Nachruf

Trauer um den Heppenheimer Ur-Fastnachter Hans Eberhard

Hans Eberhard hinterlässt zwei Töchter, zwei Enkelinnen und drei Urenkel.

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dj/fran/ü
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Urgestein der Heppenheimer Fastnacht: Hans Eberhard, im Hintergrund ein Foto aus seiner Zeit als Zugmarschall. © Sarah Koob

Heppenheim. Die Heppenheimer Fastnachter trauern um ihren Ehrenzugmarschall Hans Eberhard. Das „Urgestein der Heppenheimer Fastnacht“ (Zugmarschall Norbert Weiser) starb am Samstag, 7. Januar, im Alter von 89 Jahren im Kreis seiner Familie. „Um Punkt 17.11 Uhr hat sein Fastnachter-Herz aufgehört zu schlagen“, berichtet Enkelin Sarah Koob, die selbst als Schriftführerin im Vorstand des Zugkomitees tätig ist.

Hans Eberhard hinterlässt zwei Töchter (Sohn Richard ist bereits 1996 in Brasilien gestorben), zwei Enkelinnen und drei Urenkel. Trauerfeier und Beerdigung finden am Montag, 16. Januar, ab 13 Uhr auf dem Heppenheimer Friedhof statt.

Bis ins hohe Alter mit dabei

„Wir verlieren einen Fastnachter durch und durch, die Fastnacht war ein großer Teil seines Lebens. Wir alle haben ihn sehr geschätzt und werden ihm ein ewiges Gedenken in unseren Herzen erhalten“, würdigt der amtierende Zugmarschall Norbert Weiser im Namen aller Heppenheimer Narren seinen Vorgänger. Weiter sagt Weiser: „Bis ins hohe Alter war Hans Eberhard bei allen Veranstaltungen des Zugkomitees oder der FG Bottschlorum vorne mit dabei.“

Hans Eberhard war am 22. Juni 1933 als mittlerer von drei Jungen in der Hutzelschweiz, einem von seinen Anwohnern selbst so benamten Viertel in der Vorstadt an der Siegfriedstraße (damals Fürther Straße), zur Welt gekommen. Er wurde in ein Elternhaus hineingeboren, das einen Kolonialwarenladen, eine Küferei, Lohnsägerei und Schnapsbrennerei unterhielt. Nach einer Erweiterung entwickelte sich das Haus immer mehr zu einer kleinen Gaststätte mit Nebensaal, dem Gasthaus „Zur Post“, das später auch als „Hutzelschweizer Rathaus” bezeichnet wurde.

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Vielleicht war es die damalige Enge in der Vorstadt und der über Jahrzehnte beschworene Korpsgeist ihrer Bewohner, die Eberhards soziales Engagement geprägt haben. In der Vorstadt hielt man zusammen und wehrte sich gegen Ungerechtigkeit. „Da wurde nicht gefackelt“, erzählte Eberhard anlässlich seines 85. Geburtstags im Sommer 2018.

Und natürlich war und ist die Fastnacht stets ein großes Thema in der Heppenheimer Vorstadt; seit 1936 wird dort das Narrentum gefeiert. Der Verstorbene war auch hier nach Angaben des amtierenden Hutzelschweizer Bojemoaschders Holger Mitsch „stets eine treibende Kraft“. Eberhard gehörte jahrzehntelang dem Hutzelschweizer Komitee mit Sitz in der „Post“ an. 1949 hielt der Maurerlehrling zudem seinen ersten Vortrag bei der FG Bottschlorum – als „Maurerlehrbu“.

Als 1962 das Zugkomitee für den ersten Heppenheimer Fastnachtsumzug „neuer Zeitrechnung“ gegründet wurde, war Eberhard Gründungsmitglied und übernahm anschließend 18 Jahre Verantwortung als Zugmarschall. Für seine Aktivität auch als Kanzler und Büttenredner wurde Eberhard 2015 mit dem Verdienstorden der Interessengemeinschaft Mittelrheinischer Karneval in Gold mit Brillanten ausgezeichnet.

Eberhard besuchte die Staatsbauschule in Darmstadt. Nach drei Zwischenstationen arbeitete er 31 Jahre beim Kreisbauamt, wo er als Bauingenieur für den Bezirk Ried zuständig war. Seine beruflichen Kenntnisse brachte er außerdem ehrenamtlich in der katholischen Kirchengemeinde Sankt Peter als Friedhofsverwalter ein und war als baulicher Berater zuständig für die Sanierung der Kirchturmdächer.

41 Jahre kümmerte sich der Verstorbene um alle kirchlichen Gebäude; dazu gehörten auch das einstige Kettelerheim an der Friedrich-Ebert-Straße und das Vereinshaus (heute: „Gossini“). Karl Lehmann, damals noch Kardinal, zeichnete ihn zum Ende seiner Tätigkeit im Jahr 2000 mit einer Urkunde des Bistums Mainz aus.

Als Vorsitzender der Stiftung Seniorenkreis Hutzelschweiz Maria Müller kümmerte sich Eberhard nach dem Tod der Stifterin im Jahr 1990 um die Senioren in der Vorstadt. Es wurden Adventskaffees und Tagesfahrten organisiert sowie Osterpräsente an die über Siebzigjährigen überreicht. „Das konnte ich nur so lange tun, weil mich meine Familie unterstützt hat“, erklärte Eberhard 2018. Erst 2017 übergab er das Stiftungskapital an das Vinzenz-Kloster.

Unterstützung von Straßenkindern

1957 hatte Eberhard seine Frau Erika geheiratet, die 2012 starb. Mit ihr hatte er zwei Töchter und einen Sohn. Als das Schicksal dem Ehepaar seinen Sohn Richard 1996 nahm, war dies ein schwerer Schlag für die gesamte Familie. Der Sohn hatte 1994 nach Brasilien geheiratet und dem Vater dadurch das Elend in dem südamerikanischen Land aufgezeigt.

Seit 1997 sammelte Eberhard Spenden für brasilianische Straßenkinder. Der Anblick als Leierkastenmann war den Heppenheimern wohlbekannt. Beim Nikolausmarkt, bei der Stadtkerwe und beim Weinmarkt war Eberhard über Jahre hinweg mit seiner Drehorgel unterwegs. Er gründete überdies das Waisenhaus „Casa do Caminho“, das vielen Kindern aus den Elendsvierteln Brasiliens eine Heimat gab. Heute werden die Häuser als Weiterbildungsstätte betrieben. dj/fran/ü

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