Kultur

Neustart für die Heppenheimer Festspiele

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jr/ü
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Heppenheim. Stadt und Vertragspartner sind sich einig, das Programm steht: Heppenheims Festspiele werden nach zwei Jahren Zwangspause im Sommer 2022 wiederbelebt. Ohne die Gründerfamilie Richter, ohne die in Insolvenz gegangene Festspiele Heppenheim GmbH, und ohne Hamburger Kammerspiele, die in diesem Jahr eine Zwischenlösung anbieten wollten, am Ende aber absagen mussten.

Dafür mit einer theaterbegeisterten Darmstädter Familie, die auch in Pandemiezeiten bereit ist, Risiken einzugehen und eine Tradition aufnimmt, die 1975, also vor einem knappen halben Jahrhundert, ihren Anfang nahm. Iris Stromberger ist seit Jahrzehnten als Schauspielerin wie auch Regisseurin im Geschäft und führt seit 2018 mit großem Erfolg das „TheaterLust“ in Darmstadt, unterstützt von Ehemann Ingo Schöpp-Stromberger, der als Jurist und Kaufmann im Hintergrund die Fäden zieht. Beide verfügen über reichlich Erfahrung, die sie nun in Heppenheim einbringen können und wollen.

Spielstätte wird noch saniert

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Am Dienstagabend waren sie Gäste im Sozial-, Kultur- und Sportausschuss, um sich und ihr Konzept für die Spielstätte im Kurmainzer Amtshof vorzustellen. Eine Spielstätte, die derzeit mit großem Aufwand saniert und zu einem Kulturzentrum umgebaut wird. Arbeiten, die auch bei Beginn der Festspielsaison noch nicht abgeschlossen sein werden. Es wird also nicht ganz einfach für die Strombergers, aber das war es 1974 auch nicht, als der Schauspieler und Regisseur Hans Richter zusammen mit Ehefrau Ingeborg Bieber mit einer Aufführung von Hofmannsthals „Jedermann“ auf dem Platz vor Sankt Peter loslegte. Ein ernstes Stück, das in den Jahrzehnten danach eher leichterer Kost Platz machen musste. Bei Wein und Laugengebäck amüsierten sich bis zu 580 Zuschauer im überdachten Hof des Amtshofes bei Komödien, Schwänken und Lustspielen, belebten vor und nach den Vorstellungen die Gastronomie der Altstadt.

Das Programm steht

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Mit einem ähnlichen Repertoire wollen die Strombergers an die Erfolge früherer Festspiel-Zeiten anknüpfen, Iris Stromberger sprach im Ausschuss aber auch von einem Neustart mit einem „sinnlichen Theater“, das auch andere kulturelle Unterhaltungswünsche bedient. So gibt es neben Lustspiel und Komödie Soloabende mit Walter Renneisen und Elinor Stromberger, Jazz und a cappella. Das Heft mit dem kompletten Programm 2022 steht ab Freitag zur Verfügung, dann soll auch der Vorverkauf starten.

Zumindest im ersten Jahr der Stromberger-Festspiele wird das Publikum ohne das Zeltdach auskommen müssen, das nicht mehr zu retten war. Überdacht wird die Bühne mit einer aufgesetzten, angemieteten Holzkonstruktion sein, Besucher dagegen sollen sich per Regencapes schützen können, die am Theatereingang zu haben sein werden. Komfortabler als bisher wird es auf den Bänken zugehen, die künftig über Rückenlehnen verfügen, wie Ingo Schöpp-Stromberger ankündigte, und es gibt auch bereits einen Gastronomen aus der Kreisstadt, der die Versorgung der Gäste übernehmen will.

Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) zeigte sich im Ausschuss überzeugt, dass man mit den Darmstädtern einen guten Griff gemacht hat. Zumal es sich bei den Strombergers nicht um kommerzielle Partner handele, „die hier Geld verdienen wollen“. Für den Vertrag mit der Stadt wird der gemeinnützige Verein, als der das Projekt bislang geführt wird, in eine gemeinnützige GmbH überführt.

Breite Zustimmung

Klar ist aber auch, dass Theatermachen Geld kostet. Und dass dem entsprechende Einnahmen gegenüberstehen müssen, wenn das Ganze so wie erhofft Zukunft haben soll. Die Eintrittspreise werden sich deshalb in den gewohnten Bahnen bewegen, und eine Klausel im Vertrag schützt die Veranstalter, falls die Festspiele verhindert sind oder eingeschränkt werden. Denn, so Burelbach im Ausschuss: „Corona entscheidet alles“.

Im Ausschuss stieß das Konzept auf breite Zustimmung, Nachfragen gab es nur wenige. Ob, wie angedacht, auch lokale Kulturtreibende zum Zug kommen, wollte beispielsweise Martin Fraune (Grüne) wissen (eventuell an vier Terminen, so Erste Stadträtin Christine Bender, SPD). Und Markus Wilfer (FDP) regte an, über eine Überdachung nachzudenken. Was man, so Burelbach wie Iris Stromberger, bereits tut.

Letztere verabschiedete sich übrigens mit einer Kostprobe ihres Könnens aus dem Ausschuss, die Rückschlüsse auf das, was kommen könnte, zulässt: Mit einem „Drama in fünf Minuten“ von Robert Gernhardt und „Weihnachtlichem“ von Hans-Dieter Hüsch hatte sie die Lacher auf ihrer Seite. jr/ü

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