Heppenheim. Nichts für Frierfrösche war das Wetter für Schwimmbadbesucher in den vergangenen Tagen. Außentemperaturen unter 20 Grad, dazu ein kalter Wind: Hut ab vor den Mädchen und Jungen, die sich bei diesen Bedingungen trotzdem ins hintere Becken des Freibades getraut haben, um das Schwimmen zu erlernen.
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und der Hessische Schwimmverband schlagen Alarm. Und das nicht ohne Grund: 50 000 hessische Kinder können nicht schwimmen. Ertrinken ist bei Kindern die häufigste Todesursache. Schon vor Corona waren die Zahlen bedenklich. Zu wenig oder gar kein Schwimmunterricht in Schulen sowie immer mehr geschlossene Schwimmbäder zählten zu den Ursachen. Die zurückliegenden Corona-Jahre haben den Notstand noch einmal verschärft. Viele Monate war Schwimmen gehen gar nicht möglich, Schwimmkurse waren entsprechend rar gesät. Nun gilt es aufzuholen, auch in der Kreisstadt.
Am Ende das Seepferdchen
Drei Kurse laufen derzeit im Heppenheimer Freibad, sie waren umgehend ausgebucht. Zwischen acht und zehn Kinder lernen hier über einen Zeitraum von acht Tagen jeweils eine halbe Stunde das Schwimmen, am Ende können sie das Seepferdchen absolvieren. Dafür müssen sie ins Wasser springen, 25 Meter schwimmen und auch ein bisschen tauchen können. Auch die Baderegeln sollten sie kennen.
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Markus Wilfer, Vorsitzender des Schwimmclubs Heppenheim (SCH), hat sich mit Bettina Freiberger von der DLRG, Beate Jäger von der DLRG Einhausen sowie Tatjana Schmitt von der SSG Bensheim, die darüber hinaus ebenfalls in der DLRG ist, drei Damen an die Seite geholt, die über viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen verfügen. Man hält zusammen, hilft sich gegenseitig, denn man hat schließlich ein gemeinsames Ziel. Dennoch: „Es fehlen ehrenamtliche Helfer“, sagt Wilfer. Sonst würde er gerne deutlich mehr Kurse anbieten.
Das Abbrausen ist kalt
Ohne Abbrausen darf keiner ins Becken. „Das ist kalt“, schimpft Luan, doch er zieht es durch und ist Sekunden später im Wasser. Zum Glück verziehen sich die dunklen Wolken just in diesem Moment. Zum Warmmachen wird erst mal mit den Händen paddelnd durchs Becken gelaufen. Zwischen sechs und acht Jahre sind die Mädchen und Jungen alt, einige bereits in der dritten Klasse.
Nun werden – mit dem Kopf unter Wasser – möglichst viele Blubberblasen gemacht, dabei wird mit den Füßen gestrampelt. „Ihr seid jetzt Seesterne“, ertönt ein Ruf. Die Kinder sollen sich auf den Rücken legen und lernen, wie das Wasser sie trägt. Mit der Schwimmnudel unter der Brust wird nun der Beinschlag geübt. Das sieht alles schon prima aus. Dabei ist es erst die dritte Unterrichtseinheit. Die Stimmung ist gelöst, es wird viel gelacht. Alle haben Spaß, überwinden Ängste und spüren, wie sie Fortschritte machen.
Nicht einfach, einen Kurs zu finden
Leif ist sieben. Direkt vor Corona habe er bereits einen Schwimmkurs gemacht, sagt seine Mutter Bettina Bickel aus Ober-Laudenbach. Dank Corona fiel im Anschluss daran das Üben aus, deswegen soll das Gelernte in diesem Kurs verfestigt werden. Einen Schwimmkurs für den Erstklässler zu finden, das sei gar nicht so einfach gewesen. Der sitzt nach dem Üben schnatternd, aber zufrieden in ein Handtuch gewickelt, auf der Bank.
Ein bisschen Schwimmen konnten auch schon die achtjährigen Zwillinge Madeleine und Eric. „Wir wollen das mit dem Seepferdchen-Abzeichen gefestigt wissen. Schwimmen müssen sie können, da führt kein Weg dran vorbei“, unterstreicht Mutter Claudia Bott aus Bensheim, die über Bekannte aus dem SCH auf den Kurs aufmerksam wurde. Als der Kurs vorüber ist, bleiben die beiden noch im Becken und üben weiter.
Schulkinder werden bevorzugt
Emilia und Luisa, beide sieben, sind da schon abgetrocknet und warm eingepackt. „Tauchen“ und „reinspringen“ finden sie am besten im Schwimmbad, sagen die beiden. Emilias Mutter Ayten Rauch lobt die Schwimmlehrer: „Die machen es auch wirklich toll!“
„Uns ist ganz wichtig, dass die Kinder das Schwimmen lernen“, unterstreicht auch Erste Stadträtin Christine Bender. „Wir werden den ganzen Sommer über so viele Schwimmkurse wie möglich anbieten.“ Bei der Auswahl der Teilnehmer würden zunächst die älteren Kinder, die bereits zur Schule gehen, bevorzugt, damit die aufholen können, was die Pandemie verhindert habe.
Schwimmkurse im Heppenheimer Freibad gibt es sowohl vom SCH als auch von Schwimmmeisterin Bianca Radlinger-Diehm und Schwimmlehrerin Stefanie Wilkening. Ein Aushang an der Schwimmbadkasse informiert über die jeweiligen Kurse. „Wir haben schon viele Anmeldungen“, weiß Bender. rid/ü
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