Stadtverordnetenversammlung - Aus Sicht der Grünen könnte das Schwimmbad von einem russischen Gaslieferungsstopp betroffen sein / Energetische Sanierung vieler Gebäude stagniert

Solartechnik im Freibad Heppenheim schon vor Jahren verpasst

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fran/ü
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Die Heizungsanlage des Schwimmbads sei alles andere als optimal, gab die erste Stadträtin Christine Bender zu. Eine bessere Lösung gebe es auf die Schnelle allerdings nicht. © Sascha Lotz

Heppenheim. „Wir müssen als Stadt bei der Energiewende schneller werden und konkrete Maßnahmen zum Einsparen vorlegen“, fordert die Stadtverordnetenfraktion der Heppenheimer Grünen. „Und dies nicht nur hinsichtlich des Klimawandels, sondern auch, um energetisch unabhängiger von anderen Staaten zu sein.“

Aus diesem Grund fordert die Fraktion den Magistrat der Kreisstadt in einem Antrag für die Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, 7. April (Mehrzweckhalle Erbach; Beginn: 18 Uhr), auf, „einen Maßnahmenplan zur energetischen Sanierung der städtischen Gebäude vorzunehmen, deren Verbrauch laut Tabelle ,Entwicklung der Energieverbräuche der städtischen Liegenschaften 2020‘ über dem Bundesdurchschnitt liegt.“

Es reiche nicht aus, Beleuchtungsenergie durch die Umstellung auf moderne LED-Technik einzusparen, moniert die Fraktion um ihren Vorsitzenden Franz Beiwinkel. Die höheren Verbräuche seien vielmehr auf die Beheizung der städtischen Liegenschaften zurückzuführen.

Zur Erinnerung: Die Stadt plant neben der Umrüstung der gesamten Straßenbeleuchtung in Kernstadt und Stadtteilen auch eine effizientere Beleuchtung der Wahrzeichen St. Peter und Starkenburg. Überdies wurden bereits die Flutlichtanlagen der drei Sportplätze in Hambach, Kirschhausen sowie am Zentgericht auf LED umgestellt.

Weniger Energie verbraucht

Tatsächlich liegen – nach wie vor – gleich mehrere städtische Gebäude oder Einrichtungen laut städtischem Wärmeatlas zum Teil deutlich über dem bundesdurchschnittlichen Energieverbrauch vergleichbarer Gebäude – wenngleich Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) im Herbst des vergangenen Jahres in der Stadtverordnetenversammlung einen deutlich gesunkenen Energieverbrauch für das Jahr 2020 präsentiert hatte. Im Vergleich zu 2019 wurden demnach rund 870 000 Kilowattstunden Heizenergie eingespart. Beim Gesamtstromverbrauch lag der Verbrauch rund 570 000 Kilowattstunden unter dem Niveau des vorangegangenen Jahres.

„Der Heizenergieverbrauch spiegelt klar die Tatsache wider, dass viele Liegenschaften pandemiebedingt geschlossen waren“, konstatierte der Rathauschef damals. Beispielhaft führte er die Kindergärten, Sportplätze, Feuerwehrstützpunkte und Gemeinschaftshäuser an.

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Allerdings räumte auch er ein, dass es „antizyklische Ausreißer“ gebe. Beispielhaft genannt wurden das Dorfgemeinschaftshaus in Wald-Erlenbach, die Kindergärten Buntspecht und Löwenzahn (Hambach) sowie die Friedhöfe in Kirschhausen und der Kernstadt. Sie alle wiesen 2020 deutlich höhere Verbrauchszahlen als in den Vorjahren aus – und sollten deshalb analysiert werden. Deutlich über dem Schnitt lagen „aufgrund der Bausubstanz“ (Burelbach) hingegen die „denkmalgeschützten Liegenschaften“ wie das Rathaus, der Amtshof oder die Stadtbücherei in der Graf-von-Galen-Straße. Auch der DRK-Stützpunkt und die Nibelungenhalle wiesen eine negative Energiebilanz aus. Insbesondere die alte Nibelungenhalle weicht in Kürze jedoch einem deutlich effizienteren Neubau.

Einbau moderner Technik verpasst

Einen „überdurchschnittlichen Verbrauch“ verbuchten neben den Kitas vor allem der Sportplatz am „Galgen“, das Jugendzentrum Oase, die Tiefgarage an der Lehrstraße sowie die Feuerwehrstützpunkte in Hambach, Ober-Laudenbach und Mittershausen.

Diese Liegenschaften „widersprechen dem allgemein positiven Trend“, hieß es bereits 2020 – nach Ansicht der Grünen hat sich daran kaum etwas geändert. „Leider hat sich die Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung im Rahmen der Haushaltsplanung 2022/2023 lediglich für zwei energetische Gebäudesanierungen ausgesprochen – viel zu wenig, um die Pariser Klimaziele zu erreichen“, konstatieren Beiwinkel und Co.

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Eine weitere Sparmaßnahme neben Isolation, Solarthermie sowie Wärmepumpen sehen die Grünen derweil in einer kontinuierlichen Verbrauchsmessung, „um akute Wärmeverluste, die durch Bedienungsfehler oder Betriebsstörungen entstehen, sofort beheben zu können.“

Ins Blickfeld rücken die Grünen diesbezüglich das städtische Freibad. „Zwischen 40 000 bis 70 000 Kubikmeter Gas werden durchschnittlich in einer Badesaison benötigt, was dem Bedarf von 20 bis 30 Einfamilienhäusern entspricht“, rechnet die Fraktion in ihrer Mitteilung vor. Die Gelegenheit zum Bau einer ökologischen Heizung durch moderne Solartechnik sei schon vor Jahren verpasst worden.

Auswirkungen des Krieges

„Stattdessen wurde eine Gasheizung installiert.“ Möglicherweise würden die Badegäste deshalb als erstes die Auswirkungen eines russischen Gaslieferungsstopps zu spüren bekommen, merkt die Fraktion an. Nämlich dann, wenn das Wasser nicht mehr aufgewämt werden können.

Thematisiert wurde diese Problematik bereits vor Wochenfrist im Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss – nicht zuletzt aufgrund der deutlich gestiegenen Gaspreise infolge der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen. Als „alles andere als optimal“ bezeichnete Erste Stadträtin Christine Bender (SPD) dabei die Heizungsanlage des Schwimmbades. Sie räumte allerdings auch ein, auf die Schnelle keine kostengünstigere und zugleich energieeffizientere Lösung parat zu haben.

„Wir sind schon eine ganze Weile am Überlegen, wie man beispielsweise überschüssige Energie aus der Kläranlage dem Schwimmbad zuführen könnte“, sagte die Erste Stadträtin. „Eine praktikable Lösung haben wir bislang aber noch nicht gefunden.“

Um zumindest nächtliche Wärmeverluste zu vermeiden, wollen sich die Grünen kurzfristig für die Planung einer Abdeckung des Bades einsetzen. Und nicht nur Beiwinkel und Co. sind nun gespannt, wie der Antrag in der Stadtverordnetenversammlung beraten und verabschiedet wird. Klar ist freilich schon jetzt: Gerade am Schwimmbad muss etwas passieren. fran/ü

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