Region. Wie breit oder wie hoch eine Lärmschutzmauer konkret an einer bestimmten Stelle entlang der Riedbahn werden soll, weiß Landrat Christian Engelhardt (CDU) noch nicht. Fest steht für ihn aber: Der Lärmschutz dort muss deutlich verbessert werden. Dafür will er sich nun gemeinsam mit Landratskollegen und Bürgermeistern der Region bei der Bahn und dem Bundesgesetzgeber stark machen.
Schließlich zählt der sogenannte Korridor Frankfurt-Mannheim zu den hochbelasteten Schienenabschnitten in Deutschland. Mit täglich rund 300 Zügen wird nach Angaben der Deutschen Bahn (DB) die Infrastruktur sogar nirgendwo in der Republik stärker belastet als auf dieser Strecke. Von Juli bis Dezember 2024 will die DB deshalb die Riedbahn-Strecke generalsanieren und fit für die Zukunft machen – inklusive Lärmschutzmaßnahmen, wie sie ankündigt.
Doch die Sache ist in diesem Punkt nicht ganz so einfach. „Denn die Bahn ist gesetzlich verpflichtet, möglichst wirtschaftlich zu bauen“, wie Christian Engelhardt im Gespräch mit der Redaktion erklärt. Dazu würde es entlang der Riedbahn-Strecke genügen, die dort bisher geltenden Standards zum Lärmschutz einzuhalten. Engelhardt und seine Mitstreiter wollen allerdings auf einen übergesetzlichen, sprich darüber hinausgehenden Lärmschutz pochen.
„Auch Lebensqualität der Anlieger verbessern“
Innerhalb von fünf Monaten – von Juli bis Dezember 2024 – will die Deutsche Bahn entlang der Riedbahnstrecke alle technischen Anlagen erneuern und die Bahnhöfe modernisieren. Ziel dabei: störanfällige Anlagen austauschen, dringend benötigte zusätzliche Strecken-Kapazitäten schaffen, barrierefreie und attraktivere Bahnstationen gestalten.
Aufgrund der Sanierungsarbeiten werden monatelang viele Züge umgeleitet. Im Nahverkehr sollen in dieser Zeit Busse die Züge am Tag ersetzen. Für die Fahrgäste bedeutet dies deutlich längere Reisezeiten und Schienenersatzverkehr.
Die Bürgermeister der betroffenen Bergsträßer Kommunen und Landrat Christian Engelhardt möchten, dass die Streckensanierung als Chance genutzt wird: Die vorgesehenen Arbeiten bieten nach ihrer Ansicht die Möglichkeit, den dringend benötigten Lärmschutz an dieser Bestandsstrecke so anzupassen, dass am Ende der Generalsanierung nicht nur ein neuer attraktiver Streckenabschnitt steht, sondern auch die Lebensqualität der Bürger, die entlang der Bestandsstrecke wohnen, gesteigert wird.
Außerdem wollen sich die betroffenen Kommunen und der Landrat dafür stark machen, dass der Ersatzverkehr während der Baumaßnahmen bestmöglich und mit geringstmöglichen Auswirkungen funktioniert. Hierzu werde es ein zwischen Kreis und Kommunen eng abgestimmtes Vorgehen geben. red
Als Argument führen sie die geplante Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim an. Diese wird künftig ebenfalls durch den Kreis Bergstraße führen. Engelhardt zufolge werden die Vorgaben zum Lärmschutz bei ihr – weil jünger – jedoch deutlich höher liegen. „Warum aber sollten diese strengeren Vorgaben nicht auch entlang der Riedbahn-Strecke berücksichtigt werden?“, fragt sich der Bergsträßer Verwaltungschef.
„Wichtig für die Menschen, die an der Riedbahn wohnen, wäre es“, betont er. Zwar sollen künftig die Güterzüge nachts von der Bestandsstrecke auf die Neubaustrecke verlagert werden. Tagsüber allerdings wird Letztere dem Personenfernverkehr vorbehalten bleiben. Die Güterzüge werden aber weiterhin auf der Riedbahn-Strecke rollen. Dort soll außerdem der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) weiter ausgebaut werden, so der Landrat. Die Geräuschkulisse des Bahnverkehrs bleibe also weiter ein Problem.
Nun hat sich Engelhardt am Freitag in einer Video-Konferenz mit den Bergsträßer Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ausgetauscht, deren Städte und Gemeinden an der Riedstrecke liegen. Dabei seien sie sich einig gewesen, die Forderung nach einem weitergehenden Lärmschutz gegenüber der Bahn wie auch dem Bundestag als Gesetzgeber bekräftigen zu wollen, erklärt Engelhardt im Nachgang.
Dazu wollen sie ein Verfahren nutzen, das sich parlamentarische Befassung nennt. In dessen Rahmen wird der Bundestag über den Planungsstand von neuen Bahnprojekten unterrichtet. Auch Forderungen, die es aus der jeweiligen Region dazu gibt, werden vorgetragen. Ob und welche Ideen am Ende realisiert und wie viel Geld dafür zur Verfügung gestellt wird, entscheidet letztlich dann das Parlament.
Eine solche Befassung wird es auch für die Neubaustrecke Mannheim-Frankfurt geben. Diese wollen die politisch Verantwortlichen von Ried und Bergstraße nutzen, um den Ausbau des Lärmschutzes an der Riedbahn als ergänzende Maßnahme finanzieren zu lassen. Das deutete auch Lampertheims Bürgermeister Gottfried Störmer vergangene Woche an.
Allerdings drängt für dieses Vorhaben die Zeit. Denn die Generalsanierung an der Riedbahn soll schon in 21 Monaten beginnen. Eine möglichst rasche parlamentarische Befassung sei daher sinnvoll, betont Christian Engelhardt. Doch die Terminplanung dafür liege bei der Bahn.
Einfach abwarten wollen die Bergsträßer Rathauschefs und der Landrat dennoch nicht. In einer weiteren Runde, so der Verwaltungschef, werden sie ihr Vorhaben nun – über die Kreisgrenzen hinaus – mit allen betroffenen Kollegen an der Riedbahn-Strecke besprechen.
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