Initiative Kompass

Der Bahnhof ist der größte "Angstort" in Heppenheim

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fran/ü
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Mithilfe der Initiative „Kompass“, sollen sich Bürger an Orten wie dem Heppenheimer Bahnhof wieder sicherer fühlen. © Sascha Lotz

Heppenheim. Die Bergsträßer Kreisstadt ist eigentlich alles andere als ein Hotspot, was Kriminalität angeht. Umso größer war offenbar bei vielen Bürgern die Angst, als am Sonntagnachmittag eine Gruppe von bewaffneten Teenagern die Stadt unsicher machte (wir berichteten).

Polizeisprecherin Christine Hansmann berichtete dieser Zeitung von zahlreichen Anrufen besorgter Bürger, die einen Großeinsatz der Polizei zur Folge hatten. Auch ein Hubschrauber schwebte für längere Zeit über der Innenstadt. Dingfest gemacht wurde der Großteil der 14- bis 16-jährigen Jugendlichen laut Polizei in der Niemöllerstraße im Heppenheimer Westen.

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Allein die vielen Anrufe zeugen von einem großen Bedürfnis nach Sicherheit. Und genau zu dieser Erkenntnis sei man auch bei der Auswertung der Bürgerbefragung im Rahmen der hessischen Sicherheitsinitiative „Kompass“ gekommen, berichtete Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) am Dienstagabend im Rahmen der Sitzung des Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschusses (HFW) des Stadtparlaments.

Polizeipräsenz gewünscht

Neben der zunehmenden Vermüllung des Stadtgebiets, dem verbesserungswürdigen Radwegenetz oder den sogenannten Angstorten ist es demnach insbesondere der Wunsch nach einer stärkeren Präsenz von uniformierten Kräften, der die Heppenheimer Bürger umtreibt. 128 der insgesamt 542 Teilnehmer der Befragung im Alter von 14 bis 89 Jahren hätten diesen Wunsch explizit geäußert, so Burelbach.

„Keine große Überraschung“ brachte laut Burelbach hingegen die Analyse der Angstorte zutage: Für mehr als 170 Befragte sei insbesondere der Bahnhof ein Ort, an dem sie sich unsicher fühlten. Auch die Unterführungen werden von immer mehr Bürgern gemieden.

Ähnliches hatte der Rathauschef freilich schon Ende Oktober 2021 im Rahmen einer Sitzung der Stadtverordnetenversammlung berichtet – unmittelbar nach dem Start der Bürgerbefragung. Als „besorgniserregend“ bezeichnete er damals auch die Tatsache, dass an dem „kleinen Heppenheimer Bahnhof“ mehr Müll anfalle als am Darmstädter Hauptbahnhof.

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Zur Erinnerung: Um das subjektive Sicherheitsempfinden der Einwohner zu erkunden, verschickte die Stadt im Oktober einen Fragebogen an 1000 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Bürger. Jeder Bürger konnte sich darüber hinaus über die städtische Homepage an einer Online-Befragung zu diesem Thema beteiligen.

Besagte Befragung war zugleich der Startschuss für die Sicherheitsinitiative „Kompass“, der die Kreisstadt Heppenheim Mitte August 2021 beigetreten ist.

Begleitet wurde die Erhebung von einer Informationsveranstaltung in der Fußgängerzone. Grundsätzliches Ziel der Initiative ist es laut Burelbach, „in Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Kommune und der Polizei das Sicherheitsgefühl in Heppenheim nachhaltig zu stärken“.

„Kompass“ steht für den Bürgermeister darüber hinaus in der Nachfolge früherer, inzwischen versandeter Bemühungen wie dem „Sicherheitsforum“ – vor allem aber sieht er das neue Projekt als Ergänzung zu den bereits bestehenden Initiativen wie den Leon-Hilfeinseln, der Aktion „Wachsame Nachbarn“ oder den regelmäßigen Fahrradcodierungen.

Obendrein hat die Stadt in den vergangenen Monaten mit der Umbenennung ihrer Ordnungskräfte in Stadtpolizei und der damit einhergehenden Umgestaltung der Fahrzeuge auch ein weithin sichtbares Zeichen in puncto Sicherheit gesetzt.

Im HFW skizzierte das Stadtoberhaupt überdies die nächsten Schritte im Rahmen der „Kompass“-Initiative: „Als Nächstes steht für uns die Bildung eines Präventionsrates an. Am 16. September soll zudem eine lokale Sicherheitskonferenz im Saalbau-Kino stattfinden.“

„Ein trauriger Einzelfall“

Auf der Tagesordnung der Sicherheitskonferenz wird dann insbesondere die Erläuterung der wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Bürgerbefragung stehen – bestenfalls in Kombination mit ersten Lösungsansätzen.

Denn grundsätzlich sollen auf Basis der wissenschaftlichen Analyse „konkrete Maßnahmen und Lösungen entwickelt werden, die zu einer Verbesserung der Sicherheitslage und der Lebensqualität in Heppenheim beitragen sollen“, heißt es auf der Internetseite der Stadt.

Die Zusammensetzung des Präventionsrates soll indes „möglichst klein gehalten werden“. Vor allem Ordnungsamt und Polizeidirektion dürften dabei gefragt sein, aber auch die Interessen von Ärzten, Schulen oder Kitas sollen laut Burelbach berücksichtigt werden.

Ob dadurch Vorkommnisse wie am Sonntagnachmittag verhindert werden können, bleibt freilich abzuwarten. Unabhängig davon ließen die ersten Ermittlungsergebnisse darauf schließen, dass es sich um einen „traurigen Einzelfall“ gehandelt habe, teilte Burelbach durchaus erleichtert mit. „Eine politische Motivation lag wohl nicht vor.“

Vielmehr sei dem martialischen Auftreten der Teenager offenbar „ein privates Problem“ mit einem Heppenheimer Jugendlichen vorausgegangen. fran/ü

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