Nachruf

Der Einhäuser Ingo Bettels ist gestorben

Einhausen trauert um den ehemaligen Vorsitzenden der Einhäuser Gemeindevertretung und Verbandsdirektor des Wasserbeschaffungsverbandes Riedgruppe Ost, der am Mittwoch nach kurzer schwerer Krankheit gestorben ist.

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Jörg Keller
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Ingo Bettels ist im Alter von 60 Jahren gestorben. © WBVRO

Einhausen. Ingo Bettels ist am Mittwoch im Alter von 60 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Er hinterlässt seine Frau Elke, seine zwei Kinder und zwei Enkel.

Die Nachricht vom Tod des langjährigen Vorsitzenden der Gemeindevertretung und Verbandsdirektors des Wasserbeschaffungsverbandes Riedgruppe Ost löste gestern in Einhausen große Trauer und Bestürzung aus. Bürgermeister Helmut Glanzner sprach auf Anfrage dieser Zeitung in einer ersten Reaktion von einer „herausragenden politischen Persönlichkeit“ und zeigte sich auch persönlich äußerst betroffen: „Ich bin sehr traurig.“

Auch Ingo Bettels’ Amtsnachfolger als höchster Repräsentant der Gemeinde, Florian Schumacher, war bei einem kurzen Telefonat mit dieser Zeitung sehr emotional bewegt. „Ingo Bettels hatte mich damals angesprochen, ob ich mich politisch engagieren möchte. Er war bei allen Fraktionen sehr geachtet und hat den Weg dafür bereitet, dass in der Einhäuser Gemeindevertretung so harmonisch und konstruktiv zusammengearbeitet wird.“

„Ingo Bettels war eine allseits anerkannte Führungspersönlichkeit“, sagt der Verbandsvorsteher der Riedgruppe Ost und Einhäuser CDU-Gemeindevertreter Armin Kromer. Über zwei Jahrzehnte sei Ingo Bettels auch sein politischer Wegbegleiter gewesen.

Ernennung zum Ehrenvorsitzenden

Kurz vor seinem Tod wurde Ingo Bettels noch zum Ehrenvorsitzenden der Gemeindevertretung ernannt. Eine Würdigung seiner politischen Leistung, die ihm eigentlich schon nach seinem Ausscheiden aus dem Ortsparlament hätte zuteil werden sollen. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die öffentliche Verleihung der Ehrenbezeichnung verschoben werden.

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25 Jahre lang hatte Ingo Bettels der Einhäuser Gemeindevertretung in den Reihen der CDU-Fraktion angehört, 15 Jahre lang, von 2006 bis 2021, war er Vorsitzender des Ortsparlaments. Nach seiner letzten Sitzung im Februar 2021 erhoben sich die Gemeindevertreter aller drei Fraktionen von ihren Sitzen und spendeten lang anhaltenden Applaus.

Die meisten Stimmen

Die Einhäuser konnte Ingo Bettels als Kommunalpolitiker von sich überzeugen. Bei zwei Kommunalwahlen kandidierte er für die CDU auf Listenplatz eins und erhielt parteiübergreifend jeweils die meisten abgegebenen Stimmen von allen Kandidaten.

Im Vorfeld fast aller Bürgermeister-Wahlen der letzten 20 Jahre wurde über eine Kandidatur von Ingo Bettels spekuliert. Dass er an dem Amt als Verwaltungschef durchaus Interesse hatte, bestätigte Ingo Bettels in einem im April 2021 geführten Interview mit dieser Zeitung. Angetreten wäre er jedoch nur im Jahr 2008, wenn der damalige Bürgermeister Philipp Bohrer in den Ruhestand gegangen wäre. Nach seinem beruflichen Wechsel zum Wasserbeschaffungsverband Riedgruppe Ost war das Einhäuser Bürgermeisteramt für Ingo Bettels kein Thema mehr.

Während seiner Zeit in der Gemeindevertretung wurden zahlreiche Weichen für die Entwicklung des Ortes gestellt. Zu Beginn war noch die Gestaltung des Bahnergeländes mit dem neuen Sparkassengebäude das große Thema. Später dann die weiteren Schritte der Ortsmittelpunktgestaltung mit Juxplatz, Hallenbad- und Rathausvorplatz, Weschnitzrenaturierung, Hallenbad- und Rathaussanierung und letztlich der 2020 eröffneten neuen Mehrzweckhalle. Als Höhepunkt seiner Amtszeit als Vorsitzender der Gemeindevertretung bezeichnete Ingo Bettels jedoch im Interview das Jubiläum zum 1250-jährigen Bestehen der Gemeinde im Jahr 2018.

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Nachdem Ingo Bettels bei der Kommunalwahl 2021 auf eigenen Wunsch nicht mehr angetreten war, zog er sich aus der Kommunalpolitik und aus der Öffentlichkeit weitgehend zurück. Eine „graue Eminenz“ wollte er nach seiner politischen Laufbahn nicht sein.

22 Jahre lang gehörte Ingo Bettels auch dem Vorstand der Wirtschaftsvereinigung Einhausen (WVE) an, elf Jahre davon leitete er die Geschicke der Gewerbetreibenden als Vorsitzender. In dieser Zeit organisierte er federführend unter anderem den damals vor dem Hallenbad und vor dem Rathaus angesiedelten Weihnachtsmarkt. Für sein Engagement wurde Ingo Bettels im Jahr 2019 von den Mitgliedern zum Ehrenvorsitzenden der WVE ernannt.

In Hildesheim geboren

Geboren wurde Ingo Bettels am 20. April 1962 in Hildesheim in Niedersachsen. Im Juli 1990 zog er zusammen mit seiner Familie nach Einhausen.

Nach der Mittleren Reife und dem Besuch einer Höheren Handelsschule hatte Ingo Bettels zunächst eine Kaufmannslehre absolviert. Anschließend studierte er in Darmstadt Betriebswirtschaftslehre. Bei der Bundeswehr schlug er eine Offizierslaufbahn ein und stieg zum Hauptmann auf, bevor er sich als Berufssoldat beurlauben ließ.

In Einhausen und Bensheim baute Ingo Bettels zusammen mit seiner Frau zwei Beratungsstellen des Lohnsteuerhilferings auf. 2006 wurde er zum Sprecher des Dachverbands NVL (Neuer Verband der Lohnsteuerhilfevereine) gewählt. Bundesweit für Furore sorgte die vom NVL eingereichte und schließlich gewonnene Verfassungsklage in Sachen Pendlerpauschale. Ingo Bettels wurde zu einem der Gesichter dieses Erfolgs – sowohl bei den Richtern in Karlsruhe als auch bei der anschließenden Bundespressekonferenz in Berlin.

2013 wechselte er als Verbandsdirektor zum Wasserbeschaffungsverband Riedgruppe-Ost. 2021 wurde er zusätzlich zum neuen Vorsteher des Landesverbandes der Wasser- und Bodenverbände (WuBV) in Hessen berufen. In weiteren Bundes- und Landesverbänden der Wasserwirtschaft war er in Spitzenpositionen tätig. In den vergangenen beiden Jahren steuerte er den Wasserbeschaffungsverband Riedgruppe Ost erfolgreich durch die schwierige Zeit der Pandemie. Zudem brachte er die Modernisierung der in die Jahre gekommenen Immobilien und Anlagen des Verbandes voran. kel/red

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