Heppenheim. Fast ein Jahr lang wurde hinter den Kulissen am Neustart der Heppenheimer Festspiele gearbeitet, nun scheint die Planung binnen weniger Wochen mächtig Fahrt aufgenommen zu haben. Berichtete Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) vor drei Wochen im Sozial-, Kultur- und Sportausschuss (SKS) noch von anstehenden Verhandlungen mit „einem ernst zu nehmenden Bewerber, über dessen Interesse wir uns ausgesprochen freuen“, sind diese Gespräche inzwischen offenbar recht weit gediehen.
Auf Anfrage des Co-Vorsitzenden des Heppenheimer Ortsverbandes von Bündnis 90/Die Grünen, Martin Fraune, berichtete Burelbach am Donnerstagabend in der Stadtverordnetenversammlung von „angenehmen Gesprächen“ und einem „festen, gemeinsamen Willen“ aller Beteiligten, die Tradition der Festspiele in der Bergsträßer Kreisstadt wieder mit neuem Leben zu erfüllen. Wie weit die Gespräche tatsächlich fortgeschritten sind, machte ein weiterer Satz aus dem Mund des Rathauschefs deutlich: „Aktuell wird bereits ein Vertrag ausgearbeitet.“ Kaum verwunderlich also, dass sich Burelbach Ende der vergangenen Woche „sehr optimistisch“ zeigte, was die Ausrichtung der Heppenheimer Festspiele im Sommer 2022 angeht.
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Um welchen Bewerber es sich genau handelt, wollte Burelbach allerdings auch den Abgeordneten des Stadtparlaments noch nicht verraten. So ist diesbezüglich nach wie vor aktuell, was Burelbach bereits im SKS durchblicken ließ: „Es ist keiner der bislang bekannten Interessenten.“ Die Hamburger Kammerspiele sind demnach weiter aus dem Spiel. Diese hatten im Frühjahr 2020 zunächst die Kooperation mit der Festspiele Heppenheim GmbH beendet, kurz darauf machte die erste Corona-Welle alle Planungen für eine Festspiel-Saison im Spätsommer des vergangenen Jahres zunichte. Doch es sollte noch schlimmer kommen: Im Mai 2020 stellte der damalige Geschäftsführer der Festspiele GmbH, Stephan Brömme, infolge der Pandemie einen Insolvenzantrag, unmittelbar danach wurde ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet.
Unabhängig davon sollten die Kammerspiele auf Wunsch der Stadt und der Kernstadtpfarrei St. Peter die „Übergangsfestspiele 2021“ auf dem Kirchplatz vor dem „Dom der Bergstraße“ ausrichten. Im Zuge der weiter andauernden Amtshof-Sanierung musste eine neue Spielstätte gefunden werden, zudem war der Vertrag zwischen Stadt und Festspiele GmbH Ende 2020 ausgelaufen. Doch erneut machte die Pandemie den Planspielen einen Strich durch die Rechnung. Vor Jahresfrist machten die Hanseaten einen Rückzieher – mit Verweis auf die problembehaftete Planung infolge der Pandemie.
Nicht vorschnell euphorisch sein
Die Stadt reagierte seinerzeit umgehend mit der Vorbereitung der inzwischen beendeten Ausschreibung, ein dauerhafter Ausfall der traditionsreichen Kulturveranstaltung sollte mit aller Macht verhindert werden.
Inzwischen stehen die Chancen zwar ausgesprochen gut, dass dieser „Worst Case“ nicht eintreten wird, dennoch warnte Burelbach in der Stadtverordnetenversammlung vor vorschneller Euphorie. „Nach zwei Jahren ohne Festspiele, wird es erst einmal wichtig sein, die Kulturveranstaltung überhaupt wieder in den Köpfen der Menschen zu etablieren“, entgegnete er auf Fraunes Nachfrage, ob denn auch alternative Spielstätten wie der Kirchplatz oder die Freilichtbühne beim „Re-Start“ berücksichtigt würden. Weiter prognostizierte der Bürgermeister: „Und schon das allein, da bin ich mir ziemlich sicher, wird nicht einfach werden.“
Auch außerhalb des Amtshofes
Gleichwohl betonte Burelbach, dass er es grundsätzlich begrüße, neben dem Amtshof auch weitere für die Kreisstadt charakteristische Orte bespielen zu lassen – „aber erst, wenn alles angelaufen ist und sich über eine gewisse Zeit etabliert hat“.
Zumindest die Freilichtbühne stünde dem künftigen Festspiel-Betreiber in der Zeit von Ende Juli bis Anfang September wohl zur Verfügung, wie einer schriftlichen Antwort des Magistrats auf eine Anfrage der Fraktion der Tierschutzpartei zu entnehmen ist. Demnach schränkte der bisherige Vertrag mit den Festspielen die Nutzung der „Kappel“ bereits insoweit ein, „dass während der Festspielzeit keine weiteren kulturellen Veranstaltungen im Stadtgebiet stattfinden durften.“ Und das wird wohl auch so bleiben – sofern der aktuelle Verhandlungspartner letztlich auch den Zuschlag erhält. Denn Burelbach stellte im Parlament klar: „Auch der potenzielle neue Betreiber verlangt diese Klausel im Vertrag.“ fran/ü
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