Öffentlicher Personennahverkehr

Wie kann der Stadtbus in Heppenheim attraktiver werden?

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fran/ü
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Am Bahnhof werden bislang die beiden Stadtbuslinien geteilt. Aus Sicht des Netzwerks „Bergstraße.mobil“ ist dies problematisch. Das Netzwerk plädiert stattdessen für einen Linienwechsel an den Rändern der beiden Streckenführungen. © Sascha Lotz

Heppenheim. Mit großer Mehrheit haben die Heppenheimer Stadtverordneten am vergangenen Donnerstag den Entwurf des Magistrats für den neuen Doppelhaushalt angenommen (wir berichteten). Damit haben die Abgeordneten des Stadtparlaments auch den Weg freigemacht für eine kürzere Taktung der beiden Stadtbuslinien.

Nachdem Forderungen nach einem komplett kostenfreien innerstädtischen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im vergangenen Sitzungslauf noch keine Mehrheit gefunden hatten, hatte die CDU/SPD-Koalition im Rahmen der Haushaltsberatungen ihren bereits im Vorfeld angekündigten Änderungsantrag zum Haushaltsentwurf vorgelegt. Dieser sah eine Verkürzung der Taktung der Linien von aktuell 45 auf 30 Minuten vor. Dafür müssten unter anderem zwei zusätzliche Busse die Linien befahren.

Hierfür wurden auf Antrag von Union und SPD weitere 90 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Der ursprüngliche Entwurf hatte bereits jährliche Aufwendungen von über 360 000 Euro vorgesehen. Die kürzere Taktung stelle hierbei freilich nur „den ersten Schritt“ dar, betonte Sonja Eck (SPD) im Sozial-, Kultur- und Sportausschuss – weitere Maßnahmen, auch unter Einbeziehung der Stadtteile, sollen folgen.

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Dass diverse Nachbesserungen wohl unumgänglich sein werden, bekräftigte Grünen-Fraktionschef Franz Beiwinkel in der Stadtverordnetenversammlung. Und auch Christopher Hörst, Beiwinkels Pendant bei der FDP, bezweifelt, dass die bessere Taktung allein zielführend sein werde. „Ich befürchte vielmehr, dass wir auch im nächsten Jahr einen Geisterbus haben werden“, sagte Hörst im Stadtparlament. „Nur fährt der dann eben alle 30 Minuten leer durch die Stadt und nicht mehr jede Dreiviertelstunde.“

Unterstützung erhalten die Zweifler auch vom Netzwerk „Bergstraße.mobil“, das die Aktivitäten des Fahrgastbeirats des Kreises fortsetzt und sich vor allem für eine Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel sowie des Rad- und Fußverkehrs einsetzt.

Zwar begrüßt das Netzwerk nach Angaben seines Sprechers Peter Castellanos die Bereitstellung weiterer Finanzmittel für den Stadtbus. „Ob dieses für eine Taktverdichtung des aktuellen Konzeptes eingesetzte Geld sinnvoll investiert ist, darf jedoch bezweifelt werden.“ Anstelle der kürzeren Taktung plädieren Castellanos und Co. für eine „Gesamtkonzeption für den Heppenheimer ÖPNV unter Berücksichtigung des Nahverkehrsplans“ – auch weil dieser für die nächsten Jahre erhebliche Änderungen in Heppenheim vorsehe. „Es wäre schade, viel Geld in den ÖPNV zu pumpen, ohne die erhofften Erfolge zu erzielen“, warnt Castellanos.

Zugleich blickt der Sprecher des Netzwerks auf die vergangenen elf Stadtbus-Jahre zurück. Nachdem 2010 die erste Version des Stadtbusses zunächst mit einer Linie in einer Art Achterschleife eingeführt und aufgrund seiner Fehlkonzeption sechs Jahre später mit überschaubaren Erfolgen zu einer schneckenhausförmigen Streckenführung überarbeitet worden sei, sei Ende 2018 die heutige Konzeption in Betrieb gegangen. Zwei Linien, die bei Draufsicht an Schmetterlingsflügel erinnern, befahren seitdem die Kreisstadt.

„Doppelacht“ und „Schneckenhaus“ seien im 60-Minuten-Takt bedient worden, die Variante „Schmetterlingsflügel“ zunächst im 30-Minuten-Takt, erinnert Castellanos. „Letztere musste wenige Monate später zum heutigen Takt angepasst werden. Grund hierfür war der nicht fahrbare Fahrplan: Es waren keine ausreichenden Pufferzeiten für kleinere Verspätungen vorgesehen.“

Schon allein aufgrund der zumeist negativen Erfahrungen erscheint es aus Sicht des Netzwerks ratsam, „sorgfältig zu planen, bevor neues Geld investiert wird.“ Im gleichen Atemzug verweist er „auf gut geplante, erfolgreiche Stadtbuskonzepte“ in Michelstadt/Erbach oder anderen Klein- und Mittelstädten.

„Ein Stadtbussystem soll vorhandene Regionalbuslinien sinnvoll ergänzen und nicht kannibalisieren“, fordert die Initiative – und liefert sogleich ein Negativbeispiel aus der Kreisstadt. So sei etwa eine Bedienung des Kreiskrankenhauses eigentlich nicht erforderlich, da es schon dreimal pro Stunde durch die Regionalbuslinien des Kreises angesteuert werde. Künftig soll das Angebot dort sogar noch einmal erheblich aufgestockt werden. „Gleichzeitig sind viele Quartiere schlecht oder gar nicht erschlossen, beispielsweise die Blütenstraße in der Nordstadt oder die Opelstraße im Gewerbegebiet Weiherhaus.“

Bahnhofsferne Quartiere an den Schienenverkehr anzubinden und innerstädtische Ziele miteinander zu verknüpfen, müssten aus Sicht von Bergstraße.mobil weitere Aufgaben erfolgreicher Stadtbuskonzepte sein. So könne der Stadtbus einen Beitrag zu einer nachhaltigen Innenentwicklung leisten. Zwar seien in Heppenheim schon gute Ansätze erkennbar, Nachbesserungsbedarf bestehe dennoch.

Nur umwegig seien beispielsweise die Haltestellen in der Mozartstraße mit der Altstadt verbunden. Die Stadtteile Sonderbach und Hambach könnten nur mit dem Ruftaxi erreicht werden – „obwohl dort nach Maßgaben des Nahverkehrsplans ausreichende Potenziale für einen Busverkehr bestehen“.

Teilung am Bahnhof problematisch

Zudem sei die Teilung der beiden Linien am Bahnhof problematisch. Praktischer wäre ein Linienwechsel an den Rändern der gegenwärtigen Linienführungen, zum Beispiel im Gewerbegebiet Gunderslache, so Castellanos.

Abschließend formuliert er eine klare Forderung an die Verantwortlichen im Rathaus: Neues Geld sollte in einen Neuanfang mit fachlicher Expertise, die die Nutzerbedürfnisse einbezieht, investiert werden. Spätestens bis zur Vorbereitung der nächsten Vergabe der Busleistungen in 2026 sollte ein neues Konzept vorliegen. fran/ü

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