Heppenheim. Der aktuelle Zustand des Heppenheimer Stadtwaldes ist besorgniserregend. Dies ist ein erstes Ergebnis der sogenannten Forsteinrichtung, welche der Magistrat vor etwas mehr als einem Jahr für rund 100 000 Euro in Auftrag gegeben hat. Besagte Forsteinrichtung ist vergleichbar mit einer Inventur und muss für die hiesigen Wälder alle zehn Jahre erfolgen. In Angriff genommen wurde die Bestandsaufnahme bereits Anfang des Jahres, bis zum 1. Januar 2023 muss laut Erster Stadträtin Christine Bender (SPD) das Ergebnis des beauftragten Unternehmens vorliegen.
Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es nach Angaben von Revierförster Thomas Schumacher hierzulande eine deutliche Zunahme an Holz gegeben. Auch die Fläche des Stadtwaldes ist erheblich gewachsen. Mit Blick auf das vergangene Jahrzehnt zeigte Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) vor gut einem Jahr auf: „Waren es 2013 noch 1369 Hektar, so umfasst der Stadtwald jetzt eine Fläche von 1411 Hektar.“ Im deutschlandweiten Vergleich gehört Heppenheim damit zu den 200 größten kommunalen Waldbesitzern.
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Und die Fläche dürfte in absehbarer Zukunft weiter wachsen, kündigte Bürgermeister Rainer Burelbach unlängst im Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss (BUS) an. „Der Ankauf von Staatswald am Schlossberg ist in den letzten Zügen“, sagte er. Dann sei der Wald am Fuße der Starkenburg wieder nahezu komplett in städtischem Besitz. Doch auch darüber hinaus gilt: Die Stadt ist weiterhin darauf bedacht, Waldstücke auf Heppenheimer Gemarkung zu übernehmen.
„Allgemein ist die Situation im Wald jedoch nach wie vor schlecht“, räumte der Bürgermeister im Ausschuss ebenfalls ein. Insbesondere in den tieferen Bodenschichten liege in Folge der hochsommerlichen Temperaturen der vergangenen Wochen, aber auch im Zuge des allgemeinen Klimawandels eine „erhebliche Trockenheit“ vor, so Burelbach.
Traurige, zugleich aber logische und für viele Wanderer sichtbare Konsequenz: Hessen Forst hat unter anderem den Waldlehrpfad vom Starkenburgweg zur Starkenburg mit einem dicken Baumstamm und weiteren Hindernissen gesperrt. Auf einem Hinweisschild steht zudem schwarz auf weiß: „Der Weg wird aus Sicherheitsgründen bis in den Herbst hinein gesperrt.“ Die „extrem heißen und trockenen letzten Jahre“ hätten dazu geführt, dass viele Bäume ganz oder teilweise abgestorben seien. „Trockene Starkäste oder Baumteile drohen herabzufallen oder zusammenzubrechen.“
Ein Tropfen auf den heißen Stein
Nur einem Tropfen auf den heißen Stein kommen dann auch die Regenmengen gleich, die beispielsweise am vergangenen Wochenende auf die Erde niedergingen und unter anderem die Weinmarkt-Eröffnung gehörig ins Wanken brachten – wenngleich Burelbach klarstellte: „Im Hinblick auf den Wasserhaushalt des Stadtwaldes hat die Regenmenge den neuen Kulturflächen sehr gut getan.“
Mit dieser Aussage deutete der Rathauschef zugleich eine der wesentlichen Aufgaben der städtischen Forstwirtschaft an: die Aufforstung des Stadtwaldes inklusive einer groß angelegten Anpflanzung neuer Bäume verschiedener Arten – darunter auch mehrere Baumhaseln, die aufgrund ihrer Eigenschaften vielerorts als Hoffnungsträger für die Zukunft der Wälder angesehen werden. Allein in der Wintersaison 2021/22 seien rund 24 000 neue Bäume im Stadtwald gepflanzt worden, ließ Burelbach unlängst die Mitglieder des Sozial-, Kultur- und Sportausschusses (SKS) wissen. Weiter sagte er damals: „Bis auf eine kleine Restfläche dürfte somit wieder alles bepflanzt sein.“ Im BUS ergänzte er hierzu: „Der Zuwachs gleicht sogar die Verluste durch Trockenschäden aus.“ Eine Aussage, die trotz aller Probleme die Mehrheit der Ausschussmitglieder zufrieden simmte. Nicht minder erfreulich: Die Belastungen durch Schädlinge haben sich laut Burelbach sichtlich entspannt, aktuell sei nur ein geringer Borkenkäferbefall im Stadtwald zu erkennen.
Eine ordentliche Ertragsquelle
Im BUS erinnerte Burelbach darüber hinaus daran, dass die Forstwirtschaft für die Stadt eine recht ordentliche Ertragsquelle darstellt. „Holzprodukte sind weiterhin sehr gefragt“, sagte er. Und weiter: „Im Schnittholzbereich stagnieren die Preise auf hohem Niveau, alle Hölzer verkaufen sich aber sehr gut.“ Dabei stünden Industrieholz und Brennholz in Konkurrenz zueinander.
Gleichwohl sei festzustellen, „dass insgesamt von den Kommunen, aber auch von Hessen Forst, derzeit weniger Holz eingeschlagen wird, sodass die Holzknappheit auf dem Markt eine zusätzliche Belastung erfährt.“ fran/ü
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