Nachruf

Trauer um Paul Röder aus Ober-Hambach

Der Landwirt starb am Tag nach seinem 90. Geburtstag.

Von 
dj/ü
Lesedauer: 
Paul Röder. © Dagmar Jährling/ü

Ober-Hambach. Eigentlich wollte Familie Röder den 90. Geburtstag ihres Seniors Paul Röder am vorvergangenen Sonntag in Zell im Weinlokal Götzinger zusammen mit der großen Familie nachfeiern. Der Landwirt wurde am 22. Februar 90 Jahre alt, verstarb jedoch unerwartet am Morgen des darauffolgenden Tages in seinem Eltern- und Geburtshaus auf dem Röderhof in Ober-Hambach.

Mit Röders plötzlichem Tod haben die Ober-Hambacher nicht gerechnet, fuhr der Senior doch noch bis zu seinem 85. Lebensjahr das im Steinofen selbst gebackene Brot aus. Seine Tour ging einmal die Woche von Ober-Hambach nach Heppenheim, Laudenbach, Ober-Laudenbach und nach Zell.

Mit seiner Frau Rita war er 62 Jahre verheiratet und hatte mit ihr neun Kinder. Drei der Familien wohnen auf dem Röderhof und arbeiten zusammen. Ein weiterer Sohn wohnt in Unter-Hambach und kommt täglich auf den Hof. Dementsprechend groß ist der Esstisch mit drei massiven Bänken im Wohnhaus.

Stets zu Scherzen aufgelegt

Augapfel von Paul Röder war der jüngste Enkel von der jüngsten Tochter. Mit ihm spielte Paul Röder regelmäßig im Esszimmer. Gerne scherzte der Landwirt mit seinem Nachbarn in dem kleinen Ort, der Kundschaft des Hofladens oder zufällig vorbeikommenden Wanderern.

Sein Sohn Thomas erzählt, dass Paul Röder im Alter von 85 Jahren mit einer Lungenentzündung sechs Wochen im Krankenhaus lag und deshalb die Familie darauf achtete, dass er danach kürzertrat. Statt mit seiner Frau Rita das Brot zu backen, indem er in der Früh den Teig ansetzte und sie den Ofen mit Holz beheizte, half er noch bei kleineren Arbeiten, indem er beispielsweise die Hefekuchen mit Äpfeln belegte oder die Bleche einfettete.

Schon als Kind habe er bei der Arbeit auf dem Hof ordentlich anpacken müssen. Mit 14 Jahren schleppte er bereits den Doppelzentner Heu die Leiter auf den Zwischenboden in der Scheune hoch. Kam die Dreschmaschine nach Unter-Hambach, um die Weizenernte der gesamten Bauernschaft zu dreschen, dann war es er, der die Säcke schleppte. Der Verstorbene war das dritte von vier Kindern.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Anfang der siebziger Jahre buk die Familie ihr Brot für sich selbst im Steinofen, der im Freien stand. Ein zufälliger Besucher entdeckte es und kaufte es seitdem. Aus einem Kunden wurden viele. Bis schließlich ein Häuschen um den Backofen gebaut wurde und der Hofladen entstand. Es war Anfang der achtziger Jahre, als die Landwirtsfamilie auf Bio-Anbau umstellte. Die Anbaufelder befinden sich heute im oberen Stemmler von Unter-Hambach. Noch viele Jahre steckte Röder die Kartoffeln mit seiner Stute Sturmwind, obwohl längst ein Traktor im Haus war.

Seine Lieblingsarbeit war die des Winzers: Zwischen Heppenheim und Bensheim beschäftigte er sich gerne im Weinberg mit dem Schneiden und Anbinden der Ruten. Zu seinen Hobbys gehörte das Sammeln von Mineralsteinen. Schließlich betrieb sein Großvater noch einem Steinbruch am Hang oberhalb des Röderhofs.

Mehr zum Thema

Nachruf

Der Bensheimer Künstler Dieter Bühring ist gestorben

Veröffentlicht
Von
eba
Mehr erfahren
Nachruf

Trauer um den Heppenheimer Ur-Fastnachter Hans Eberhard

Veröffentlicht
Von
dj/fran/ü
Mehr erfahren
Todesfall

Der Einhäuser Ingo Bettels ist gestorben

Veröffentlicht
Von
Jörg Keller
Mehr erfahren

Letztes Jahr wurde er vom Gesangverein Liederkranz für 60 Jahre passive Mitgliedschaft geehrt. Auch in der Freiwilligen Feuerwehr Hambach war er Mitglied. Auf dem Grundstück des Röderhofes befindet sich das Marienkapellchen, das vor 18 Jahren dort errichtet wurde und von einem Verein gepflegt wird.

Paul Röder hinterlässt Ehefrau Rita, neun Kinder, 16 Enkelkinder und drei Urenkel. Seine Beerdigung findet am heutigen Montag um 13 Uhr auf dem Friedhof in Hambach statt. dj/ü

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

Thema : Festspiele Heppenheim

  • Bergstraße Festspiel-Start in Heppenheim und Worms

    Im Kurmainzer Amtshof der Bergsträßer Kreisstadt läuft die erste Saison unter neuer Leitung, am Wormser Dom ist ein gänzlich neues Stück zu sehen.

    Mehr erfahren
  • Heppenheim Weicher sitzen und besser sehen bei den Heppenheimer Festspielen

    Fliegender Wechsel im Amtshof. Noch hängt die Fahne des am Sonntag beendeten Weinmarkts über der großen Bühne, da sind schon die Veranstaltungs- und Lichttechniker für das nächste große Ereignis am Werk. Die gemeinnützige „Theaterlust“-GmbH übernimmt die Regie mit ersten Vorbereitungen für das Bühnenbild, das ab diesem Mittwoch aufgebaut wird. In wenigen Tagen beginnen die Heppenheimer Festspiele: Die Premiere von Carl Zuckmayers „Der fröhliche Weinberg“ markiert am 15. Juli nach zweijähriger Corona-Pause den Neubeginn des traditionsreichen, 1974 von Hans Richter begründeten Freiluft-Theaters. {element} Die Schauspielerin und Regisseurin Iris Stromberger hat die Intendanz übernommen, jetzt steht sie zum ersten Mal auf der Bühne, die bis Ende August der Mittelpunkt ihres Theaterlebens sein wird. Ihr Mann Ingo Schöpp-Stromberger, Geschäftsführer und Bühnenbildner der Festspiele, schaut unterdessen auf dem Pflaster nach den Markierungen fürs Podest im hinteren Teil des Hofes. Weil das Gelände abfällt, werden die Sitzplätze erhöht, damit die gute Sicht gewährleistet ist. Neues Mobiliar und neue Polster {furtherread} Und auch in die Bequemlichkeit für die Gäste wird einiges investiert. Die Stadt hat neues Mobiliar angeschafft, vierzig Tische, achtzig Bänke, zusätzlich Stühle, allesamt ausgestattet mit Rückenlehnen. Denn der Festspielbesuch konnte früher zur Strapaze werden, altgediente Theaterfreunde erinnern sich an die harten Biertisch-Garnituren. Auch Andrea Helm, Stiftungsmanagerin der Sparkassenstiftung Starkenburg, hat solche Abende erlebt, „es war doch immer eine Herausforderung“, seufzt sie. Umso erfreuter stellte sie eine Anschaffung vor, die am Dienstag der Stadt von der Stiftung als Dauerleihgabe übergeben wurde: Polster für Bänke und Stühle, maßgeschneidert für das Amtshof-Mobiliar, abwaschbar, wetterfest und mit praktischen Klettbändern zu befestigen. Bei der Auswahl der grauen Farbe hat die Intendantin ein Wörtchen mitgeredet, sieht ja auch sehr schick aus zum Weiß der Bänke, und Iris Stromberger verspricht Tischdecken und Blumen-Deko. Sie will die Menschen aus ihren bequemen Fernsehsesseln wieder ins Live-Theater locken, und dann sollen sie es auch schön haben. „Die Festspiele bekommen einen anderen Charakter“, sagt Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), und er meint nicht nur den Anblick im Theaterhof, sondern auch die enge und offenkundig sehr gute Zusammenarbeit der Betreibergesellschaft mit der Stadt. Dass die Zuschauer in diesem Sommer unter freiem Himmel sitzen, sei angesichts wieder steigender Corona-Zahlen eine gute Sache. Für die kommenden Jahre, ergänzt Schöpp-Stromberger, solle es aber wieder einen Regenschutz geben. Premiere fast ausverkauft Neben den Polstern, die von der Stadt auch für andere Veranstaltungen genutzt werden können, spendet die Stiftung den Festspielen 20 000 Euro. „Gelebte Kulturförderung“, die sowohl bei der Sparkasse als auch bei deren Stiftung selbstverständlich sei, sagt Helm. Allmählich zieht auch der Vorverkauf an, für die erste Premiere gibt es nur noch vereinzelt Karten, an allen Abenden lohnt es, an der Abendkasse nachzufragen. In den kommenden Tagen wird der Hof sein Gesicht verändern. An der Seite wird sich die Herrmann Gastro Gruppe aus Lampertheim einrichten, die außer Wein der Bergsträßer Winzer eG und Odenwaldquelle-Wasser auch kleine Speisen anbietet. Nicht nur der weiche Sitz, auch die Bewirtung markiert die Abkehr vom sehr rustikalen Charme, der dieses Festival früher auszeichnete. Dann geht es Schlag auf Schlag, die Endproben zum „Fröhlichen Weinberg“ sind schon auf der Amtshof-Bühne angesetzt, und nach dem ersten Wochenende muss rasch umgeräumt werden, damit die bereits fertig einstudierte zweite Produktion „Cash!“ am 22. Juli folgen kann. Die Wartezeit darauf verkürzt von 19. bis 21. Juli an drei Abenden der Schauspieler Walter Renneisen – mit zwei Programmen seines Dauerbrenners „Deutschland, deine Hessen“, dazwischen moderiert er mit eigenen Erinnerungen den Abend „Als der Jazz in Deutschland laufen lernte“, zu dem Sigi’s Jazz Men musizieren. Dann wird im Wochenturnus zwischen rheinhessischem Volksstück und britischer Farce gewechselt. In beiden Komödien hat Iris Stromberger als Regisseurin ihren Ensembles nicht nur Präzision, sondern auch Tempo verordnet. Den „Weinberg“ will sie in rekordverdächtigen neunzig Minuten plus Pause auf die Bühne bringen. Die Regisseurin verspricht: „Wir sind flott unterwegs.“ job/ü

    Mehr erfahren
  • Bergstraße Die Proben von „Cash“ machen Lust auf die Festspiel-Premiere im Amtshof

    In rund sechs Wochen – am 15. Juli zunächst mit Zuckmayers „fröhlichem Weinberg“ und ab 22. Juli mit „Cash“ – hebt sich nach zwei Jahren Corona-Pause wieder der Vorhang in Heppenheim.

    Mehr erfahren

Thema : Bürgermeisterwahl Heppenheim