Heppenheim. Glühweinduft, Weihnachtslieder und eine festlich beleuchtete Altstadt – es hätte so schön sein können auf dem Nikolausmarkt am 4. Dezember, fast wie früher. Doch die Pandemie ist längst noch nicht vorbei, vielmehr schießen die Infektionszahlen derzeit sprichwörtlich durch die Decke. Und an vorweihnachtlichen Spaß ist dann auch im Rathaus kaum zu denken. „Wir haben im Magistrat deshalb schweren Herzens beschlossen, den Nikolausmarkt abzusagen“, teilen Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) und Erste Stadträtin Christine Bender (SPD) mit. Weiter sagt Burelbach: „Wir alle hätten uns riesig über einen Nikolausmarkt gefreut, in diesem Fall muss aber die Vernunft Vorrang haben.“
Ebenfalls abgesagt wurde der Adventsbasar mitsamt Glühweinkerwe am 27. November rund um den Ober-Laudenbacher Kindergarten. „Leider haben wir uns aufgrund der rasant ansteigenden Zahlen dazu entschieden, das Fest wieder abzusagen“, sagt Franz Arnold, Vorsitzender des Kerwevereins im Stadtteil.
Nicht leicht gemacht
Mit Blick auf den Nikolausmarkt gewähren Burelbach und Bender unterdessen auch Einblicke in die Diskussion des Magistrats – um aufzuzeigen, dass man sich intensiv mit dem Thema beschäftigt habe. Demnach gingen, so Burelbach, täglich inzwischen mehrere Mitteilungen im Rathaus ein, mit denen sich Vereine oder Organisationen aus den Planungen für den Nikolausmarkt zurückziehen würden – trotz vorheriger Zusage. „Ursprünglich hatten wir 48 Zusagen, jetzt sind es nur noch 40“, sagt Burelbach. „Und es wären wohl in den nächsten Tagen noch weitere Absagen dazugekommen.“ Darüber hinaus hatten die Mitglieder des höchsten Verwaltungsgremiums nach eigenen Angaben auch die Wirtschaftlichkeit sowie die Rechtslage im Blick. „Wir wollen nicht, dass den Vereinen ein größerer wirtschaftlicher Schaden entsteht“, betont Christine Bender. Viele würden nun mit den Einkäufen für den Markt beginnen, „dem wollten wir mit einer vorzeitigen Absage vorbeugen.“
Weiter gibt Burelbach zu bedenken, dass auch die bevorstehende Änderung des Infektionsschutzgesetzes sowie eine daraus resultierende neue hessische Landesverordnung Einfluss auf die Organisation des vorweihnachtlichen Treibens in der Altstadt haben könnten. „Wir können heute noch nicht wirklich sagen, wie die Rechtslage in zweieinhalb Wochen aussehen wird“, sagt der Bürgermeister. „Vielleicht gibt es bis dahin ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum“, fügt er hinzu – wohlwissend, „dass in Heppenheim an fast jedem Stand Speisen und Getränke angeboten werden“. Und nicht nur für das Duo an der Rathausspitze steht fest: „Ein Weihnachtsmarkt ohne Glühwein macht nur halb so viel Spaß.“
Unnötige Risiken vermeiden
Hauptgrund für die Absage sei aber das dynamische Infektionsgeschehen gewesen, betonen Burelbach und Bender. In Zeiten wie diesen müsse die Vorsicht Priorität genießen, „ein unnötiges Risiko sollte tunlichst vermieden werden.“ Darüber hinaus fühlt sich der Magistrat den Ärzten und Pflegekräften in den Praxen und Krankenhäusern verpflichtet. Burelbach: „Auch unser Kreiskrankenhaus wird immer voller, die Belastung des Personals immer größer. Es wäre aus unserer Sicht den Beschäftigten in der Pflege nicht mehr zuzumuten, wenn andere feiern, während sie um Menschenleben kämpfen.“ Und schon gar nicht wolle die Stadt als Ausrichter des Nikolausmarktes dafür verantwortlich sein, sollte sich ausgerechnet der Markt im Nachhinein als „Super-Spreader-Event“ herauskristallisieren – und die Kliniken zusätzlich belasten. fran/ü
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