Kultur

Trotz des Krieges in der Ukraine halten die Macher am Heppenheimer Maiberg Open Air fest

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fran/ü
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Vier Wochen früher als ursprünglich geplant, soll das Maiberg-Open-Air-Festival auf der Heppenheimer Freilichtbühne (Archivbild aus 2018) nun stattfinden. Mit dieser Entscheidung wollen die Organisatoren auch die Kollegen der Festspiele entlasten. © Sascha Lotz

Heppenheim. „Live, umsonst und draußen“, lautet das Motto der Festivals, die Jahr für Jahr von der Bensheimer Eventagentur Showmaker Entertainment organisiert werden. Hierzu gehören neben dem Bensheimer Kneipenfestival „Maiway“ unter anderem der „Vogel der Nacht“ (Bensheim), das Pfungstädter „Phungo“ – sowie das „Maiberg Open Air“ auf der Heppenheimer Freilichtbühne.

Wir lieben diesen Ort“, sagt Showmaker-Chef Harry Hegenbarth über die „Kappel“. Schon zweimal, 2018 und 2019, sorgte er dort mit seinem Team für Unterhaltung für die ganze Familie. Dann kam Corona – und das Festival, das sich gerade zu etablieren begann, musste ausfallen.

Wie bereits berichtet, soll das in diesem Jahr nicht so sein: „Wir geben alles dafür, dass wir es durchziehen können“, hatten Hegenbarth und Co. schon Anfang des Jahres auf der Website ihrer Agentur angekündigt. Die Planungen laufen entsprechend seit Monaten auf Hochtouren.

Ein Zeichen setzen

Doch seit dem 24. Februar hat sich die Welt grundlegend verändert, mitten in Europa tobt ein Krieg. Und für viele stellt sich deshalb die Frage: Kann man in diesen Zeiten unbeschwert feiern und ein viertägiges Festival ausrichten? Klar, dass sich auch Harry Hegenbarth und sein Team mit dieser Problematik auseinandersetzen. „Unsere Gedanken sind jeden Tag bei den Menschen in der Ukraine, die Unvorstellbares durchmachen müssen. All das macht es schwer voranzugehen. Seit Wochen zermartern wir uns den Kopf, wie wir effektiv helfen können“, teilt die Agentur in den sozialen Medien mit. Gemeinsam kam man jedoch zu dem Schluss: „Vielleicht können wir das tatsächlich mit einem Festival am Besten.“

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Und den Grund liefert Showmaker Entertainment gleich mit: „Es ist uns ganz besonders in dieser völlig absurden und unwirklichen Zeit ein unglaublich wichtiges Anliegen, ein wenig Normalität für alle, vor allem aber für unsere Kinder und Jugendlichen, zu schaffen.“ Diese hätten in den vergangenen Jahren ganz besonders unter den Corona-Beschränkungen gelitten. Erklärtes Ziel ist es, den Besuchern in einer Zeit großer Sorge und noch größerer Ungewissheit „ein Lächeln in euer Gesicht zu zaubern“ und „ein paar Tage Unbeschwertheit“ auf der Freilichtbühne zu bieten.

Diese Problematik ist freilich moralischer Natur. Doch auch in organisatorischer Hinsicht gab es zuletzt reichlich Klärungsbedarf. Das Ergebnis dieser Überlegungen teilt die Agentur nun allerdings nur in einem kurzen Satz mit: „In Absprache mit der Stadt Heppenheim haben wir unser Maiberg Open-Air-Festival auf den 15. bis 19. Juni 2022 vorverlegt.“ Im Klartext heißt das: Der ursprüngliche Termin vom 20. bis 24. Juli kann aus dem städtischen Veranstaltungskalender gestrichen werden.

Ein wesentlicher Grund für die Verlegung ist offenbar das geballte Kulturprogramm, das die Heppenheimer sowie alle Gäste der Kreisstadt Mitte Juli erwartet. Zur Erinnerung: Vom 15. bis 17. Juli richtet das Netzwerk für Musik, Kultur und Soziales (Nemukuso) bereits die 15. Auflage des Starkenburg-Festivals aus, am gleichen Wochenende sollen die Festspiele wieder aufleben.

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Zwar ist eine terminliche Überschneidung der Veranstaltungen rechtlich möglich, wie Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) unlängst in den politischen Gremien der Kreisstadt klarstellte, doch eint alle Verantwortlichen der gemeinsame Wunsch, den allseits ersehnten Re-Start der Festspiele nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Sei es mit einem kulturellen Überangebot oder aber mit einer Geräuschkulisse, die von den Höhen des Schloss- oder Maibergs in den Amtshof dröhnt. „Ich denke, mit unserer Entscheidung kommen wir den Festspielen entgegen“, bestätigt dann auch Hegenbarth.

Zwar sei sein Festival „eigentlich keine so laute Veranstaltung“, betont er auf Nachfrage, doch „hätte man vielleicht Programm von der Freilichtbühne im Amtshof minimal hören können.“ Zu dieser Erkenntnis seien die Festival-Macher gemeinsam mit der Stadt gekommen, nachdem das Nemukuso-Team unlängst die Ausbreitung der Geräuschkulisse von Starkenburg und Freilichtbühne ins Stadtgebiet untersucht hatte.

All dies könnte nun für Missstimmungen sorgen. Aber nicht bei Harry Hegenbarth. Der Agenturchef kann der Verlegung seines Festivals sogar Positives abgewinnen: „Vor Corona war das Maiberg Open Air auch Mitte Juni. Wir gehen auf die ursprüngliche Zeit zurück quasi. Jetzt haben wir zwar weniger Zeit für die Gesamtplanung und mussten einiges umstellen für den neuen Termin – wir entzerren damit aber auch unsere Festivals im Sommer.“ Das heißt: „Wir haben kurz Ruhe, bevor es mit dem ,Birkengarten Festival‘ in Lorsch weitergeht.“ Und noch besser: Auch sämtliche Buchungen konnten auf den neuen Termin verschoben werden. fran/ü

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