Heppenheim. Die gute Nachricht vorweg: Die Stadtverwaltung hat Wort gehalten. Nach den Sommerferien werde man den politischen Gremien die städtischen Energiesparpläne präsentieren, hatten Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) und Erste Stadträtin Christine Bender (SPD) Anfang August angekündigt. Just zu einem Zeitpunkt, da beispielsweise der Kreis oder die Nachbarstadt Bensheim bereits erste konkrete Maßnahmen präsentiert hatten. „Wir nehmen uns hingegen lieber die Zeit“, so Burelbach und Bender damals, „um sinnvolle und auch nachhaltige Lösungen zu präsentieren.“
Im Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss präsentierte der Magistrat nun seine ersten Lösungsansätze, basierend auf der „Entwicklung der Energieverbräuche der städtischen Liegenschaften 2019-2021 unter Berücksichtigung der Vergleichswerte des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie“. Berücksichtigt wurde dabei auch die angestrebte „Fortführung des CO2-Minderungsplans“.
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Damit beruhigte das höchste Verwaltungsgremium mit seinen Ausführungen fürs Erste die Gemüter der Stadtverordneten, Grünen-Fraktionschef Franz Beiwinkel sprach im Bauausschuss von einer „sehr aussagekräftigen“ Vorlage. Vor der Sommerpause hatte das Stadtparlament noch diverse Vorstöße in Sachen Energiesparen als „Schnellschüsse“ abgetan und mehrheitlich abgelehnt. Die Grünen hatten sich für eine schnellstmögliche Sanierung zahlreicher städtischer Gebäude ausgesprochen. Als Basis des Antrags diente der Wärmeatlas. Die Fraktionsgemeinschaft LiZ/Linke plädierte gar für eine Absenkung der Wassertemperatur im städtischen Freibad um zwei Grad Celsius.
Einig waren sich die Parlamentarier jedoch, „dass etwas passieren muss“. Und so wurden Burelbach und Bender eindringlich dazu aufgefordert, einen möglichst langfristigen Plan für die städtischen Liegenschaften aufzustellen – kurz- und mittelfristige „Notfallpläne“ und Maßnahmenkataloge wurden schließlich bereits vonseiten der Bundesregierung auferlegt. Eine wichtige Rolle sollte dabei die energetische Sanierung spielen.
Und die ist bei einigen Gebäuden nahezu unumgänglich, wie nun sowohl der vorgelegten Auswertung als auch Benders Kurzanalyse zu entnehmen ist. Die wichtigste Erkenntnis der Auswertung laut Christine Bender: Auch beim Verbrauchsjahr 2021 handelte es sich um ein Jahr der Corona-Pandemie. „Unterschiedliche Nutzungen der Liegenschaften und diverse Verordnungen machen die Kennzahlen somit nur bedingt vergleichbar.“
Kitas, Rathaus und Amtshof
Ganz besonders galt dies offenbar für die städtischen Kindertagesstätten: Mit der Arche Noach, der Hambacher Kita Löwenzahn, der Kita Buntspecht und der neuen Räuberhöhle an der Hirschhorner Straße liegen gleich vier Betreuungseinrichtungen über dem Bundesschnitt. Verantwortlich hierfür sei in erster Linie das gleichzeitige Heizen und Lüften während der Pandemie, erklärt Bender. Der hohe Heizenergieverbrauch von mehr als 137 000 Kilowattstunden (kWh) in der Räuberhöhle sei hingegen „alleine der Bauphase“ zuzuordnen. Gleichwohl räumt Bender mit Blick auf die Arche Noach auch ein: „Der überdurchschnittliche Verbrauch ist seit der Übergabe an die Stadt bekannt.“ Im Zuge des Krippenneubaus in unmittelbarer Nachbarschaft an der Dr.-Heinrich-Winter-Straße soll deshalb auch ein „gesamtheitliches Heizkonzept“ für beide Einrichtungen erstellt werden.
Deutlich über dem Schnitt liegen „aufgrund der Bausubstanz“ auch die denkmalgeschützten Liegenschaften Rathaus und Amtshof sowie die Stadtbücherei in der Graf-von-Galen-Straße. Den stark gestiegenen Stromverbrauch im Rathaus (2019: 34 458 kWh; 2021: 43 498 kWh) und gleichzeitigen Rückgang der Heizkosten (Quelle: Gas) erklärt die Erste Stadträtin mit dem Einbau der dortigen Sockelheizungen. Eine bessere Energiebilanz der Stadtbücherei ist derweil ebenfalls in Sicht. „Hierfür stehen bereits Mittel für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie im Haushalt 2022/23 zur Verfügung“, so Bender.
Die „Energieschleuder“ Nibelungenhalle dürfte freilich mit der für November vorgesehenen Eröffnung des benachbarten Neubaus Geschichte sein. Anders sieht es bei einer weiteren Sportstätte aus: „Nach Ausschluss aller technischen Mängel“ lasse sich der ausgesprochen hohe Verbrauch des Sportplatzes am Zentgericht nur noch „auf nutzerbedingtes Verhalten“ zurückführen, so Bender. Ein deutlicher Seitenhieb in Richtung des FC Starkenburgia.
Und tatsächlich weist der „Galgen“ mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 353 Kilowattstunden pro Quadratmeter Nettogeschossfläche den schlechtesten Wert aller städtischen Liegenschaften aus. Zudem berichtet die Baudezernentin: „Hier wurden bereits mehrere Gespräche mit den verantwortlichen Nutzern geführt.“ Problemlöser könnte nun aber eine „smarte Steuerung“ sein, wofür aktuell die technischen Möglichkeiten erörtert würden. Ebenso verhält es sich beim Jugendzentrum „Oase“, das derzeit ebenfalls „im roten Bereich“ liegt.
Weitere Problemfälle sind die Feuerwehrstützpunkte in den Stadtteilen Ober-Laudenbach und Mittershausen – wenngleich in Mittershausen bereits die Weichen für eine bessere Zukunft gestellt wurden. Bender: „Hier steht der Austausch der Heizungsanlage auf der Agenda. Zudem sollen technische Optimierungsarbeiten durchgeführt werden.“ In Ober-Laudenbach (aber auch in Kirschhausen) müssten hingegen erst einmal technische Gegebenheiten geschaffen werden, „um den tatsächlichen Verbrauch ermitteln zu können“, teilt die Erste Stadträtin abschließend mit. fran/ü
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