Kommunalsteckbrief - Sowohl Gewerbetreibende als auch Arbeitnehmer finden hier günstige Bedingungen / Nur der demografische Wandel bereitet Sorgen

IHK-Daten bestätigen Heppenheims Rang als aktive und attraktive Kleinstadt

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fran/ü
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Auch touristisch reizvoll: Von der Starkenburg aus bietet sich den Besuchern nicht nur ein vielfältiges Wanderangebot, sondern auch ein traumhafter Ausblick auf die Stadt und die Region. Im Jahr 2020 registrierte die IHK – trotz Corona – 42 252 touristische Übernachtungen in der Kreisstadt. © Christopher Frank

Heppenheim. „Mit den Kommunalsteckbriefen wollen wir einen Beitrag zu mehr Transparenz leisten“, sagt Daniel Theobald, Geschäftsbereichsleiter Unternehmen und Standort der IHK Darmstadt über die aktuellen Zahlen, die der Öffentlichkeit seit wenigen Tagen vorliegen. „Die […] Daten bilden eine wichtige Grundlage für Gespräche mit den Kommunen und Landkreisen und sind zusätzlich eine Entscheidungshilfe für Unternehmer, die sich in der Region niederlassen möchten.“

Gewerbe- und Grundsteuer gesenkt

Mit Blick auf die Bergsträßer Kreisstadt Heppenheim, immerhin ein von der IHK ausgezeichneter Wohnort für Fach- und Führungskräfte, wurden diese Ziele offenbar zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten erreicht. So konstatiert Sophia Hübner, im Rathaus zuständig für die kommunale Wirtschaftsförderung, auf Nachfrage der Zeitung: „In den jährlich veröffentlichten Gemeindesteckbriefen ist eine anhaltend positive Entwicklung unserer Kreisstadt zu erkennen, die uns sehr freut und bestätigt.“

Besonders zufrieden stimme die Verantwortlichen im Rathaus mit Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) an der Spitze, „dass wir in diesem Jahr die Senkung der Gewerbe- und Grundsteuer ermöglichen konnten“. Möglich gemacht hat dies die Stadtverordnetenversammlung mit ihrer positiven Entscheidung über den Entwurf des Doppelhaushalts für die Jahre 2022 und 2023 im Dezember des vergangenen Jahres. Die ohnehin schon vergleichbar niedrigen Werte (Grundsteuern A und B: 370 Prozent; Gewerbesteuer: 380 Prozent) wurden vom Parlament mit Beginn des Jahres 2022 auf jeweils 360 Prozent herabgesetzt. „Dadurch werden zum einen ansässige Unternehmen entlastet, gleichzeitig erhöht Heppenheim seine Attraktivität für Neuansiedlungen“, befindet Sophia Hübner. Und mit Blick auf die anderen Kommunen im Geltungsbereich der IHK Darmstadt stellt sie mit einer gewissen Portion Stolz fest: „Unter den 71 aufgeführten Städten und Gemeinden in Südhessen gehören wir zu den fünf Kommunen mit den niedrigsten Steuerhebesätzen.“

Ganz einfach zu belegen ist diese Aussage tatsächlich durch die Steckbriefe der benachbarten Kommunen. So liegt beispielsweise der Bensheimer Hebesatz bei der Grundsteuer A zwar noch einmal zehn Prozent unter dem Heppenheimer Ansatz, dafür liegen die Sätze bei der Grundsteuer B (620 Prozent) und der Gewerbesteuer (390 Prozent) in der Nachbarstadt deutlich über denen der Kreisstadt. Auch in Fürth (Grundsteuer A und B: 400 Prozent; Gewerbesteuer: 360 Prozent) oder Lorsch (Grundsteuer A: 360 Prozent, Grundsteuer B: 560 Prozent, Gewerbesteuer: 400 Prozent) kann man mit den Heppenheimer Hebesätzen nur teilweise mithalten. Inwiefern sich diese Unterschiede letztlich aber auf die Neuansiedlung von Gewerbetreibenden auswirken, lässt sich freilich erst in den nächsten Jahren bilanzieren – das weiß auch Sophia Hübner.

Doch nicht nur die kommunalen Steuern sind bekanntlich Bestandteil der IHK-Gemeindesteckbriefe. So liegt die „Einzelhandelsrelevante Kaufkraft“ im Jahr 2022 in Heppenheim demnach bei insgesamt 204,4 Millionen Euro, was einer durchschnittlichen Kaufkraft von 7805 Euro pro Einwohner entspricht.

Apropos Einwohner: Während die IHK sich auf die Einwohnerzahl von 2020 (26 218 Bürger) bezieht, lieferte Bürgermeister Burelbach in der Sitzung des Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschusses am Dienstagabend die aktuellsten Zahlen für die Kreisstadt. Demnach gab es zum Stichtag 31. Dezember 2021 bereits 26 357 Heppenheimer. Der Zuwachs beruhe jedoch in erster Linie auf einem Zuzug, so Burelbach. 2021 wurden demnach 274 Geburten, 329 Sterbefälle, 1749 Zuzüge sowie 1538 Wegzüge für Heppenheim verbucht. Mit Blick auf die Geschlechter ist das Verhältnis fast bei 50:50 – mit einer leichten weiblichen Überzahl.

Altersstruktur der Bevölkerung

„Eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen, die wir jemals hatten“, stellt aus Sicht des Rathauschefs aber der demografische Wandel dar: Die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre kommen der Reihe nach ins Rentenalter, aus den Reihen der jüngeren Generationen könnten diese Lücken in zahlreichen Berufsfeldern nicht mehr geschlossen werden, prognostizierte Burelbach im Ausschuss.

Der Gemeindesteckbrief sagt hierzu Folgendes (Stand 2020): Ein knappes Viertel der Heppenheimer Bevölkerung ist über 65 Jahre alt, mehr als 64 Prozent der Einwohner sind im sogenannten arbeitsfähigen Alter (15 bis 65 Jahre). Die Gesamtzahl der Beschäftigten ist in der Kreisstadt in den vergangenen zehn Jahren derweil um fast vier Prozent gestiegen – von 10 591 im Jahr 2011 auf 11 008 im Jahr 2021. Nicht minder interessant: 2020 wurden in Heppenheim deutlich mehr Einpendler (7659) als Auspendler (7219) verbucht – durchaus ein weiteres Indiz für einen attraktiven Beschäftigungs- und Niederlassungsstandort.

Am weitesten verbreitet in der Kreisstadt ist offenbar das „verarbeitende Gewerbe“ – laut IHK liegt zumindest dessen Umsatzanteil bei stattlichen 34,7 Prozent, gefolgt von Handel und Kfz-Reparatur (25 Prozent), Dienstleistungen (12,4 Prozent) sowie Grundstücks- und Wohnungswesen (2,5 Prozent).

Auch beliebter Wohnort

Alles in allem bestätigt der IHK-Gemeindesteckbrief abermals, was nicht nur angesichts der stark sprudelnden Einnahmen aus der Gewerbesteuer schon länger bekannt ist: Heppenheim ist für Gewerbetreibende wie für Arbeitnehmer ein aktives und attraktives Mittelzentrum – und angesichts seiner geografischen Lage immer noch ein überaus beliebter Wohnort. fran/ü

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