennoch begrüßte Engelhardt am Samstag auch zahlreiche Gäste, denen er freundschaftlich verbunden sei, wie er in seiner Dankesrede betonte. Kreistagsvorsitzender Joachim Kunkel und Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz hatten aus gegebenem Anlass zu einem offiziellen Empfang in den Jägerhof nach Biblis eingeladen.
Unter den rund 150 Gästen waren neben etlichen Vertretern aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik auch Landratskollegen aus der Metropolregion, Repräsentanten von Verbänden und Institutionen sowie Personen des öffentlichen Lebens. Dazu gesellten sich einige „Botschafter der Bergstraße“ und eine Abordnung von gekrönten Hoheiten aus den Teilregionen. Mit Dietrich Kaßmann (1985-1997) und Norbert Hofmann (1997-2003) waren auch zwei ehemalige SPD-Landräte der Einladung gefolgt.
Der Viertjüngste in Hessen
Im März 2021 wurde Christian Engelhardt (CDU) mit über 63 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt. Von 2004 bis 2011 war er Bürgermeister der Stadt Frankenberg (Eder). 2009 wurde er dort wiedergewählt, beendete seine zweite Amtszeit aber vorzeitig, um im Dezember 2011 die Stelle als geschäftsführender Direktor des Hessischen Landkreistages anzutreten. Sein Nachfolger Jan Hilligardt gratulierte Engelhardt im Namen des kommunalen Spitzenverbands. Auch er nahm das Altersthema auf und ordnete den Jubilar als viertjüngsten Landrat Hessens in den Kreis seiner Kollegen ein.
Demnächst auf dem Kilimandscharo
Bürgermeister Rainer Bersch aus Groß-Rohrheim gratulierte im Namen der Amtskollegen. Landrat Piotr Fedorowicz aus dem Partner-Landkreis Schweidnitz/Świdnica hatte ein Fässchen Wodka als Geschenk („Die beste Medizin!“) mitgebracht. Von den Kollegen aus dem Heppenheimer Landratsamt nahm Christian Engelhardt einen Elektro-Roller entgegen.
Er sei schon häufiger E-Scooter gefahren und begeistert, so der Landrat, der sich noch in diesem Monat auf ein weiteres Abenteuer einlassen wird: Es geht auf den Kilimandscharo im Nordosten Tansanias. Fußballlehrer Klaus Schlappner und Bruno Weis von den Original Blütenweg Jazzern – beides „Botschafter der Bergstraße“ – statteten ihn dafür mit den nötigen Funktionshirts aus. Die Bergstraße brauche einen wie ihn, der die Ärmel hochkrempelt, betonte Schlappner in Richtung Engelhardt, den er als „Cheftrainer“ des Kreises bezeichnete. Und die Mannschaft funktioniert ebenfalls.
Mit 50 sei er noch immer ein Trendsetter, sagte Diana Stolz mit Bezug auf Engelhardts Präsenz im digitalen Raum. Als betont interaktiver Landrat hatte er früh die sozialen Medien als Informationskanal Richtung Öffentlichkeit und als Dialogforum mit den Bürgern genutzt und sich damit nicht nur Freunde gemacht. Kurz nach Beginn seiner zweiten Amtszeit gab es Drohungen aus der „Querdenker“-Ecke, die sich offenbar an einem Video des Landrats über die Corona-Lage im Kreis aus dem Jahr 2020 entzündet hatten, in dem es um die Sicherheit an Schulen ging. „Er ist nah am Menschen“, sagte Stolz über die kommunikative Art des Landrats, dem sie in diesem Kontext auch ein hohes Maß an Experimentierfreude zusprach.
„Fühle mich fit und motiviert“
Mit der Anmerkung, dass die Vereinten Nationen den 1. Oktober zum „internationalen Tag für ältere Menschen“ erklärt haben, hatte Stolz die Lacher auf ihrer Seite. Trotz der runden 50 fühle er sich fit und motiviert, so Christian Engelhardt, der mit seiner Frau und den beiden Töchtern nach Biblis gekommen war. Der Landkreis sei gut aufgestellt, „wir machen einen guten Job“. Er sei zuversichtlich, dass man die aktuellen Herausforderungen gemeinsam bewältigen werde.
Seine Biografie als Bergsträßer Landrat hat bereits einige Krisen miterlebt: Kurz nach seinem Amtsantritt kam es 2015 und 2016 in ganz Europa zu massiven Migrationsbewegungen. 2020 folgte die Pandemie, und im Februar 2022 begann die russische Invasion in der Ukraine mit Auswirkungen auf den globalen Energiemarkt und die Sicherheitsarchitektur in ganz Europa.
Der Wunsch nach Frieden war auch im gemeinsamen Gebet mit Präses Ute Gölz vom Evangelischen Dekanat Bergstraße enthalten, die dem Landrat im Namen beider Kirchen gratulierte.
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