Bergstraße. Der Waschbär aus Nordamerika sei eine Bereicherung der hiesigen Fauna. Die Tiere würden sich in das bestehende ökologische Gleichgewicht einfügen. So habe ihm einst der Zooleiter und bekannte Tierfilmer Bernhard Grzimek auf eine kritische Frage geantwortet, erinnert sich Hans-Jörg Langen, Vorstandsmitglied beim Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Bergstraße.
Seither sei leider das Gegenteil eingetreten, heißt es in einer Pressemitteilung des Kreisverbandes: „Ausgehend von wenigen Freigelassenen hat sich dieser Räuber und Allesfresser, hier ohne natürliche Feinde, mittlerweile auf so gut wie ganz Deutschland ausgebreitet und sehr zu einer Schwächung der Vielfalt unserer heimischen Fauna beigetragen.“ Deshalb werde der Waschbär als stark invasive Art eingestuft.
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Das fiel jetzt in Heppenheim auch Anwohnern im Bereich von Schleifweg und Hermann-Löns-Weg auf. Diese berichteten dem BUND Bergstraße davon. Sie haben laut Pressemitteilung 2022 und besonders 2023 plötzlich sehr viel mehr Waschbären im dortigen Waldrand bemerkt. Beim BUND sieht man einen Zusammenhang zu rückläufigen Beobachtungen von Reptilien (Zauneidechse, Schlingnatter) und vor allem von Lurchen wie Feuersalamander, Fröschen und Molchen. Diese finden gerade dort eigentlich einen sehr geeigneten Lebensraum mit nassen Flächen und kleinen Tümpeln, da hier Quellhorizonte am Fuße eines bewaldeten Nordhanges zu Tage treten.
Diese alarmierenden Beobachtungen hat der BUND auch an die zuständigen Fachbehörden weitergeleitet, an die untere Naturschutz- und die untere Jagdbehörde, mit der Bitte um angemessene Reaktion.
Attrakive Nahrunsangebote
Die genannten Kriechtiere fallen nun offensichtlich dem Hunger des jetzt stärker auftretenden Waschbären zum Opfer. Reptilien und Amphibien leiden laut Pressemitteilung zwar auch sehr unter der zunehmenden Trockenheit in ihren Biotopen, aber nicht minder unter den attraktiven Nahrungsangeboten für Waschbären in den angrenzenden Gärten.
Dem BUND Bergstraße liegen Berichte vor, wonach sich die „niedlichen Tiere mit Zorromaske“ gerne an ausgelegten Fütterungen für sie wie auch für Vögel und andere Tiere bedienen und sich auch einiges Fressbares von Komposthaufen in den Gärten holen.
Deshalb appelliert der BUND dringend an die Anwohner, das Herbeifüttern eines ökologisch sehr schädlichen neuen Raubtieres einzustellen, damit der Waschbär sich andere Jagdgründe sucht. Auf diese Weise könne man die bedrohten Reptilien und Lurche schützen. Beim BUND befürchtet man, dass die in Heppenheim beobachtete Entwicklung kein Einzelfall ist. Und so will man mit der Pressemitteilung vor ähnlichen Vorfällen warnen. red
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