Energiekrise

In Gebäuden des Kreises Bergstraße wird es kühler

Angesichts der steigenden Energiekosten plant der Kreis Bergstraße Einsparungen beim Verbrauch in seinen Liegenschaften - inklusive einer Reduzierung von Raumtemperaturen.

Von 
Konrad Bülow
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Das Landratsamt plant angesichts der steigenden Energiekosten für die Liegenschaften des Kreises, die zu gut der Hälfte mit Gas beheizt werden, unter anderem mit einer Reduzierung der Raumtemperaturen. © dpa

Bergstraße. In Schulen und Verwaltungsgebäuden des Kreises Bergstraße dürfte es im Herbst und im Winter 2022 kühler werden als sonst zu dieser Jahreszeit: Angesichts der steigenden Energiekosten plant der Kreis Bergstraße Einsparungen beim Verbrauch in seinen Liegenschaften - inklusive einer Reduzierung von Raumtemperaturen.

Dies ist Teil eines Maßnahmenkonzepts, das der Eigenbetrieb Schule und Gebäudewirtschaft erstellt hat, wie die Pressestelle der Kreisverwaltung auf eine Anfrage dieser Zeitung antwortete. Der Kreis trägt nicht nur den Großteil der Schulen an der Bergstraße, sondern ist in seinem Gebiet auch der zweitgrößte Arbeitgeber.

Drastische Preissteigerungen

Geplant seien kurzfristige und langfristige Maßnahmen. Zu Ersteren gehören demnach neben den geringeren Raumtemperaturen „Regulierung der Lüftungsanlagen, Abschalten von dezentraler Warmwasserzeugung, Abschalten von Verbrauchern außerhalb der Nutzungszeiten“ - es sollen etwa Monitore möglichst nicht mehr im Standby-Modus laufen. Als langfristige Maßnahmen nennt der Kreis den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen auf seinen Liegenschaften sowie die Umstellung der Wärmeerzeuger. Ein Teil der Vorhaben - etwa das Abschalten dezentraler Warmwassererzeuger - sei schon in Umsetzung.

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Der Kreis rechnet ab Oktober mit hohen zusätzlichen Kosten. Ab dem 1. Oktober sollen Gasversorger die derzeit horrenden Preise auf Kunden umlegen. Das hat die Bundesregierung vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der gedrosselten Gaslieferungen aus Russland beschlossen. Über die Umlage müssen Verbraucher auch dann tiefer in die Tasche greifen, wenn in laufenden Verträgen feste Preise aufgeführt sind. Neben Privatkunden ist auch der Kreis Bergstraße als „Letztverbraucher“ betroffen, wie die Pressestelle bestätigt.

Vor diesem Hintergrund erwartet der Kreis Preissteigerungen um durchschnittlich etwa 35 Prozent im Bereich Strom, Gas, Öl und Pellets. „Dies führt zu Kostensteigerungen, die den Kreishaushalt belasten werden“, heißt es in der Antwort auf die Presseanfrage.

So viel Energie sparen wie möglich

Was aber passiert, wenn sich die Energiekrise verschärft? „Die Sicherstellung der Versorgung steht in Abhängigkeit mit der weltpolitischen Situation und kann nicht beurteilt werden“, schreibt die Kreisverwaltung. Kürzlich hat sich Landrat Christian Engelhardt mit den im Kreis ansässigen Energieversorgern getroffen, um das Vorgehen zu besprechen. Ergebnis war eine gemeinsame Erklärung. Sollte die dritte Stufe des Gas-Notfallplans in Kraft treten, werde ein gemeinsamer Krisenstab der Behörden und der Energieversorger einberufen werden, der den kontinuierlichen Austausch sicherstellt und die zu treffenden Maßnahmen koordiniert, heißt es darin. Dies werde nun vorbereitet.

Zu diesem Krisenstab würden unter anderem Vertreter der Energieversorger, der Polizei, der Rettungsdienste und der Kreishandwerkerschaft zählen, schrieb die Kreisverwaltung jüngst in einer Pressemitteilung: „Mit Hilfe dieser Krisenstruktur kann schnell auf die geänderten Bedingungen reagiert werden.“

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Es müssten außerdem „geeignete Konzeptionen gefunden werden, wie mit längerfristigem Zahlungsverzug von Versorgerkunden verfahren werden kann“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung von Landrat und Energieversorgern. Daneben sehen die Verfasser frühzeitige Einsparungen im Energieverbrauch als Schlüssel, um die Versorgungssicherheit aufrechterhalten zu können.

Sie appellieren deshalb an die Bevölkerung, beim Energieverbrauch so sparsam wie möglich zu sein. Kleine Maßnahmen (moderates Absenken der Zimmertemperatur, achtsamer Umgang mit strombetriebenen Geräten) könne zu Verbrauchseinsparungen von bis zu 20 Prozent führen.

Kritisch sieht Landrat Engelhardt in diesem Zusammenhang die verstärkte Nachfrage nach Elektroradiatoren als Alternative beim Heizen, heißt es in der Pressemitteilung des Kreises: „Ich rate bei solchen Käufen zu Vorsicht und Zurückhaltung. Es besteht aktuell kein Grund zu Panik oder zu überhasteten Reaktionen. Mobile Elektroheizungen sind im Betrieb in aller Regel nicht wirtschaftlich, zudem sorgen sie für eine zusätzliche Belastung des sowieso schon sensiblen Stromnetzes“. (kbw)

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