Kommunalpolitik

Schlagabtausch bei Podium zur Heppenheimer Bürgermeisterwahl

Rainer Burelbach (CDU), Peter Janßen (LiZ) und Saskia Böhm-Fritz (Mensch Umwelt Tierschutz) stehen am 12. März zur Wahl.

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olo/ü
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Heppenheims historische Altstadt mit Rathaus und Dom. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Großes Interesse rief das Podium des Starkenburger Echos zur Heppenheimer Bürgermeisterwahl im Marstall hervor. Johannes Breckner und Marius Blume fühlten den drei Kandidaten auf den Zahn, sodass die unterschiedlichen Ansichten deutlich wurden.

Der amtierende Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) zeigte sich mit der Entwicklung Heppenheims sehr zufrieden. Und das schrieb er auch seinem Engagement zu. „Ich hatte mir den Schwerpunkt Baugebiete gesetzt.

Denn Unternehmen waren nach Bensheim abgewandert. Und es ist mir gelungen, Gegenakzente zu setzen”, sagte der 57-Jährige. Heppenheim habe sich die neu angesiedelten Unternehmen ausgesucht und damit Arbeitsplätze geschaffen und Steuereinnahmen erhöhen können.

Rainer Burelbach © Lutz Igiel

Kandidat Peter Janßen (LiZ) sah die Entwicklung Heppenheims nicht so positiv wie der Amtsinhaber. Die Stadt habe nicht vorgesorgt, um für die Herausforderungen des Klimawandels, der Migration und der Ressourcen (Wasser und Energie) gewappnet zu sein. Auch die Weiterentwicklung der Stadt sei nicht vorbereitet worden.

Als Beispiele nannte er den Europaplatz und den Parkhof. Saskia Böhm-Fritz (Mensch Umwelt Tierschutz) fand, Heppenheim sei groß genug, es sollte nicht noch mehr Gewerbe angesiedelt werden. Der benötigte Wohnraum soll durch Verdichtung entstehen, auch Leerstand müsse genutzt werden.

Auch beim Thema Naturschutz/Nachhaltigkeit sah Burelbach alles positiv. Heppenheim habe innovative Unternehmen, hier seien die effektivste Glühbirne und eine moderne Wärmepumpe entwickelt worden. Der Wald werde gepflegt, und als Ausgleich für Versiegelungen würden viele neue Bäume gepflanzt.

Saskia Böhm-Fritz © Lutz Igiel

Janßen war hier wieder unzufrieden: „Der Parkhof wartet seit 20 Jahren auf eine Begrünung, und der Waldzustand ist auch nicht der beste.” Beim Thema Photovoltaik sei in Heppenheim auch nichts passiert. Böhm-Fritz sah es ähnlich: In Sachen Nachhaltigkeit gebe es noch einiges zu tun, beispielsweise könne man ein Nahwärmenetz schaffen.

Amtsinhaber Burelbach wehrte sich gegen den Vorwurf, in Sachen Photovoltaik passiere nichts: „Die Nibelungenhalle bekommt noch Solarzellen. Wir prüfen bei jedem städtischen Gebäude, ob Photovoltaik möglich und wirtschaftlich ist.” Gegen Windenergie wehrte er sich nicht, gab aber zu bedenken, dass dafür viele Bäume gefällt werden müssten. Janßen bekundete Sympathie für Geothermie-Lösungen, langfristig seien aber auch Windräder angebracht. „Ich bin für Windturbinen, denn die sind für Vögel weniger gefährlich als Windräder”, sagte Böhm-Fritz. Verstärkt Anwendung finden müssten Fotovoltaik und Wärmepumpen.

Streit beim Thema Verkehr

Für die Erweiterung des Steinbruchs Röhrig sprachen sich Burelbach und Janßen aus. Beide meinten, es werde Baumaterial benötigt. Und es sei besser, das hier abzubauen, als es aus Indien zu importieren. Saskia Böhm-Fritz sah die Steinbruch-Erweiterung kritisch, sagte jedoch, sie habe sich noch keine abschließende Meinung gebildet, weil sie das Gutachten nicht kenne.

Uneinig waren sich die drei Kandidaten beim Thema Verkehr. Die 38-jährige Böhm-Fritz urteilte, das Auto werde in Heppenheim bevorzugt. Sie wünschte sich, dass Fußgänger im Verkehrskonzept berücksichtigt werden und dass vor Schulen Fahrradstraßen eingerichtet werden. Außerdem müsse es mehr Aufklärung der Verkehrsteilnehmer geben, damit das gegenseitige Verständnis größer werde. Peter Janßen monierte, es gebe Konzepte für den Straßenverkehr, doch es werde nichts umgesetzt.

Anstatt auf dem Parkhof zu parken, hielt er es für sinnvoller, die Autos auf dem Europaplatz abstellen zu lassen. Statt das Gehwegparken zuzulassen, müssten die Autos in die Garagen verschwinden. „Wir können die Bürger nicht zwingen, in den Garagen zu parken“, betonte Burelbach und sprach sich für ein Miteinander aller Verkehrsteilnehmer aus. Tatsächlich nehme das Auto zu viel Platz ein, es brauche aber Zeit, um hier gegenzusteuern.

Peter Janßen © Lutz Igiel

Zuschüsse für die Heppenheimer Festspiele fanden alle drei Kandidaten gut. Kultur locke nicht nur Touristen an, sondern sei auch für die Heppenheimer wichtig, sagte Burelbach. Die Stadt könne sich die finanzielle Unterstützung leisten, weil sie wirtschaftlich gut dastehe. Saskia Böhm-Fritz erinnerte daran, dass viele Vereine für das kulturelle Leben in der Kreisstadt sorgten. Beim Thema Tourismus bemängelte der 62-jährige Janßen, dass Starkenburg und auch die Heppenheimer Radwege kein gutes Bild abgäben.

Außerdem müsse man sich um die denkmalgeschützte Siegfriedstraße kümmern und das Museum aufwerten. Die beiden Burelbach-Herausforderer kritisierten, dass Heppenheim keinen größeren Veranstaltungssaal besitzt. „Das ist ein Trauerspiel. Man muss nach Erbach ausweichen“, sagte Janßen. Amtsinhaber Burelbach verwies darauf, dass der Kurfürstensaal bald saniert sei und dann auch einen „tollen Gewölbekeller“ habe, der genutzt werden könne. Bedenken müsse man, dass möglicherweise Kirchenräume nicht mehr benötigt würden. Und außerdem seien Hambach oder Erbach auch Heppenheim.

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Burelbach sah das Parlament als die entscheidende Instanz, als Politiker müsse man viele Interessen zusammenbringen. Böhm-Fritz meinte, ein Bürgermeister müsse auch mal Entscheidungen treffen. Janßen befand, ein Rathaus-Chef könne sich „Freiräume schaffen” – viele Entscheidungen würden im Magistrat beschlossen, ohne die Stadtverordneten. Er plädierte indes für eine offene Diskussion, der Bürger müsse Druck auf die Politik ausüben können.

Lücken beim Wissenstest

Zu lachen hatten die Zuschauer auch etwas. Etwa, als Burelbach gefragt wurde, wann er nach Bensheim gehe. Seine Antwort: „Nur wenn ich muss.” Kein gutes Bild gaben die Kandidaten bei heiteren lokalen Wissensfragen ab: Janßen verschätzte sich bei der Höhe der Starkenburg, Burelbach konnte nicht erklären, was das Stadtwappen zeigt, und Böhm-Fritz fiel der Postbrunnen nicht ein. olo/ü

Thema : Bürgermeisterwahl Heppenheim

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