Lorsch. Die meisten Jugendlichen, die gestern früh am Schwimmbad vorbei in Richtung Siemens-Schule radelten, hatten noch Winterjacken an. Die frischen Außentemperaturen um kurz vor 8 Uhr verlockten nicht unbedingt zu kurzen Hosen oder gar zu einem Freibad-Besuch. Denjenigen, die sehr gerne schwimmen gehen, war das Wetter aber zweitrangig. Die Badegäste, die gestern früh erstmals in diesem Jahr ihre Bahnen in Lorsch wieder unter freiem Himmel ziehen konnten, freuten sich sehr über die Saison-Eröffnung. Erster im Wasser war ein Einhäuser.
Udo Dreißigacker gehört zu den Stammgästen im Lorscher Freibad. Den Winter über hält sich der 55-jährige Einhäuser im Basinus-Bad in Bensheim fit. Die Wassertemperatur in Lorsch bewertete er als „angenehm“, auch wenn sie zum Saisonstart noch nicht ganz die versprochenen 23 Grad erreicht hatte.
Duschwasser hat zehn Grad
Wer sich, wie die Stammkunden, vor dem Sprung ins Becken vorschriftsmäßig abbraust, den wird es beim Schwimmen sowieso nicht frösteln. Die Duschen vor den Becken bringen jedenfalls den Kreislauf sofort in Schwung. Denn auf Knopfdruck fließt Brunnenwasser – und dieses Wasser aus der Leitung hat nur etwa zehn Grad. Warme Duschen gibt es nur im Sanitärbereich bei den Umkleiden.
Etwas kühleres Wasser sei „gesünder“ als zu aufgeheiztes, zeigte sich auch Marlene Massoth einverstanden mit den Bedingungen im Waldschwimmbad. Die Temperaturen seien keinesfalls zu kalt, versicherte gestern früh die Lorscherin, die gerne 1000 oder 1500 Meter schwimmt.
Als „sehr angenehm“ beschrieben auch Simon Arnold, Selja Lemke und Sebastian Wunsch auf Nachfrage die Beckentemperatur. Die drei jungen Leute, zwischen 17 und 22 Jahren alt, engagieren sich bei der DLRG. Gestern Vormittag hatten sie noch keinen Dienst, sondern waren aus Spaß am Schwimmen ins Freibad gekommen. „Wie im Mittelmeer“, meinte Sebastian Wunsch. Selbstverständlich gehörte für sie auch ein Sprung vom Dreimeterbrett des Fünfmeterturms dazu. Und weil gestern früh noch keine Kinder da waren, das Nichtschwimmerbecken leer, konnten sie ungehindert anschließend auch die Wasserrutsche „testen“.
Rutsche und Turm waren in der Pandemie-Zeit nicht durchgängig zu nutzen. Jetzt aber ist alles wieder wie vor Corona – und einiges sogar noch besser. Schließlich wurden zum Beispiel neue Umkleidekabinen aufgebaut und ihre Anzahl gegenüber dem Vorjahr zudem deutlich erhöht, was Wartezeiten nun nahezu ausschließt. Auch neue Schließfächer wurden eingerichtet und die markante Brücke erneuert.
Wieder erlaubt ist es außerdem, sich auf den Ruhebänken direkt an den Becken niederzulassen. Dass sie in der Zeit der Corona-Auflagen abmontiert waren, hatten viele Badegäste bedauert.
Endlich wieder spontane Besuche
Die strengen Regeln hatten vor allem im vorigen Jahr manchen Schwimmer von einem Besuch abgehalten. Bekanntlich war es damals auch erforderlich gewesen, die gewünschte Aufenthaltszeit im Freibad vorab online zu reservieren. Die komfortable und besucherfreundliche Ampel-Regelung, die Lorsch im ersten Corona-Jahr gewählt hatte und die auch spontane Freibad-Besuche ermöglichte, war nicht mehr erlaubt worden. Das lästige Reservierungsverfahren hatte etwa die Lorscherin Monika Ortiz dann dazu veranlasst, eine fast ganzjährige Schwimmbad-Pause einzulegen.
Gestern früh dagegen gehörte die 75-Jährige zu den Ersten, die um 8 Uhr vor dem Drehkreuz am Eingang standen und wenige Minuten später Bahnen schwammen. Die Möglichkeit, eine Dauerkarte schon ein paar Tage vor dem Saisonbeginn zu erwerben, hatte Ortiz, wie viele andere Stammgäste auch, gerne genutzt.
Die Tradition des offiziellen Anschwimmens zum Saisonstart pflegt Bürgermeister Christian Schönung seit einigen Jahren. Auch gestern war der Termin zusammen mit GGEW-Vorstand Carsten Hoffmann vereinbart. Der Energiedienstleister GGEW ist Betreiber des Lorscher Freibads. Bis die beiden Herren nach der Begrüßung und der obligatorischen kalten Dusche los schwammen, hatten manch andere aber bereits einige Bahnen zurückgelegt.
Hans Haensel zum Beispiel. Der Lorscher gehört mit seiner Ehefrau Sieglinde ebenfalls zu den Stammgästen. Und die beiden Senioren schwimmen so gut wie immer schon am ersten Tag der Saisoneröffnung diszipliniert ihre Bahnen.
Alles im Blick hat Steffen Rietig. Der Bademeister, im Winter in Bensheim tätig, schwimmt auch privat gerne, und zwar Strecken von zwei, bis drei Kilometern, verrät er auf Nachfrage.
Schilder folgen noch
Die vielen Schilder, die in den vorigen beiden Corona-Jahren etwa ans Abstandhalten erinnerten, sind verschwunden. Eine Regelung aus dieser Zeit wird aber beibehalten: die Einteilung des Schwimmerbeckens in abgeteilte Bahnen. Die Schilder, die jeweils Bereiche für „Schnellschwimmer“ beziehungsweise für diejenigen ausweisen, die gemütlicher unterwegs sein wollen, fehlten gestern noch, sollen aber nachgeliefert werden. Die Tempo-Zonen waren bei den Gästen gut angekommen, weil man sich so weniger in die Quere kommt.
Geöffnet ist das Freibad täglich von 8 bis 20 Uhr. Am Eingang gut sichtbar ist jetzt auch das Bücherregal platziert worden, das kostenlos unterhaltsamen Lesestoff bietet. Auf dem Gelände des Waldschwimmbads befinden sich außerdem ein Kiosk, ein Kleinkind-Bereich und Spielflächen.
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