Nachruf

Der Bensheimer Künstler Dieter Bühring ist gestorben

Seine letzte große Ausstellung in Bensheim hatte Dieter Bühring im Frühjahr 2018 im Bensheimer Parktheater.

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eba
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„Stationen“: Seine letzte große Ausstellung hatte Dieter Bühring 2018 im Parktheater. © Dietmar Funck

Bensheim. Es sind wohl vor allem seine eigenwilligen Glasbilder, mit denen sich Dieter Bühring in das visuelle Gedächtnis der Region eingeschrieben hat. Aus mundgeblasenem, mit Oxiden gefärbtem Glas fertigte der Künstler leuchtend farbige Bilder, bei denen es ihm nicht nur auf den dekorativ-ästhetischen Effekt, sondern ebenso auf einen erzählenden Inhalt ankam.

So näherte er sich in mehrere Bilder umfassenden Zyklen religiösen oder mythologischen Themen aus der Antike oder aus anderen Kulturen. Dabei lagen der Komposition stets sorgfältige Überlegungen zum Verhältnis der Flächen zueinander, zur Ausdruckskraft der schwarzen, durch die Technik der Bleiverglasung bedingten Umrisslinien und der Wucht der leuchtenden Farben zugrunde.

Ausbildung in der Städelschule

Zu sehen waren die Glasbilder in der Region in mehreren öffentlichen Ausstellungen, etwa in der Sparkasse, in der Michaelsgemeinde und im Bensheimer Parktheater, wo Bühring zuletzt auch Einblicke in seine Arbeit außerhalb der Glaskunst gab und Acrylmalereien und keramische Werke zeigte.

Nun ist Dieter Bühring im Alter von 90 Jahren gestorben. Trotz seines hohen Alters kann man sein künstlerisches Werk als jung bezeichnen. Seine Ausbildung an der Frankfurter Städelschule hatte er nämlich erst im Jahr 1990 begonnen – und damals schon ein ganzes Berufsleben hinter sich.

Der ausgebildete Handwerker arbeitete zunächst als Vertreter, Hilfsarbeiter und Lagerverwalter. Im Fernstudium an der Fachhochschule München studierte er dann Ingenieurswissenschaften, wurde Konstrukteur und schließlich Berufsschullehrer in Fürstenfeldbruck.

Er war am Aufbau des Programms der Deutsch-Mexikanischen Technikerschule in Mexiko City beteiligt und kam nach einer Zeit als Referent im In- und Ausland schließlich als Oberstudienrat an die Berufsschulen und an das Berufliche Gymnasium nach Bensheim. Erst im Ruhestand widmete er sich dann noch gut dreißig Jahre lang der Kunst.

Das in dieser – im Verhältnis zum gesamten Leben – kurzen Zeitspanne entstandene Werk ist auch insofern jung, als Bühring, nachdem er seine Ausbildung am Städel nach 14 Semestern abgeschlossen hatte, nicht aufhörte sich fortzubilden. Noch in den letzten Jahren etwa arbeitete er in der Werkstatt einer ungarischen Keramikkünstlerin oder besuchte ein Seminar an der Kunstakademie Bad Reichenhall.

Gesellschaftliche Themen

Mit wacher Neugier richtete Bühring in den letzten Jahren seines Schaffens die Aufmerksamkeit verstärkt auf politische und gesellschaftliche Themen. Flucht und Vertreibung beschäftigten ihn, Gewalt und Krieg, nicht nur im Allgemeinen, sondern auch ganz konkret und heikle Probleme nicht aussparend.

Doch blieb es immer der Mensch als solcher, die Grundbedingung seiner Existenz, worauf es Bühring ankam, nicht aber das Individuum und dessen psychische Verfassung.

Seine letzte große Ausstellung in Bensheim hatte Dieter Bühring im Frühjahr 2018 im Bensheimer Parktheater. „Stationen“ war die Schau betitelt, in der er Beispiele aus allen Phasen seines Schaffens zeigte, bis hin zu gerade erst fertig gewordenen Arbeiten.

Unser Rezensent Thomas Tritsch befand damals: „Da stellt einer grundsätzliche Fragen. Mit wachem Blick, präziser Beobachtungsgabe und bisweilen auch mit deutlichem politischem Vokabular kommentiert Dieter Bühring die Themen unserer Zeit. Es ist eine Konfrontation, der sich auch der Betrachter nicht entziehen kann. Bührings Bilder treffen ins Bewusstsein – emotional, ästhetisch und inhaltlich.“ eba

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