Stadtverordnetenversammlung

Eine Infrarotheizung für die Zwingenberger Friedhofskapelle?

Von 
Michael Ränker
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Blick über den Zwingenberger Friedhof mit der Friedhofshalle (rechts). Die SPD hätte gerne, dass dort eine Infrarotheizung anstelle einer neuen Gasheizung eingebaut wird. Das Thema wird jetzt in den Fachausschüssen beraten. © Thomas Zelinger

Zwingenberg. „Von Rodau lernen, heißt siegen lernen“, dieser Auffassung sind die „Rorrer“ ja schon lange und jetzt dachte sich auch die Zwingenberger SPD, dass das, was sich im einzigen Stadtteil bereits bewährt hat, auch für die Kernstadt gut ist – doch weit gefehlt: Mit ihrem Antrag, „die Heizung der Friedhofshalle in Zwingenberg entsprechend dem Heizsystem der Friedhofshalle in Rodau auf Infrarotstrahler umzustellen“, scheiterten die Sozialdemokraten in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung genauso wie mit ihrer Forderung nach einer kommunalen Wärmeplanung (wir haben berichtet).

Dem Antrag auf Wechsel der Heiztechnik wurde im höchsten Beschlussgremium nicht, wie von der SPD erhofft, zugestimmt, stattdessen wurde das Thema auf Initiative der GUD-Stadtverordneten Nicola Späth mehrheitlich zur weiteren Erörterung in die Fachausschüsse der Stadtverordnetenversammlung verwiesen.

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Grundlage für den Antrag der SPD war die Beantwortung einer Anfrage, die die Sozialdemokraten im Juli an den Magistrat gerichtet hatten. Sie wollten erfahren, wie es mit Blick auf „die geplante Wärmewende“ um die von der Kommune zu verantwortenden Heizungssysteme in ihren fast 30 Immobilien bestellt ist (wir haben berichtet). Aus der Rathaus-Antwort schließt die SPD, „dass die im Jahr 2022 in die Friedhofshalle Rodau eingebaute Infrarotheizung mit 11,7 Kilowattstunden pro Quadratmeter beheizter Fläche den niedrigsten Energieverbrauch aller städtischen Gebäude aufweist“. Dagegen liege der Energieverbrauch der 1999 in die Zwingenberger Friedhofshalle eingebauten Gasheizung mit 375 Kilowattstunden pro Quadratmeter beheizter Fläche um ein Vielfaches höher.

Im Antrag der Sozialdemokraten schreibt Fraktionsvorsitzende Regina Nethe-Jaenchen: „Da hier bereits seit 2019 eine – mehrfach aufgeschobene – Erneuerung ansteht, sollte anstelle einer neuen Gasheizung auch in Zwingenberg auf Infrarotstrahler umgestellt werden. Eine Infrarotheizung ist für die Friedhofshalle ideal, da die Strahler den Raum in kurzer Zeit bedarfsgerecht aufheizen können.“

"Nicht zwangsläufig die bessere Lösung"

Christoph Neumeister, Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten, lehnte den SPD-Antrag ab, weil es hier um eine „technische Entscheidung“ gehe, für die der Stadtverordnetenversammlung zum jetzigen Zeitpunkt schlichtweg „die Kompetenz fehlt“. Überdies hatte er Zweifel an den rechnerischen Schlussfolgerungen, die die SPD angestellt hatte. Der höhere Verbrauch in der Friedhofshalle komme schließlich auch durch eine höhere Auslastung zustande.

Ähnlich argumentierte auch Martin Giebeler, Stadtverordneter der Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie: „Wir dürfen nicht Äpfel mit Birnen vergleichen!“ Die Friedhofshalle in dem etwa 1000 Einwohner zählenden Stadtteil sei weniger frequentiert als die in der rund 6000 Einwohner zählenden Kernstadt, zudem sei das Gebäude in Rodau neuer als das in Zwingenberg. Giebeler, von Haus aus Bau-Ingenieur, kam zu dem Schluss: „Eine Infrarotheizung muss für die Zwingenberger Friedhofshalle nicht zwangsläufig die bessere Lösung sein.“

"Lokale Wärmewende" vorantreiben

Giebelers Fraktionskollegin Nicola Späth stellte daraufhin den Antrag, das Thema weiter in den Fachausschüssen der Stadtverordnetenversammlung zu erörtern. Dem schloss sich auch FDP-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Dams an: „Wir sollten uns zunächst intensiver mit dem Thema auseinandersetzen.“

Die SPD hatte mit ihrer Anfrage vom Juli die Grundlage dafür schaffen wollen, dass die Parteien nun auf Basis der Erkenntnisse Anträge stellen können, um die „lokale Wärmewende“ voranzutreiben. Die SPD stellt seinerzeit zumindest in der Begründung ihrer Anfrage fest:

„Die Nutzung fossiler Brennstoffe zum Heizen von Gebäuden trägt einen großen Teil zur CO2-Produktion und damit zum Klimawandel bei. Die geplante Wärmewende soll mit dem Gebäudeenergiegesetz dafür sorgen, dass künftig klimaneutral geheizt wird. Auch die Abhängigkeit von immer teureren Gas- und Öllieferungen erfordert mittelfristig eine Umstellung der Heizungstechnik. Um die Situation in den kommunalen Gebäuden in Zwingenberg einschätzen zu können, bitten wir um die Beantwortung unserer Anfrage.“

Fast alle mit Gas betrieben

Die Beantwortung ergab, dass die ältesten Heizungssysteme in den fast 30 kommunalen Liegenschaften mittlerweile fast ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel haben, nämlich aus dem Jahr 1999 stammen und ausnahmslos mit Gas als Energieträger betrieben werden. Die jüngste Technik wiederum ist die mit Strom betriebene Infrarotheizung in der „Rorrer“ Friedhofshalle, die im vergangenen Jahr, also 2022, installiert wurde.

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In der Mehrzahl der Fälle wird mit Gas geheizt, nur zwei Mal sind mit Strom betriebene Wärmepumpen im Einsatz, die 2015 beziehungsweise 2020 installiert wurden. Und einmal werden Holzpellets verbrannt, diese Technik wiederum wurde im Jahr 2009 eingebaut.

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