Heppenheim. Waschbären sind deutschlandweit zu echten Problembären geworden. Die invasiven Tiere mit der auffallenden Zorro-Maske sind auch in der Region Heppenheim/Starkenburg heimisch und sorgen dort nicht nur für Schäden an Gebäuden, Grundstücken und Gärten, sondern bedrohen auch andere Tierarten.
Ein Experte für die aus Nordamerika stammenden Tiere ist Eberhard Ulmen vom Jagdclub St. Hubertus. „Im vergangenen Jagdjahr 2024/25 belief sich in Hessen die Gesamtstrecke der toten Bären auf über 41.000 Tiere, im Jahr davor auf rund 36.900 Tiere bei insgesamt 120.000 Waschbären im ganzen Bundesland“, erläutert er. Ulmen verweist dabei darauf, dass diese invasive Tierart hierzulande keine natürlichen Feinde hat.
Ausbreitung begann vermutlich 1934 am Edersee
Ihre sukzessive Ausbreitung in Deutschland begann vermutlich 1934, als man am Edersee mit der Absicht der Bereicherung der heimischen Fauna zwei Waschbärpaare aussetzte. 1945 brachen weitere Tiere in Wolfhagen aus einer Pelzfarm aus. Inzwischen, so Ulmen, melden nach Auskunft des Deutschen Jagdverbands 69 Prozent der Jagdreviere in Deutschland das Vorkommen der Tiere. Deren Bejagung sei wichtig für den Natur- und Artenschutz hier. Die weiblichen Kleinbären haben eine Tragzeit von 65 Tagen, bis zwischen zwei und fünf Jungtiere dann im Frühjahr zur Welt kommen. Die Allesfresser selbst werden bis zu 20 Jahren alt und bis zu neun Kilogramm schwer.
Die Jagdzeit für die Tiere steht jetzt kurz bevor und dauert vom 1. August bis 28. Februar, sodass der Waschbär also dazwischen fünf Monate Schonzeit hat, wobei für die Jung-Waschbären keine Schonzeit gilt. Aber auch hier ist keine Fallenjagd möglich, wie Ulmen informiert, da ja dabei auch Alttiere gefangen werden könnten, die nicht wieder ausgesetzt werden dürfen, da der Waschbär eine invasive Art ist.
Erebliche Schäden werden angerichtet
Die Waschbären, die von vielen Zeitgenossen wegen ihrer Zeichnung im Gesicht als niedliche und putzige Gesellen empfunden werden, richten wie andernorts auch in Heppenheim in Häusern und auf deren Dächern sowie in Gärten und Anlagen Schäden an und durch ihre lärmenden Nachtaktivitäten rauben sie dabei den Bewohnern den Schlaf. Bei ihrem Eindringen in die Häuser und auf deren Dachböden richten sie auch erhebliche Schäden an, reißen etwa Dämmmaterial weg, urinieren und koten dort sogar, sodass ihr Urin teilweise auch in die darunter liegenden Wohnräume sickert.
Neben diesen Schäden im bewohnten Bereich in Heppenheim führt Ulmen gegen die Waschbären vor allem ihre Gefahr für andere Tierarten ins Feld. So verzehren die Bären als Allesfresser nicht nur Vögel und Vogeleier, sondern haben auch Amphibien und heimische Reptilien auf ihrem Speisezettel.
Als besonderes Problem mit diesen Tieren verweist Ulmen dabei auf den Steinbruch „Lärche“ der Firma Röhrig in Sonderbach, der ein bedeutendes Vorkommen der geschützten Gelbbauchunken aufweist, die seit 2012 durch den Landesverband des Nabu betreut werden. Dort schlitzen die Bären den Unken den Bauch auf, fressen sie aus, sodass nur ihr Kopf und die giftige Haut zurückbleiben. „Alle Maßnahmen zum Schutz der Gelbbauchunken bis hin zur Umzäunung hielten die Waschbären nicht davon ab, diese Population zu dezimieren, sodass hier nur die Fallenjagd half“, berichtet er.
Landesjagdverband Hessen befürwortet intensive Bejagung
Er hat in diesem Zusammenhang einen Antrag der Firma zusammen mit dem Nabu unterstützt, dem das hessische Landwirtschaftsministerium zugestimmt und für dieses Gebiet im Steinbruch die Schonzeit für Waschbären für drei Jahre aufgehoben hat. „Unter Berücksichtigung des Elterntierschutzes können Waschbären hier ganzjährig bejagt werden“, erläutert Ulmen weiter.
Der Landesjagdverband Hessen befürwortet ebenfalls die intensive Bejagung der Tiere, da sie in der freien Natur Rebhühner, Kiebitze, Feldlerchen, Feldhasen, aber auch wie in Heppenheim Amphibien oder Reptilien im Bestand gefährden.
Er begrüßt daher auch die aktuelle Initiative der hessischen Landesregierung, die vor wenigen Tagen gemeldet hat, dass sie die Waschbären ganzjährig zur Bejagung frei geben will. Das Vorhaben zur Abschaffung der Schonzeit für diese Tiere ist laut Informationen aus Wiesbaden bereits weit fortgeschritten und werde nach Angaben des zuständigen Ministeriums demnächst abgeschlossen.
Ulmen verweist zudem in diesem Zusammenhang darauf, dass die bisherige Regelung in Hessen zum Umgang mit Waschbären in Privatgrundstücken, wonach ein vom Eigentümer beauftragter Jäger die dabei gefangenen Tiere weder aussetzen noch ohne eine Sondergenehmigung töten darf, der EU-Verordnung zur Eindämmung invasiver und gebietsfremder Arten widerspricht. cs/ü
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