Heppenheim. Wenn es um die Kriminalstatistik für Heppenheim geht, nutzt Norbert Wembacher, Leiter der Regionalen Kriminalinspektion Bergstraße, die Vokabel „befriedet“. Ob Gewalttaten, Drogengeschäfte, Hauseinbrüche, Diebstahl: Die Kreisstadt ist alles andere als ein „Hotspot“. Was aber nicht heißt, dass nicht doch an der einen oder anderen Stelle das Bedürfnis nach einem Mehr an Sicherheit gibt.
Ein „Kinderkommissar“
Wie und wo es aus Sicht der Bürger hakt, wurde in einer ersten „Sicherheitskonferenz“ erkennbar, zu der am Freitag im Rahmen der Initiative Kommunalprogramm Sicherheitssiegel (Kompass) des Hessischen Innenministeriums in das Saalbau-Kino eingeladen wurde.
Sogar einen leibhaftigen „Kinderkommissar“ – Maskottchen „Leo“, ein Mensch im (uniformierten) Löwenkostüm – hatte die Polizei im Gepäck. Diese wurde vom Vizepräsidenten des Polizeipräsidiums Südhessen, Rudi Heimann, dem Leiter der Polizeistation Heppenheim, Gerald Gürtelschmied, der „Kompass“-Beauftragten des Polizeipräsidiums, Bettina Noll, sowie Norbert Wembacher überreicht. Für die Stadt nahmen Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) sowie Natalia Nowak, im Ordnungsamt für „Kompass“ zuständige Mitarbeiterin, am Podium teil.
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Aufmerksam verfolgt wurden die Ausführungen von mehr als 50 Interessenten, unter denen neben vielen Kommunalpolitikern Fachleute zu finden waren, die in den verschiedensten Bereichen mit dem Thema Sicherheit zu tun haben – in der Notfallseelsorge zum Beispiel, der Flüchtlingshilfe, Caritas, Arbeiterwohlfahrt, in den Vereinen.
Vor Beginn der Veranstaltung waren auch Vertreter Heppenheimer Schulen im Saalbau, die aber wieder gehen konnten: Für sie, so der Bürgermeister, soll es eine gesonderte Sicherheitskonferenz in naher Zukunft geben. Bei vielen Fragen der Sicherheit, insbesondere der Prävention, geht es nämlich um junge und jüngste Kreisstädter, die unbedacht sich selbst und andere gefährden.
Brennpunkt Bahnhof
Hier im Saalbau ging es am Freitag aber zunächst einmal um die Kreisstadt und deren „Angsträume“ ganz allgemein. Seit August 2021 ist Heppenheim „Kompass-Stadt“, Rudi Heimann war schon beim Auftakt im Rathaus dabei. 30 Städte und Gemeinden beteiligen sich inzwischen am Projekt, dessen Ziel es ist, die bereits bestehende gute Kooperation zwischen Polizei und Kommunen auf die Bürger selbst auszudehnen. Denn die, so der Vizepräsident, nähmen Statistiken zwar zur Kenntnis: „Aber bei Sicherheit geht es nicht immer um Zahlen, es geht oft um Gefühle.“
Und daran ändern auch von 2020 auf 2021 rückläufige Zahlen nichts, wie sie Norbert Wembacher präsentierte, und vergleichsweise gute Aufklärungsquoten: Diebstahlsdelikte inklusive Diebstahl aus aufgebrochenen Wohnungen 2021: 317 (2020: 401); Straßenkriminalität 214 (217); Rohheitsdelikte 196 (254); Körperverletzung 8 (14). Waren es 2020 noch insgesamt 1431 Straftaten, wurden 2021 1078 gezählt.
Aber es sind ohnehin nicht die großen Straftaten, die die Heppenheimer beunruhigen. Eine Befragung, die vom 25. Oktober bis 30. November im Rahmen einer Bachelorarbeit durchgeführt wurde und für die am Ende 542 Fragebögen ausgewertet werden konnten, verweist auf Probleme, auf die Heimann schon zu Beginn der Veranstaltung hingewiesen hatte: Oft geht es bei der Frage nach Sicherheit um regionale Täter und Taten vor Ort, es geht um Schmutz, Lärm, Vandalismus, leer stehende Gebäude.
Ein Negativbeispiel, das in der Befragung immer wieder genannt wird, ist Heppenheims verwahrlost wirkender Bahnhof; bemängelt werden unzureichende Straßen- und Plätzebeleuchtung, Verkehrsprobleme besonders für Radfahrer, städtebauliche Gegebenheiten wie unübersichtliche Unterführungen. Probleme, die aus Sicht der Befragten dringend angegangen werden müssen. Sie wünschen sich mehr Sauberkeit für öffentliche Orte, mehr Präsenz uniformierter Kräfte im Straßenbild, einige auch Videoüberwachung. Mehr Angebote und Treffpunkte für Jugendliche werden ebenfalls genannt.
An vielen Stellen drückt der Schuh
Und auch für die Gäste der Sicherheitskonferenz, die ebenfalls zu Wort kamen, gibt es dringenden Handlungsbedarf an vielen Stellen. Stichworte waren schlecht ausgestattete Fahrräder in Herbst und Winter, die „zugeparkte“ Kalterer und die Uhlandstraße, Probleme für Radler am Nordstadt-Kreisel oder auf dem Weg nach Kirschhausen, Eltern-Autos vor Grundschulen, aber auch respektlos und aggressiv auftretende Jugendgruppen im Freibad. Die Arbeit für „Kompass“ wird so schnell nicht ausgehen. jr/ü
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